Kassel - Nach genau zehn Tagen Wettkampfpause greift die MT Melsungen wieder ins Spielgeschehen ein. Der neunte Spieltag in der Handball-Bundesliga sieht für die Nordhessen einen Auswärtseinsatz vor: Am Sonntag werden sie vom Aufsteiger Handball Sport Verein Hamburg erwartet. Das Spiel in der Sporthalle Hamburg wird um 16:00 Uhr angepfiffen.

Fast sechs Jahre ist es her, dass sich Melsungen und Hamburg zum vorerst letzten Mal in einem Ligaspiel gegenüberstanden. Im Dezember 2015 mussten sich die Nordhessen in Kassel dem ehemaligen Champions League-Sieger mit 24:31 geschlagen geben. Nur 14 Tage später stellte dessen damaliger Geschäftsführer Christian Fitzek, der übrigens von 1997 bis 2000 die MT in der zweiten Liga trainierte, einen Insolvenzantrag. Ende Januar 2016 entzog dann die Liga den Hanseaten die Lizenz und erklärten sie zum ersten Absteiger der Saison 2015/16.

Beeindruckend kämpfte sich der Verein in den folgenden sechs Jahren von der Oberliga Hamburg zurück in die Beletage des deutschen Handballs. Im Juni feierte das Team von Erfolgscoach Torsten “Toto’” Jansen den Aufstieg. Seitdem sorgt der Neuling für mächtig Furore. Das Team, angeführt von Torwart Johannes Bitter, Jansens Mannschaftskamerad aus dem deutschen Weltmeisterteam von 2007, belegt nach neun Spielen und 11:7 Punkten sensationell Platz vier und führt damit das Verfolgerfeld hinter dem Führungstrio Magdeburg, Berlin und Kiel an. Heimsiegen gegen die Rhein-Neckar Löwen, Wetzlar und Minden stehen Auswärtspunkte aus Leipzig, Stuttgart und Balingen gegenüber. Geschlagen geben musste man sich bislang nur dem Bergischen HC, Göppingen und Flensburg.

Einer, der mit seinen Toren maßgeblich zur Erfolgskurve des HSV beiträgt ist Jan Forstbauer. Der Halbrechte, der von 2013 bis 2016 bei der MT unter Vertrag stand, mauserte sich im Norden zum Goalgetter. Der Linkshänder erzielte zusammen mit Olympiasieger und Weltmeister Casper Ulrich Mortensen (Linksaußen) und Niklas Weller (Kreisläufer), der übrigens schon seit der Oberliga beim HSV spielt, bislang ziemlich genau die Hälfte aller Hamburger Treffer. Keine Frage, dass “Forsti” gegen seinen Ex-Klub besonders motiviert ist.

Das dürfte auf Melsunger Seite mindestens auch auf den aktuellsten Neuzugang Gleb Kalarash zutreffen. Der Kreisläufer und Abwehrspezialist, erst Mitte dieser Woche vom HBW Balingen-Weilstetten zur MT gestoßen, steht in Hamburg vor seinem Debüt im rotweißen Dress und trifft dabei auf seinen russischen Nationalmannschaftskollegen Azat Valliulin. Valliulin spielt auf Halblinks und ist somit im Rückraum das Pendant zu Jan Forstbauer.

Gleb Kalarash erklärt unterdessen: “Ich kenne die Philosophie von Roberto Garcia Parrondo aus unserer gemeinsamen Zeit bei Vardar Skopje und denke deshalb, dass ich mich schnell in die MT-Abwehr einfügen kann. Auf jeden Fall will ich helfen, diese zu stabilisieren, wobei ich aber auch gern im Angriff spiele”. Kalarash als Abwehrchef und Parrondo als Trainer gewannen mit den Nordmazedoniern in 2019 die Champions League.

Mit dem Spiel am Sonntag in der Sporthalle Hamburg kehrt die MT Melsungen dorthin zurück, wo sie am 30. April 1996 zum ersten Mal in ihrer Vereinsgeschichte ins Rampenlicht der nationalen Handballbühne trat: Der damalige Zweitligist hatte sich für das Final Four im DHB-Pokal qualifiziert und spielte in der Alsterdorfer Sporthalle, wie die Spielstätte auch genannt wurde, gegen den TuSEM Essen. Die MT verlor seinerzeit mit 17:22.

Ein Negativergebnis wollen sich Häfner & Co. am Sonntag natürlich möglichst ersparen. Roberto Garcia Parrondo hat sein Team 10 Tage lang auf das Match gegen den Neuling vorbereitet. Der MT-Coach räumt ein: “Diese Mannschaft ist kein typischer Aufsteiger. Sie verfügt über sehr gute und teilweise sehr erfahrene Spieler. Die bisherigen Leistungen und der aktuelle Tabellenplatz sprechen für sich”.

Auch wenn derzeit einige Spieler im MT-Team angeschlagen sind, muss Roberto Garcia Parrondo am Sonntag in Hamburg wohl nur auf den noch rekonvaleszenten Finn Lemke verzichten. Seinen Platz im Abwehrzentrum soll Gleb Kalarash einnehmen und zusammen oder im Wechsel mit Arnar Arnarsson und Elvar Örn Jonsson den Mittelteil der Melsunger Defensive bilden.

Das Abschlusstraining samt Videoanalyse hat die Mannschaft übrigens am Samstagvormittag absolviert und ist unmittelbar danach gen Hamburg aufgebrochen. Das Ziel ist klar: Die MT will dort den Aufsteiger stoppen und gleichzeitig ihre eigene Serie von vier ungeschlagenen Pflichtspielen in Folge ausbauen.


Bisherige Vergleiche MT – HSV

21 Spiele, davon 2 Siege MT, 17 Siege HSV, 2 Remis

Die letzten Spiele:

02.12.15, HBL, MT Melsungen – HSV Hamburg 24:31

25.02.15, HBL, MT Melsungen – HSV Hamburg 23:26


Schiedsrichter in Hamburg

Nils Blümel / Jörg Loppaschewski (beide Berlin); DHB-Spielaufsicht Matthias Brauer.


Infos zum Gegner:

www.hamburg-handball.de