Kassel - Mit einer starken Einstellung rang die MT Melsungen im zweiten Heimspiel binnen vier Tagen diesmal ihren Gegner nieder. Beim 31:29 (16:16) gegen den HC Erlangen geriet die erste Halbzeit allerdings einmal mehr zur Geduldsprobe, denn nach zwischenzeitlich vier Toren Rückstand bedurfte es einer kämpferischen Steigerung und guter Paraden von Nebojsa Simic, um bis zum Seitenwechsel wieder dran zu sein. Die zweite Hälfte begann die MT mit der ersten Führung im Spiel, die sie dann auch nicht mehr abgab.

In Timo Kastening (11/2 Tore) hatten die Gastgeber den überragenden Schützen auf ihrer Seite, für Erlangen kam Sime Ivic auf sechs, davon fünf Siebenmeter.

Weiter ohne Michael Allendorf, dafür erstmals nach der WM-Pause wieder mit Tobias Reichmann starteten die Nordhessen in ihre Mission „Wiedergutmachung für das Hinspiel“, als sie in Franken böse unter die Räder gekommen waren. Auf der rechten Außenbahn anfangen durfte allerdings wieder Timo Kastening, der zuletzt mit Abstand treffsicherster MT-Schütze war. Wie überhaupt die Startformation die gleiche war wie gegen Magdeburg vier Tage zuvor. Den besseren Start indes hatten die Gäste. Sie legten die ersten beiden Führungen vor, Julius Kühn und eben Timo Kastening egalisierten zunächst (2:2, 3.).

Weil die Fehlerquote der MT in der Offensive wieder hoch war, durften sich die Rot-Weißen bei Nebojsa Simic bedanken, dass erst der zweite Tempogegenstoß von Johannes Sellin zum 2:4 saß (5.). Den ersten hatte ihm Simic ebenso abgekauft wie den Wurf von Antonio Metzner bärenstark pariert. Einmal noch tankte sich vorn Domagoj Pavlovic zum Anschluss durch, dann erhöhte Simon Jeppsson mit einem Doppelschlag auf 3:6 (8.), unmittelbar bevor Arnar Freyr Arnarsson mit einer Fußlverletzung vom Feld musste. Felix Danner kam – und ging gleich wieder für zwei Minuten.

Allerdings überstand Melsungen seine Strafzeit unbeschadet, weil wieder Kühn und Kastening die Treffer von Sime Ivic und Metzner konterten. Auch danach klingelte es abwechselnd auf beiden Seiten, bis Julius Kühn abgefälscht und mit etwas Glück auf 7:9 verkürzte. Eine Momentaufnahme nur, denn Simon Jeppsson und Nico Büdel legten sofort wieder zwei nach. Auch eine Strafe gegen Jan Schäffer brachte den HCE nicht aus dem Tritt: Petter Øverby traf unbedrängt vom Kreis: 9:12 (19.). Die erste Auszeit des Abends nahm dann Michael Haaß für Erlangen – und half damit Melsungen.

Deren Abwehr hatte sich mittlerweile stabilisiert, Nebojsa Simic durch diese Hilfe mehrere Bälle prima pariert. Das 11:12 per Doppelschlag von Timo Kastening war folgerichtig, brachte aber nicht die erhoffte Sicherheit zurück. Mit Steffen Fäth traf bereits der neunte Akteur für Erlangen, das von jeder Position Gefahr ausstrahlte; diesmal sogar aus der eigenen Hälfte, weil Simic seinen Kasten für einen weiteren Feldspieler verlassen hatte (12:15, 25.). Derart angestachelt, bäumte sich die MT auf. Zweimal Julius Kühn und einmal Timo Kastening egalisierten, Simic rettete das Remis zur Pause mit einer Glanzparade gegen den völlig freien Sebastian Firnhaber.

Wie schon im ersten Durchgang verliefen die ersten Minuten nach dem Seitenwechsel ausgeglichen; mit dem Unterschied, dass diesmal die Gastgeber vorlegten und der HCE nachzog. Und noch eine Parallele, nur eben gespiegelt, war Julius Kühns Treffer zur ersten Zwei-Tore-Führung und Timo Kastenings Tempogegenstoß zur Erhöhung auf 21:18 (36). Als Kastening sogar noch das 22. Tor für Rot-Weiß draufsetzte, war Michael Haaß bedient – Auszeit Erlangen (22:18, 37.).

Den Melsunger Lauf stoppte er damit einstweilen, das Spiel wurde auch verbissener, doch der Abstand blieb. Obwohl der eingewechselte Martin Ziemer einen Siebenmeter von Tobias Reichmann parierte. Erst als Johannes Sellin sich einen Ball aus dem Melsunger Angriff fischte und auf 24:22 verkürzte (46.), war der Rhythmus gebrochen. Fast wäre dem Ex-Melsunger gar der direkte Anschluss gelungen, doch sein Dreher um Simic herum landete nur am Pfosten. Jetzt war Gudmundur Gudmundsson dran mit der Auszeit (46.).

