Gudensberg - Im "Ligen-Check" 2021/22 stellen wir heute die FSG Gudensberg vor. Die Mannschaft spielt in der Fußball-Verbandsliga und belegt nach der Hinrunde den 16. Rang. Als Übungsleiter ist André Fröhlich (Foto) tätig.

Die negativen Meldungen begannen schon deutlich vor Saisonbeginn, denn trotz einer tollen ersten Serie in der Verbandsliga Nord mit dem zwölften Platz und großartiger Perspektiven bei dem sehr gut geführten Verein, war es den Verantwortlichen nicht gelungen, in dem Maße neue verbandsligataugliche Spieler zu verpflichten, wie dies nötig gewesen wäre, um den Anforderungen, vor allem in schwierigen Coronazeiten, gerecht zu werden. Und auch vor dem Hintergrund, dass man mit André Lang (SG Englis/K/A), Matthias Tropmann (SG Schauenburg) und Daniel Frank (Karriereende) drei Stammkräfte hat ziehen lassen müssen, wobei Letztgenannter für drei Einsätze zurückkehrte.

Die Neuzugänge Lukas Illian (TSG Wattenbach), Maurice Sauer (FC Domstadt Fritzlar) und Taher Narimani Kahlan (Iran) machten ihre Sache mehr als ordentlich und sind mittlerweile fester Bestandteil der Mannschaft.

Schaut man sich die Ergebnisse und die Spielberichte an, so ist es kaum zu glauben, dass Gudensberg auf dem vorletzten Platz überwintern muss. Außer beim 0:3 gegen die ausgebuffte Truppe aus Vellmar war der Tabellensechzehnte in jedem Spiel auf Augenhöhe. In keiner Partie, außer dem besagten 0:3 gegen den OSC, unterlag die Elf um Angreifer Tom Siebert (13 Tore) mit mehr als zwei Toren. Selbst die Top-Teams CSC 03 Kassel (2:1), SV Weidenhausen (2:0) und SG Bad Soden (3:1) mussten sich strecken, um Gudensberg in die Knie zu zwingen.

Auch die Statistiken können sich sehen lassen. Defensive wie Offensive weisen bei Weitem nicht die schlechtesten Werte aller Verbandsligisten auf. Dennoch benötigt es in der Rückserie einer enormen Kraftanstrengung, will man den drohenden Abstieg noch abwenden.

Wie Coach Fröhlich die Hinrunde bewertet, verriet er uns in folgendem Interview:


Hallo Herr Fröhlich, sportlich belegt Ihr zurzeit den vorletzten Rang in der Verbandsliga Nord. Die Frage, ob Sie zufrieden sind, wäre wohl nicht angebracht. Dennoch, wie fällt Ihr Fazit über die Vorrunde aus?

Fröhlich: Natürlich sind wir mit der Platzierung nicht zufrieden. Bei einem Großteil der Partien war ich aber mit den gezeigten Leistungen über weite Strecken durchaus einverstanden. Die Punkteausbeute hat manchmal nicht zu dem gepasst, was wir auf dem Rasen gezeigt haben. Wir waren in über der Hälfte der Spiele ebenbürtig, haben den Top-Teams der Liga auch harte Fights geliefert und sind nie abgeschossen worden. Aber schlussendlich lügt die Tabelle nicht.


Was sind die Gründe, dass es so schlecht lief?

Fröhlich: Es hat sich gezeigt, dass wir nach der langen Pause körperlich nicht zu 100 % auf der Höhe waren wie die Jahre zuvor. Oft haben wir es dem Gegner durch Unkonzentriertheiten oder fehlende Kompaktheit zu leicht gemacht, Tore zu erzielen. Wir konnten unser Leistungsvermögen meist nicht über die komplette Spielzeit abrufen, haben allein acht Führungen in sieben Spielen wieder hergegeben und deshalb auch irgendwann den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze verloren.

Viele Ausfälle taten ihr Übriges, ein Drittel des Kaders hat 50% der Spiele oder mehr verpasst. Diese Probleme hatten andere Mannschaften nach der Corona-Pause vermutlich ebenfalls, wir konnten das auch auf Grund einiger Abgänge wichtiger und erfahrener Spieler im Sommer auf dem Niveau nicht kompensieren. Das gilt für die Defensive wie für die Offensive.


