Ismaning – Im Dezember wurde Malaika Mihambo als Deutschlands Sportlerin des Jahres ausgezeichnet. Für die gebürtige Heidelbergerin, die gestern ihren 28. Geburtstag feierte, die bisherige Krönung einer steilen Leichtathletik-Karriere. Nach den großen Erfolgen in der jüngsten Vergangenheit will die amtierende Olympia-Siegerin und Weltmeisterin im Weitsprung auch in diesem Jahr voll angreifen.

Vor dem Start beim ISTAF INDOOR Event in der Berliner Mercedes-Benz Arena, das SPORT1 am heutigen Freitag live ab 18:00 Uhr im Free-TV überträgt, spricht Mihambo im SPORT1 Exklusiv-Interview über die anstehende Saison. Zu möglichen Olympia-Boykotten bezieht sie klar Stellung. Außerdem äußert sich die Ausnahmeathletin zu staatlichen Förderungen im Spitzensport und ihren Plänen nach der Leichtathletik-Karriere. Die wichtigsten Aussagen im Folgenden. Das komplette Interview ist ab sofort auf SPORT1.de abrufbar.


Malaika Mihambo über…

…einen möglichen Olympia-Boykott der Athleten angesichts der schwierigen Menschenrechtslage in China: „Wenn es um die Frage geht, ob man als Sportler persönliche Boykotte oder ähnliches in Erwägung ziehen sollte: Ich denke, dass ein Sportlerleben dafür zu kurz ist. Die Chancen, sich überhaupt über Wasser zu halten, sind gering. Kein Leistungssportler, der das hauptberuflich macht, würde sich ein Ereignis wie Olympia entgehen lassen. Von daher sollte man nicht erwarten, dass Athleten solchen Wettbewerben fernbleiben. Wichtiger ist, dass sich Entscheidungsträger vorher festlegen, anhand welcher Werte solche Projekte vergeben werden. Auch Boykotte politischer Seite sind nur so wirkungsvoll, wie sie auch ernst gemeint sind.“

…die anstehenden Saisonhighlights mit der Weltmeisterschaft in Eugene und der Europameisterschaft in München: „Wichtig sind natürlich beide Wettkämpfe, sie liegen mir beide am Herzen, weil ich als Titelverteidigerin eine ganz besondere Rolle habe. Aber die EM in München hat nochmal eine besondere Stellung, da ein internationaler Wettkampf vor heimischem Publikum das größte ist, was man sich als Athlet wünschen kann.“

…ihre zurückliegenden Siege bei der Weltmeisterschaft in Doha und den Olympischen Spielen in Tokio: „Das waren zwei ganz unterschiedliche Wettbewerbe. In Doha zu gewinnen war etwas wahrscheinlicher, da ich in der Saison sehr stark war. In Tokio wusste ich selbst, dass ich es schaffen kann, aber es war nichts, womit man sicher rechnen konnte. Ich wusste, dass ich da auf den Punkt da sein musste, dass alles stimmen musste. Das gewisse Quäntchen Glück war auch nötig. Von daher war der Sieg in Tokio etwas emotionaler.“

…das fehlende Top-Niveau nach ihrem WM-Sieg 2019: „Die Pandemie ist natürlich ein Faktor. Im ersten Lockdown habe ich gar nicht trainieren können, was aber auch an meiner Rückenverletzung lag, die ich auskurieren musste. Ein dreimonatiger Trainingsausfall zieht auch Kraft, da habe ich lange gebraucht, um den Trainingsrückstand aufholen zu können. Das hat man einfach gemerkt. Zum anderen gab es die Umstellung in meinem Trainingsumfeld mit dem Trainerwechsel. Das sind auch Dinge, die unheimlich viel Energie kosten, die beim Wettkampf letztendlich fehlt. Man hat keine große Basis, auf die man zurückgreifen kann, da alles noch in der Entwicklung ist.“

…ihre Karriereplanung: „Paris 2024 ist auf jeden Fall ein Ziel. Man muss immer gesund sein und mit Spaß dabeibleiben. Dann muss man schauen, wie lange es sich noch ‚richtig‘ anfühlt.“

…ihre Pläne nach der sportlichen Karriere: „Natürlich habe ich mir ein paar Gedanken gemacht, aber ich bin noch mitten im Studium und in meiner sportlichen Karriere. Von daher steht es nicht ganz oben auf der Liste. Ich kann mir gut vorstellen, etwas mit Kindern zu machen. Ich studiere aber nicht umsonst Umweltwissenschaften, da mir die Umweltproblematiken am Herzen liegen. Vielleicht lässt sich beides kombinieren.“

…die gestiegenen Einnahmen durch ihre Erfolge: „Ich konnte mir schon etwas aufbauen, was mir viel Sicherheit gibt. Darüber bin ich sehr dankbar und glücklich, da ich weiß, wie es auf der anderen Seite des Leistungssports aussehen kann, wenn man nicht genau weiß, ob man am Monatsende bei Null rauskommt. Auch das habe ich schon erlebt. Ich freue mich, dass ich es geschafft habe, mich in eine andere Lage zu bringen. Ich bin mir aber der generellen Problematik bewusst und hoffe, dass sich für viele Sportler die Möglichkeit ergibt, aus finanziellen Nöten herauszukommen. Man muss aber sagen, dass Corona diese Situation verschlechtert hat.“

…stärkere staatliche Unterstützung für den Spitzensport: „Das ist eine Frage der gesellschaftlichen und politischen Präferenzen. Möchte man Deutschland in vielen Sportarten ganz vorne sehen, sollte man die finanzielle Unterstützung für Sportler verbessern.“


Quelle: Sport1