Kassel - Wenn die Melsunger Bundesliga-Handballer die SG Flensburg-Handewitt zum Heimspielknüller empfangen, dann ist die große Vorfreude nicht nur mit dem klangvollen Namen des Gegners begründet. Es ist vor allem die Tatsache, dass zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder ein Spiel vor vollen Rängen stattfinden könnte. Dazu passt auch die familienfreundliche Anwurfzeit am Sonntag um 14:00 Uhr. Der Vorverkauf ist vielversprechend, aber es gibt noch ausreichend Tickets in allen Kategorien.

Der kommende Sonntag wartet mit zwei Besonderheiten auf – zum einen für die Allgemeinheit, zum anderen für die nordhessischen Handballfans. Aufgrund der Umstellung auf die Sommerzeit beginnt er praktisch eine Stunde früher und aufgrund der gelockerten Pandemiebestimmungen dürfen die Fans wieder in großer Zahl in die Hallen strömen.

Dass dies gerade viele Handballbegeisterte herbeigesehnt haben, hat schon das Länderspiel am vergangenen Sonntag gezeigt. Zum Klassiker Deutschland gegen Ungarn kamen gut 3.000 Zuschauerinnen und Zuschauer in die Kasseler Rothenbach-Halle. Und nun kann am kommenden Sonntag, erstmalig nach zwei Jahren zahlenmäßiger Beschränkungen, auch wieder ein Bundesligaspiel vor vollen Rängen stattfinden. Das bis dato letzte, mit 4.300 Zuschauern ausverkaufte Match in Kassel, war das Hessenderby der MT gegen Wetzlar am 7. März 2020.

Der bevorstehende Knüller gegen Flensburg ist zwar noch nicht ausverkauft, aber die bisherige Nachfrage zeigt das große Interesse der heimischen Fans. In den Vorverkaufsstellen in Melsungen, Kassel und Lohfelden sind noch Karten in allen Kategorien erhältlich, online kann man unter mt-ticket.de sogar noch bis kurz vor dem Spiel Tickets erwerben, ebenso an der Tageskasse der Rothenbach-Halle (weitere Infos s.u.).

Im Mittelpunkt des Geschehens steht natürlich das Spiel selbst. Das sportliche Kräftemessen der beiden Kontrahenten in den bislang 17 Jahren gemeinsamer Erstliga-Historie haben die Nordlichter meistens zu ihren Gunsten entschieden. Die ernüchternde Bilanz aus nordhessischer Sicht lautet: Ein Sieg und drei Remis gegenüber 29 Niederlagen. Klar, der aktuelle Champions League-Achtelfinalist kommt auch diesmal als Favorit nach Kassel – auch wenn es für ihn in der Bundesliga in dieser Saison nicht unbedingt nach Wunsch läuft.

Die SG Flensburg Handewitt liegt als Tabellenvierter gerade mal zwei Plätze vor der MT, wobei der Punkteabstand allerdings acht Zähler beträgt. In den beiden vorangegangen Jahren jeweils Vizemeister und 2019 gar Deutscher Meister, hängen die Blauweißen in der laufenden Runde etwas durch. Bei neun Punkten Rückstand auf den führenden SC Magdeburg ist ein erneuter Titelgewinn in weite Ferne gerückt. So zielen die derzeitigen Anstrengungen darauf ab, wenigstens Platz zwei zu erreichen und damit die Qualifikation für die nächste Königsklasse sicherzustellen. Aber auch das ist angesichts der sehr starken Konkurrenz aus Kiel und Berlin schon eine enorme Herausforderung.

Mit Johannes Golla steht ein Flensburger Akteur aus hessischer Sicht besonders im Mittelpunkt des Interesses. Er kam in 2015 als damals 17-jähriger von Eintracht Wiesbaden zur MT und war einer der ersten, die in die damals noch junge Handball-WG des nordhessischen Bundesligisten einzogen. Zunächst spielte er mit den MT Talents in der Jugend-Bundesliga, danach zwei Saisons bei den Profis. Seit 2018 bei den Nordlichtern unter Vertrag, hat es der inzwischen 24 Jahre alte Kreisläufer sogar bis zum Nationalmannschaftskapitän geschafft. Und wie abgezockt er inzwischen ist, hat der 24-Jährige erst am Sonntag im Länderspiel gezeigt, als er mit dem Schlusspfiff mit einem Wurf von der Mittellinie aus den Siegtreffer erzielte.

Klar, dass Golla längst auch in der hochkarätig besetzten Flensburger Mannschaft eine feste Größe darstellt. Er hat dort unter anderem mit den Rückraum-Assen Jim Gottfridsson, Magnus Rød und Mads Mensah Larsen, den Außen Lasse Svan und Hampus Wanne und den Torhütern Benjamin Buric und Kevin Møller ausnahmslos Weltklasse-Akteure um sich herum. Die Nordlichter dürften aufgrund der starken Ansammlung skandinavischer Profis die Mannschaft in der Bundesliga sein, die mit den meisten Spielern besetzt ist, die bei Welt- und Europameisterschaften und Olympischen Spielen erfolgreich waren. Dennoch ist das nicht immer eine Garantie dafür, jedes Spiel zu gewinnen.