Gab es auch Positives?

Fröhlich: Ich meine, wer die Spiele gesehen hat, der wird mich bestätigen, dass wir trotz der mäßigen Platzierung gute Spiele absolviert haben. Vor allem in der ersten Hälfte der Hinrunde hat spielerisch, taktisch und kämpferisch Vieles gestimmt. Auch die Entwicklung einiger junger Spieler, die wichtigere Rollen im Vergleich zur Vorsaison eingenommen haben, war für mich positiv. Außerdem habe ich der Mannschaft nach der Hinrunde ein Lob für den sozialen Umgang, den Zusammenhalt und das Verarbeiten von Niederlagen ausgesprochen.


Die Neuzugänge konnten überzeugen?

Fröhlich: Ja, aber Luft nach oben besteht immer. Maurice Sauer wollten wir als jungen und verlässlichen Torwart hinter Tom Stieghorst aufbauen. Dass er so viele Spiele in der ersten Halbserie absolviert, war nicht abzusehen. Aber er hat das sehr ordentlich gemacht, konnte sich einige Male mit guten Paraden auszeichnen und weiterentwickeln. Lukas Illian hat in den Spielen, in denen er auf dem Platz stand, gezeigt, dass er einen positiven Einfluss auf unser Spiel haben kann und seine Kreativität uns bereichert.

Aber auch "etablierte" Spieler wie zum Beispiel Janis Wunsch, Tom Siebert, Philipp Wissemann, Robin Collela und Noah Jäger, die ja zum Teil noch sehr jung sind, haben noch mal einen Schritt nach vorne gemacht, noch mehr Verantwortung übernommen.


Ist der Klassenerhalt noch zu schaffen?

Fröhlich: Wir wollen keine Sprüche raushauen, aber sicher ist, dass wir uns noch lange nicht aufgegeben haben. Ziel ist es, deutlich mehr Punkte zu holen und die guten Leistungen noch konstanter auf den Rasen zu bringen. Wir werden mit Freude und Begeisterung in die Rückrunde gehen, wollen uns in dieser starken Liga beweisen, zeigen, dass wir mehr draufhaben. Mehr Kaderstabilität wäre dafür wichtig.


Beschäftigt sich der Verein schon mit Szenario „Abstieg“?

Fröhlich: Der Verein beschäftigt sich ständig mit Szenarien, ob Klassenerhalt oder Abstieg. Wir sind es aus den letzten Jahren gewohnt, mehrgleisig zu planen, wenngleich die Perspektive eine andere ist. Die Verantwortlichen werden, denke ich, vorbereitet sein.


Bliebe die Mannschaft im Falle des Abstiegs zusammen?

Fröhlich: Die Mannschaft hat Zusammenhalt bewiesen, gerade in schwierigen Phasen wie in der Hinrunde. Wir mussten Nackenschläge wegstecken, dennoch haben uns die Zuschauer immer unterstützt, haben hinter uns gestanden. Das hat mich sehr gefreut. Es muss sich keiner Sorgen machen, die Mannschaft wird mit Sicherheit keinen Riesenumbruch erleben. Der Klub verfügt über gefestigte Strukturen und eine gute Jugendarbeit.

Wenn aber einzelne Jungs sich höherklassig beweisen und einen sportlichen Schritt nach vorne machen können und wollen, muss man gegebenenfalls auch Verständnis aufbringen. Das habe ich auch immer betont, als es sportlich deutlich besser lief und wäre ja auch eine Auszeichnung für die positive Entwicklung und harte Arbeit der Spieler die letzten Jahre.


Bliebe der Trainer im Falle eines Abstieges?

Fröhlich: Das ist noch nicht entschieden. Wir sind in Gesprächen. Ich mache meinen Verbleib jedenfalls nicht von der Liga abhängig.


Hessensport24 bedankt sich für das Interview und wünscht der FSG alles Gute für die Rückrunde 2021/22!