Melsungen - Verletzungen, noch dazu von Leistungsträgern, sind der Albtraum jedes Klubs. Die MT Melsungen erwischt es in dieser Saison besonders hart. Nachdem zwischendurch immer wieder Spieler coronabedingt ausfielen, wird der Handball-Bundesligist seit Monaten vom Verletzungspech heimgesucht. Derzeit fehlen mit Lemke, Gomes, Kastening und nun auch noch Jonsson gleich vier Stammkräfte aus dem Lizenzkader der Nordhessen. Und das ausgerechnet in der entscheidenden letzten Etappe der Saison, in der die Rotweißen den Kampf um Platz fünf gewinnen wollen.

Es passierte letzte Woche im WM-Playoff Duell “Island gegen Österreich”, im Hinrundenmatch in Bregenz. MT-Spielmacher Elvar Örn Jonsson ging nach einer Allerwelts-Abwehraktion zu Boden, blieb mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen und hielt sich die linke Schulter. Nach seiner Auswechslung und einer Eisbehandlung auf der Bank kehrte er im zweiten Durchgang noch einmal aufs Parkett zurück. Er spielte dann etwa bis zur 47. Minute, ehe er die Segel endgültig streichen musste. Im Rückspiel auf Island war er dann nicht mehr dabei.

Die dort vorgenommene Kernspinuntersuchung brachte es an den Tag: Der Rückraumspieler zog sich einen Riss im sogenannten Labrum, einem Faserknorpelring um die Schulterpfanne, zu. Nach der notwendigen Operation ist mit einer Rekonvaleszenz von etwa fünf Monaten zu rechnen. Elvar Örn Jonsson ist gleich in seiner ersten Saison bei den Nordhessen zu einem wichtigen Aktivposten im Rückraum geworden. Um seinen Ausfall zu kompensieren, ist nun Domagoj Pavlovic stärker gefordert. Der Kroate jedoch muss sich nach einer eigenen, mehrwöchigen Verletzungspause derzeit erst wieder an sein altes Wettkampfniveau heranarbeiten.

Ebenfalls fällt Timo Kastening noch mehrere Monate aus. Der Rechtsaußen absolviert nach seiner erfolgreichen Knieoperation jetzt die ersten Reha-Maßnahmen. Aufbautraining ist aktuell auch die Hauptbeschäftigung von Finn Lemke nach komplizierter Sprunggelenksverletzung und von André Gomes nach Mittelhandbruch. Wie lange die MT auf diese beiden Akteure noch verzichten muss, ist unklar. Mit Paul Kompenhans, der sich am Wochenende beim Einsatz in der MT-Zweiten im Aufstiegskampf am Mittelfinger verletzte, steht nun auch noch einer der Youngster auf der Ausfallliste, die jetzt dringend zur Ergänzung des Profikaders benötigt werden.

Kein Wunder, dass man bei der MT nun nicht nur mit gemischten Gefühlen auf die beiden anstehenden schweren Auswärtsaufgaben in Erlangen (28.04.) und Kiel (01.05.) schaut. Jetzt, da die Saison auf die Zielgerade einbiegt und der Kampf um Rang Fünf, der mit hoher Wahrscheinlichkeit einem internationalem Startplatz gleichkommt, voll entbrannt ist, kommt dieses unsägliche Verletztenmisere natürlich erst recht zur Unzeit. Acht Spieltage stehen für die Nordhessen noch auf dem Programm, davon aber nur noch drei vor eigenem Publikum. In der Kasseler Rothenbach-Halle müssen Hannover (05.05.), Lemgo (19.05.) und Wetzlar (08.06.) ihre Visitenkarten abgeben. Melsungen hat als Tabellenachter zwei Punkte Rückstand auf Rang fünf, der momentan von Göppingen belegt wird.