Heilbronn - Vorhang auf für Deutschlands beste Jugend-Leichtathleten, die am Wochenende ihre nationalen Meister ermitteln.

Eigentlich war für diese Titelkämpfe (24. bis 26. Juli) das Ulmer Donaustadion als Austragungsort vorgesehen. Aufgrund der Risiko-Bewertung der Corona-Pandemie sowie der damit verbundenen veränderten Richtlinien zur Durchführung von Sportveranstaltungen und der Verordnungen zum Infektionsschutz hatte Ulm von der Austragung der Titelkämpfe Abstand genommen. So findet das Leichtathletikfest an diesem Wochenende - allerdings ohne Zuschauer – dafür mit einer großen Anzahl von viel versprechenden Talenten der Jahrgänge 2001 – 2004 im Heilbronner Frankenstadion statt.

Von der Melsunger Turngemeinde erfüllte die 15-jährige Vivian Groppe recht deutlich die Normen für die Sprintstrecken über 100, 200 und 400 Meter. Trainer Wagner hatte bei der Meldung die Qual der Wahl und strich nach Rücksprache mit seinem Schützling den 400m-Lauf. So startet die junge dynamische und schon erfolgreiche Sprinterin, die als Siegerin bei den Landesmeisterschaften einen eindrucksvollen Beweis ihrer physischen und psychischen Belastungsfähigkeit ablegte in Heilbronn nur über 200 m (Samstag) und 100 m (Sonntag).

Mit ihren Glanzleistungen brachten sich die besten Jugend-Leichtathleten Deutschlands in den letzten Wochen mit allem Nachdruck in Erinnerung. Vor allem im Wenn Vivian locker bleibt, könnte sie als jüngste Sprinterin das Finale über 100 und 200 Meter erreichen.Sprint über 100 und 200 Meter purzelten die Jahresbestzeiten und deshalb versprechen am Samstagnachmittag die drei 200m-Vorläufe der WU18 bereits interessante und spannende Rennen. Lara Steinbrecher (Magdeburg) führt mit 24,36 Sekunden, gelaufen am 17. Juli in Haldensleben, das 24-köpfige Feld vor Anna Hense (Dortmund, 24,42) und Hawa Jalloh (Wiesbaden, 24,52) an. Damit scheinen Gold, Silber und Bronze bereits vergeben zu sein. Aufgrund ihrer starken Leistungen mit Zeiten unter 25 Sekunden kommen für das 200m-Finale auch Helen Baumgarten (Steinbach, 24,63), Sabrina Hafner (Erkheim, 24,68), Lysann Helms (Hamburg, 24,71), Cora Kunze (Dresden, 24,82), Nele Kühn (Frankfurt, 24,87) und Hanna Fleischmann (Landshut, 24,99) in die engere Wahl.
Vivian Groppe, die erst im Oktober 16 Jahre alt wird und damit eine der jüngsten Teilnehmerinnen der deutschen Meisterschaften ist, möchte am Samstag um 17.30 Uhr im Vorlauf bereits eine Zeit unter 25 Sekunden erzielen und in das Finale einziehen. Bisher lief Vivian bei wichtigen Wettkämpfen immer durch ihre gute Vorbereitung, Disziplin und Ehrgeiz in ihren Bestleistungsbereich hinein. Warum sollte es dieses Mal anders sein? Wichtig ist, dass sie nicht all zu sehr nervös ist und im Rennen gegen gleichstarke Konkurrenz locker bleibt. Maja Schorr, die amtierende deutsche 300m-Meisterin, hat ihre Karten auf der halben Stadionrunde mit 25,01 Sekunden noch nicht aufgedeckt. Auch sie möchte um die Medaillen mitlaufen.

Am Sonntagnachmittag werden die schnellsten Sprinterinnen Deutschlands über 100 Meter ermittelt. Zunächst werden um 12.35 Uhr vier Vorläufe ausgetragen, aus denen sich die Sieger und vier weitere Zeitschnellste für das Finale qualifizieren. Bei der Leistungsdichte des 28-köpfigen Feldes müssen selbst die Favoritinnen fast alles geben, um das 100m-Finale um 15.55 Uhr zu erreichen. Nimmt man die bisher gelaufenen 100m-Zeiten als Anhaltspunkt, dann stehen fünf der acht mutmaßlichen Finalteilnehmerinnen eigentlich fest, weil sie in dieses Jahr die 100 m unter 12-Sekunden zurücklegten. Für die TOP-Zeit sorgte Laura Müller (Unterländer LG), die im Vorjahr bei den deutschen U16-Meisterschaften in Bremen den DLV-Rekord auf 11,74 Sekunden verbesserte. Müller, die von ihrem Vater Wolfgang trainiert wird, präsentierte sich vor zwei Wochen in Rheinau-Freistett in glänzender Form und steht in der Galerie der Goldmedaillenanwärterinnen mit 11,73 Sekunden ganz oben. Zweite in der DLV-Meldeliste ist Viola John aus München mit 11,82 Sekunden. Auf den Plätzen drei, vier und fünf folgen Sina Kammerschmitt (Worms, 11,92), Helen Baumgarten (Steinbach, 11,95) und Carolin Schlung (B S A, 11,99), deren Unterschiede im Ziel nach den Meldezeiten nur wenige Zentimeter betragen sollten. Dass für diese schnellen Sprinterinnen nicht nur die Kondition, sondern vor allem auch die nervliche Substanz zählt, musste C. Schlung bei den Landesmeisterschaften in Gelnhausen erkennen. Vivian Groppe, am Start und zu Beginn der Beschleunigungsphase noch deutlich hinter ihrer Konkurrentin aus BSA, setzte sich auf dem zweiten Teil der Strecke mit der persönlichen Bestzeit von 12,01 gegen die DLV-Kaderathletin (12,10) durch und wurde Hessens U18-Sprint-Königin. „Ich versuche am Sonntag das Finale zu erreichen, aber das wird nicht leicht“, sagte die 15-Jährige, die auch im Jahr 2021 in der U18-Klasse startberechtigt ist und somit auf die Erfahrungen aus diesem Jahr zurückblicken kann.


Text und Fotos: Alwin J. Wagner