Julius Kühn musste für zwei Minuten raus, Youngster Ole Pregler kam. Und machte seine Sache gut. Aggressiv in der Abwehr half er, diese kritische Phase ohne Gegentor zu überstehen. Das kam dann dennoch als sich der gerade zurückgekehrte Kühn einen Fehlpass leistete und Johannes Sellin sich im Gegenstoß mit dem Anschlusstreffer bedankte. Im nächsten Angriff ein Fehlwurf von Kühn und Erlangen wäre um ein Haar wieder ganz dick im Geschäft gewesen, hätte nicht Steffen Fäth nur den Pfosten getroffen. So aber legte Kai Häfner mit dem 27:25 wieder einen kleinen Puffer (54.).

Der war bitter nötig, denn die Franken legten für die Schlussphase nochmal alles rein. Simon Jeppsson wuchtete das Leder bei längst angezeigtem passivem Spiel zum Anschluss in die Maschen (55.), hinten hielt die offensive 5:1-Formation. Wieder war es Kühn der Verantwortung übernehmen musste und übers Tor verzog. Dann hatte Christopher Bissel das Glück des Tüchtigen, als er bei Überzahl wegen Zeitstrafe gegen Danner ins kurze Eck zielte und der Ball von Simic‘ Schienbein über die Linie ging – 27:27 (57.).

Die letzte Auszeit der Partie von Gudmundur Gudmundsson kam knapp drei Minuten vor Schluss. Kastening machte direkt im Anschluss sein zehntes Tor, nach der 17. Parade von Nebojsa Simic sogar Nummer elf. Melsungen war mit 29:27 auf der Siegesspur, doch Kühn machte es mit einem Fehlpass noch einmal spannend: Sellin verkürzte auf eins mit nur noch knapp mehr als einer Minute auf der Uhr. Doch als die Gäste anschließend alles auf eine Karte setzten und mit sieben Feldspielern agierten, blieb die MT ruhig. Hatte mit Simic den nötigen Rückhalt und mit Kai Häfner einen Doppeltorschützen. Nach seinem 31:28 war die Partie durch und hatte Jeppssons abschließender Torerfolg nur noch statistischen Wert.


Trainerstimmen zum Spiel:

Gudmundur Gudmundsson: Das war wie erwartet ein sehr schweres Spiel gegen eine gute gegnerische Mannschaft. Der Anfang war schwer, wir lagen schnell mit 4:8 hinten. Über eine Steigerung in der Abwehr sind wir besser ins Spiel gekommen und kamen dann glücklich über eine starke Phase zum Unentschieden zur Pause. Wir sind gut aus der Kabine zurückgekommen und selbst auf vier Tore weggezogen. Zweimal hatten wir die Möglichkeit, sogar auf fünf zu kommen, haben das aber nicht geschafft. So wurde es nochmal eng. Insgesamt war das eine sehr gute Mannschaftsleistung in der Abwehr mit einem sehr guten Torhüter Simic dahinter. Vorn haben wir unsere Aufgaben gegen unterschiedliche Systeme gut gelöst.

Michael Haaß: Glückwunsch an die MT und an Gudmundur. Das war am Ende ein verdienter Sieg für Melsungen. Wir haben ein gutes Spiel gemacht, immer gute Lösungen gefunden. Anfangs hatten wir nur Probleme mit Kühn, Dann haben wir mit einer kleinen Schwächephase den Vorsprung gegen einen stärker werdenden Gegner aus der Hand gegeben. In der zweiten Hälfte haben wir uns gegen die sehr defensive MT-Deckung schwer getan, dazu kamen ein paar frei verworfene Bälle. Am Ende haben wir uns wohl selbst um einen möglichen Erfolg gebracht. Wir wissen, dass wir es prinzipiell drauf haben, auch auswärts zu gewinnen. Nur heute hat es eben nicht gereicht.


Statistik:

MT Melsungen: Simic (17 Paraden / 27 Gegentore), Heinevetter (bei zwei Siebenmetern, 0 P. / 2 G.); Maric 4, Kühn 8, Lemke, Reichmann 1/1, Kunkel 2, Beekmann, Mikkelsen, Danner, Arnarsson, Pregler, Häfner 4, Salger, Kastening 11/2, Pavlovic 1 - Trainer Gudmundur Gudmundsson.

HC Erlangen: Ferlin (6 P. / 19 G.), Ziemer (3 P. / 12 G.); Sellin 4, Øverby 3, Marschall, Fäth 1, Kellner, Firnhaber 2, Ivic 6/5, Büdel 1, Bissel 3, Schäffer, Metzner 4, Link, von Gruchalla, Jeppsson 5 - Trainer Michael Haaß.

Schiedsrichter: Ramesh Thijagarajah (Gummersbach) / Suresh Thijagarajah (Gummersbach).

Zeitstrafen: 8 – 8 (Danner 9:08 56:05, Lemke 24:04, Kühn 45:41 – Schäffer 16:48 57:19, Ivic 21:31, Bissel 51:35).

Strafwürfe: 5/3 – 5/5 (Kastening scheitert an Ferlin 16:00, Reichmann scheitert an Ziemer 41:56)

Zuschauer: Ohne Zuschauer, Rothenbach-Halle, Kassel.


Die nächsten Spiele:

Mi., 17.03.21, 18:00 Uhr, HSG Nordhorn-Lingen – MT Melsungen, Emsland Arena Lingen

Sa., 20.03.21, 20:30 Uhr, MT Melsungen – SG Flensburg-Handewitt, Rothenbach-Halle Kassel