Leinefeld-Worbis – Groß war die Beteiligung bei den deutschen Seniorenmeisterschaften in Leinefeld-Worbis, denn über 1200 Teilnehmer aus 739 Vereinen ermittelten ihre nationalen Meister. Luise Zieba, Melsungens Langstrecken-Ass holte dabei die einzige Medaille für die MT-Athleten. Die 37-Jährige aus dem Spangenberger Stadtteil Bergheim verbesserte sich im 5000m-Lauf der W35 auf 19:19,61 Minuten und sicherte sich hinter der Berlinerin Carolin Mattem und Claudia Valdix (Herzogenrath, 19:10,99) die Bronzemedaille.

„Nachdem ich im Vorjahr bei den deutschen Meisterschaften in Mönchengladbach im 800m- und 1500m-Lauf jeweils den fünften Rang belegt hatteLuise Zieba überraschte mit Bestzeit und Rang drei., kann ich mit meiner Bronzemedaille über die zwölfeinhalb Stadionrunden sehr zufrieden sein“, sagte die Gartenbautechnikerin, die sich in der Vorwoche beim Abschlusstraining am Fuß verletzt hatte und deshalb nicht wusste, ob sie das Rennen überhaupt durchstehen würde. Lange Zeit konnte sie Claudia Valdix Paroli bieten. Zwischendurch musste sie einmal abreißen lassen und kam nicht mehr ganz an die DLV-Vizemeisterin heran.

Während das Wetter den Ausdauersportlern entgegenkam, litten die Sprinter, Springer und vor allem die Diskuswerfer und Kugelstoßer unter den widrigen Witterungsbedingungen. Deshalb blieben die überragenden Leistungen bei Temperaturen unter 15 Grad und ständigem Nieselregen aus. Dennoch zeigten einige Oldies den wenigen Zuschauern, dass man trotz des fortgeschrittenen Alters noch gute Leistungen erzielen kann.

Im Kugelstoßen der M55 war Norbert Demmel (Unterhaching) der dominierende Teilnehmer. Der mehrfache Weltmeister in den Wurfwettbewerben, der 1989 8152 Punkte beim Zehnkampf in Götzis (Österreich) erreicht hatte, begann im strömenden Regen mit 14,26 Meter und ließ im zweiten Durchgang seine Siegesweite von 15.30 Meter folgen. Karsten Schneider (Binz), der sich den zweiten Platz sichern Uwe Krah sicherte sich mit 12,54 Meter Rang vier im Kugelstoßen der M55.konnte, wuchtete die 6,00kg-Kugel zum Auftakt auf 13,89 und verbesserte sich im fünften Versuch auf 14,28 Meter. Damit lag er über 80 Zentimeter vor Ulrich Garde aus Ganderkesee, der sich mit 13,41 Meter die Bronzemedaille holte. Uwe Krah (MT Melsungen) überraschte die Konkurrenz zum Auftakt mit seiner Jahresbestweite von 12,54 Meter. Es war kaum zu glauben, dass der 55-Jährige bei diesem Versuch so weit kam, denn beim Abstoß hatte er wieder beide Füße in der Luft, so dass kein Druck gegen das vordere Stemmbein stattfinden konnte. Dadurch ging ihm fast ein Meter an Leistung verloren. Er konnte auch keine Korrektur vornehmen, weil dieser fehlerhafte Abstoß bei ihm schon automatisiert ist. Im vierten Durchgang bestätigte Uwe Krah mit 12,45 Meter seine Auftaktweite. Dieter Laux (Niederselters, 11,84 m) und Erwin Neudecker (München, 11,27 m) blieben bei diesen Bedingungen hinter ihrer Jahresbestweite zurück. Diese Gelegenheit nutzte der Polizeioberkommissar aus Nentershausen und belegte einen unerwarteten vierten Platz. „Beim Sparkassen-Cup im September versuche ich die 13m-Marke zu überbieten“, sagte Krah, der mit seinen enormen Kraftwerten 14 Meter und mehr stoßen müsste.

Im Diskuswerfen der M50 machte es Helmut Maryniak aus Passau spannend. Er begann mit einem ungültigen Wurf und ließ im zweiten Versuch 44,92 Meter folgen, womit die Scheibe in Reichweite der Konkurrenz landete. Aber bei diesem Wetter und dem glatten Ring war Norbert Weinreich belegte im Diskuswerfen der M50 mit 41,74 m den fünften Platz.niemand von seinen Gegnern in der Lage, Maryanik zu gefährden. Carsten Schöning (Karze, 43,75 m) und Thomas Schroers (Repelen, 43,59 m) folgten am Ende auf den Plätzen zwei und drei. Nur zehn Zentimeter dahinter verpasste der Landshuter Norbert Jani die Bronzemedaille.