“Ja, bei den Flensburgern lief es vor der länderspielbedingten Ligapause mit der Niederlage in Leipzig und dem Punktverlust gegen Minden und auch bei einigen Spielen in der Champions League nicht unbedingt nach Plan”, weiß Kai Häfner. “Aber das ist keine Orientierung für unser Spiel am Sonntag. Diese Mannschaft ist auf allen Positionen top-besetzt und gehört zweifellos zum Besten, was der nationale und internationale Handball zu bieten hat. Da muss man als Gegner schon über sich hinauswachsen, um Paroli bieten zu können”. Deshalb appelliert der MT-Kapitän inständig an die Fans, die Halle möglichst voll zu machen: “Ich habe leider das Länderspiel nur am Fernseher verfolgen können, aber auch da wurde deutlich, was dem Handball praktisch zwei Jahre lang gefehlt hat und vor allem, was eine tolle Unterstützung von den Rängen ausmacht. Unser Fans in Kassel haben uns schon so manch tollen Moment beschert. Wir hoffen, dass sie das in großer Zahl auch gegen Flensburg tun”.

Kai Häfner, der angesichts der Nachwirkungen von einem grippalen Infekt diesmal seine Teilnahme an den Länderspielen abgesagt hatte, freut sich darauf, am Sonntag wieder im Vollbesitz seiner Kräfte in der Rothenbach-Halle auflaufen zu dürfen. Wobei ihm aber auch klar ist, dass auf ihn diesmal ein besondere Verantwortung lastet. Denn ausgerechnet jetzt vor dem Topspiel muss die MT mehrere Ausfälle beklagen. Es wird eine komplette Rückraumreihe fehlen. Neben den ohnehin schon länger verletzten Finn Lemke und Domagoj Pavlovic müssen die Rotweißen auch auf André Gomes, der sich im Länderspiel mit Portugal die Hand gebrochen hat und bereits operiert wurde, verzichten. Nahezu ausgeschlossen ist zudem das Mitwirken von Regisseur Elvar Örn Jonsson, der über Knieprobleme klagt.

“Wenn Spieler ausfallen, ist das natürlich immer sehr unglücklich für eine Mannschaft, aber man muss eben auch damit zurechtkommen. Diejenigen die auf dem Spielfeld stehen, sind dann noch mehr gefordert. Und das gilt natürlich auch für unsere Fans, auf die wir bauen”, sagt Kai Häfner.

Axel Geerken pflichtet dem Kapitän bei: “Es gilt nun für uns, die fehlenden Spieler bestmöglich zu ersetzen. Das ist gerade auf der Position des Spielmachers, wo Elvar Örn Jonsson bislang eine der prägendsten Figuren im Angriff war, sehr schwer. Aber unser Trainer wird sich dazu ganz sicher etwas einfallen lassen. Außerdem passiert es in solchen Fällen nicht selten, dass andere Spieler über sich hinauswachsen. Es werden auf jeden Fall auch wieder einige unserer Nachwuchsakteure im Aufgebot stehen”.

Eine wichtige Rolle kommt nach Einschätzung des MT-Vorstandes dem Publikum zu: “Wir freuen uns sehr für unsere Fans, dass die Kapazitätsbeschränkungen weggefallen sind. Die Pandemie ist zwar noch nicht vorbei, aber unter den in der Rothenbach-Halle weiterhin geltenden Bedingungen 2-G-Plus und Maskenpflicht können die Zuschauer und Zuschauerinnen auf ein sehr hohes Sicherheitsniveau vertrauen. Das wird auch durch unsere bisherige Erfahrung bekräftigte, nach der sich alle diszipliniert an die Regeln halten. Angesichts unserer dezimierten Mannschaft kommt es jetzt besonders auf die Fanunterstützung an”.


Zuschauerinformationen:

Halle und Tageskasse öffnen um 12:30 Uhr. Anwurf ist um 14:00 Uhr.

Es stehen insgesamt 4.300 Plätze zur Verfügung – Stand Freitagmittag waren noch gut 1.000 Plätze im Vorverkauf erhältlich. Tickets können an der Tageskasse erworben werden und sogar bis kurz vor Veranstaltungsbeginn auch noch online unter mt-ticket.de. Lässt man sich die Bestätigungsmail des Ticketanbieters auf sein Mobilgerät senden, muss nur das betreffende PDF mit dem QR-Code vorgezeigt werden. Dieses kann bei Einlass von der MT eingelesen werden.

Es gelten 2-G-Plus-Regelung und Maskenpflicht (OP-Maske oder FFP2-Maske) auf dem gesamten Gelände und während der gesamten Veranstaltung; nachzulesen auch auf hessen.de/handeln/corona-in-hessen.

Check in-Kontrollen werden bereits vom Servicepersonal auf dem Hallenvorplatz durchgeführt.

Dauerkarteninhaber können wieder ihre gebuchten Plätze einnehmen. Auch Stehplätze sind wieder verfügbar.


Schiedsrichter in Kassel:

Nils Blümel (Berlin) / Jörg Loppaschewski (Berlin); DHB-Spielaufsicht Ronald Klein.


Bisherige Vergleiche MT Melsungen – SG Flensburg-Handewitt

33 HBL Spiele, 1 Sieg MT, 29 Siege SG, 3 Remis

2 DHB-Spiele, 2 Siege SG

Letzter Vergleich:

22.12.21, HBL, SG Flensburg-Handewitt – MT Melsungen 27:24


Infos zum Gegner:

sg-flensburg-handewitt.de