Norbert Weinreich fand zu Beginn nicht in den Wettkampf. Nach einem ungültigen Wurf landete sein Diskus im zweiten Versuch bei 38,47 Meter. Im dritten und vierten Durchgang ließ der Linkshänder den Diskus zu früh los, so dass das Gerät im Schutzgitter hängenblieb. N. Weinreich, der verletzungsbedingt in dieser Saison wenig trainieren konnte und mit einem Finalplatz zufrieden gewesen wäre, feuerte im fünften Versuch trotz des Regens die Scheibe auf 41,74 Meter. Damit konnte der Melsunger IT-Fachmann bei der Vergabe der Silber- und Bronzemedaille im letzten Durchgang ein Wort mitreden, denn Schroers lag bis dahin mit 40,94 Meter nur auf Rang fünf, und Jani stand vor seinem letzten Wurf mit 42,61 Meter in der Ergebnisliste. Aber nicht nur der Regen machte dem Melsunger Senior einen Strich durch die Rechnung. Nicht locker genug begann er etwas zu schnell mit seiner Drehung und verpasste einen guten Abwurf. Dennoch landete der Diskus bei 41,62 Meter. „Mit dem fünften Platz bin ich nach dieser kurzen Vorbereitungszeit sehr zufrieden“, sagte der 51-Jährige.

Bernd Gabel. der älteste MT-Senior, startete in der M60 und absolvierte wieder einmal ein Mammutprogramm. Am Ende musste er feststellen, dass weniger mehr gewesen wäre.

Zum Auftakt startete er erstmalig in dieser Saison im Stabhochsprung mit einem härteren Stab und überquerte 2,50 Meter. Das brachte ihm Rang sieben ein. Gerald Znoyek (Schmiden) holte sich mit 3,65 m den Titel vor Dirk Eckardt (Neumark, 3,30 m) und Roland Hepperle (3,25 m).

Vier Stunden nahm Bernd Gabel im strömenden Regen im Rennen über 100m-Hürden teil. Er fand vom Start weg nicht in seinen Lauf und überlief die 84 Zentimeter hohen Hürden viel zu hoch. Als Sechster kam nach 21,39 Sekunden ins Ziel und ließ damit nur Reinhard Hofner (Augsburg, 21,98) hinter sich. „Ich wollte deutlich unter 20 Sekunden bleiben, aber ich fand bei diesen Bedingungen nicht in meinen Bernd Gabel kam im Weitsprung der M60 nur auf 4,28 m und verpasste damit den Einzug in das Finale.gewohnten Rhythmus“, sagte der Justizangestellte enttäuscht, als er seine Zeit erfuhr. An der Spitze gaben sich Wolfgang Richter (Leichlingen, 15,86) und Heiner Lüers (Westerstede, 16,27) keine Blöße und liefen in einer anderen Liga.

Nach seinem starken Trainingseindrücken mit Weiten von 4,60 und mehr, versuchte der Melsunger Mehrkämpfer am Abend des ersten Meisterschaftstages sich für das Weitsprungfinale zu qualifizieren. Aber während die ersten beiden Wettbewerbe später als erhofft für ihn beendet waren, musste er nach 4,28 Meter bereits im Vorkampf als Zwölfter vorzeitig die Segel streichen. Sieger wurde Heiner Lüers (Westerstede) mit 5,29 Meter vor Dieter Glübert (Vellmar, 5,27 m) „Der erste Meisterschaftstag war für mich einfach zu lang. Hinzu kamen schwere Beine, so dass ich beim Absprung nicht schnell genug war“, sagte er selbstkritisch. Bernd Gabel wusste selbst am besten, dass er am ersten Tag mit seinen drei Leistungen hinter den Erwartungen zurückblieb.

Auch am zweiten Meisterschaftstag hatte man kein Glück mit dem Wetter. Pünktlich zum Start über 300m Hürden setzte der Regen mit Windböen ein und auch die Temperatur fiel unter 15 Grad. Gabel, der sich beim Debüt am Pfingstsamstag in Hünfeld mit 55,92 Sekunden für diese Meisterschaften qualifizierte und sich gut auf diese Titelkämpfe vorbereitet hatte, blieb bei diesen schwierigen Bedingungen an der dritten Hürde hängen und kam dadurch ins Stolpern. Er konnte einen Sturz verhindern und das Rennen fortsetzen, aber an eine Zeit unter 54 Sekunden war nicht mehr zu denken. Abgeschlagen erreichte er nach 58,21 Sekunden hinter Reinhard Hofner (Augsburg, 52,78) und Heinrich Hintermeier (Unterneukirchen, 56,18) als Siebter die Ziellinie.

MT-Leichtathletik-Chef Hans-Jörg Engler sagte in seinem Fazit: „Die Zeiten, wo die Melsunger Athleten Hella Böker, Harry Geier und Alwin Wagner mit sechs Goldmedaillen zurückkehrten, scheinen vorbei zu sein. Aber die vier Senioren, die in Leinefeld-Worbis die Farben der MT vertraten, haben sich beachtlich geschlagen.


Text und Fotos: Alwin J. Wagner