Schwalm-Eder - Es sind sicher noch etliche Wochen, bis die neue Saison beginnt. Aber die Klassenleiter dürften schon jetzt Schweißperlen auf der Stirn haben, wie man die kommende Serie über die Bühne bringen soll. Vor allem die Ligen oberhalb der A- und B-Klassen werden aufgrund der Auf- und Abstiegsregelung der am 20. Juni durch den Hessischen Fußball-Verband abgebrochenen Spielzeit 2019/20 aufgebläht. So umfasst die Kreisoberliga Schwalm-Eder 2020/21 17 Teams.

17 Teams an sich ist ja noch nicht das entscheidende Problem, aber die Tatsache, dass die nächste Runde erst Anfang September beginnen kann, macht die Sache so schwierig, denn dadurch, dass der August als Spielmonat wegfällt, fehlen vom 01. August bis 06. September an gerechnet sechs Spieltage plus zwei Wochenspieltage, die in der Regel im August ausgetragen wurden. Acht Spieltage aufzuholen, ist eine Herausforderung.

Die Vergangenheit hat gelehrt, dass das Spieljahr für die meisten Klubs der unteren Ligen Anfang/Mitte November endet, denn ab dann setzen oft stärkere Regenfälle ein, die die Plätze unbespielbar machen. Weiteres Problem ist, dass nicht alle Sportplätze über eine ausreichende Flutlichtanlage verfügen, heißt: von Anfang September bis Anfang April können keine Wochentagsspiele angesetzt werden.

Wenn alles gut läuft, könnten in diesem Jahr in der KOL noch circa zehn Spieltage absolviert werden. Mehr wird wohl kaum drin sein. Bedeutet, dass 24 Spieltage mit ins neue Jahr genommen werden müssen. Selbst bei den vom KFA-Vorsitzenden Erwin Naumann angekündigten zehn Wochenspieltagen blieben dann immer noch 14 Spiele für die Wochenenden übrig, macht fast vier Monate. Man wird wohl nicht umher kommen, den kompletten Juni als Spielmonat dazu zu nehmen, und nicht wie anvisiert bis lediglich zum 15. Juni 2021.

Wie die Vereinsverantwortlichen und Trainer das sehen, was sie für Lösungsvorschläge haben, welche Probleme noch auftauchen könnten und wie sie der Idee gegenüberstehen, vielleicht zwei Heimspiele auf neutralem Platz auszutragen, die Kunstrasenplätze in Treysa, Neukirchen und Spangenberg kämen dafür eventuell infrage, um den Spielplan zumindest ein wenig zu entzerren, fragten wir sie in einer Rundmail.


Hier die Antworten:

Sven Schlemmer (1. Vorsitzender TSV Wasenberg):

Ich finde die Kreisoberliga eigentlich dadurch noch attraktiver, weil sie vorher schon relativ ausgeglichen war und jetzt durch drei gute Aufsteiger ergänzt wird. Die Problematik wird der späte Beginn der Runde sein und dass dadurch eventuell bis November, wenn es dann überhaupt nicht geht, gespielt werden muss. Auch personell muss durch die hohe Anzahl an Spielen, die vermutlich auch in kurzer Zeit gespielt werden müssen, ein großer Kader zur Verfügung stehen. Für Vereine mit nur einem Platz sehe ich bei widrigen Wetterbedingungen Probleme aufkommen, da muss eine Lösung gefunden werden. 

Eine Idee wäre es, gerade die frühen Partien im Winter, eventuell auf einem neutralen Kunstrasenplatz in Form eines gesamten Spieltages anzusetzen, sprich von morgens bis Abends die Spiele hintereinander zu spielen, die Einnahmen davon werden unter den Vereinen aufgeteilt - als Beispiel. Das müsste aber im Vorfeld schon beschlossen werden, aufgrund Planungssicherheit.

Leider haben nicht alle Kommunen einen Kunstrasenplatz, deshalb wäre es sinnvoll, auch seitens des KFA Kontakt zu den Kommunen aufzunehmen, um so ein leichteres Entgegenkommen der Kommunen gegenüber ortsfremden Vereinen zu gewährleisten.

Allgemein sind gewisse Vereine auch bei der Spielplanansetzung zu berücksichtigen, die nur einen Platz haben und demografisch (Beispiel Hessisch Sibirien-Schwabo) etwas näher der Sonne sind, die Heimspiele eher in die vermutlich bessere Jahreszeit zu legen. Aber da ist viel Phantasie gefragt bei allem.

Ich hoffe, man kann es allen recht machen. Ich vertraue da aber auch auf unseren KFA in der Hoffnung, dass alles funktioniert und eine solidarische Lösung gefunden werden kann, im Interesse aller.


Felix Georgi (Trainer TSV Wabern II):

In erster Linie ist es für mich ein organisatorisches Problem. Ich finde es schon sehr merkwürdig, dass es zwar Aufsteiger aber keine Absteiger gibt. Erst recht, wenn man weit abgeschlagen am Tabellenende ist und keine realistische Chance auf den Nichtabstieg hat. Ohne jetzt jemand etwas Schlechtes zu wollen, wäre es nur sportlich fair gewesen, in so einem Fall freiwillig eine Klasse runter zu gehen! Denn erst durch deren Verbleib in den Ligen entstehen jetzt die damit einhergehenden „Probleme“ u.a. im Spielplan.

Von der körperlichen Belastung macht es keinen großen Unterschied ob 32 oder 30 Spiele in der Serie. Bei entsprechender Belastungs- und Ernährungssteuerung sollte das körperlich absolut machbar sein.

Denke, es ist ja kein Geheimnis, dass Spiele oft nicht wegen dem Wetter, sondern aus taktischen Gründen abgesagt werden. Daher fände ich generell gut, wenn abgesagte Spiele nach Möglichkeit immer auf neutrale Kunstrasenplätze verlegt werden würden. So würde es deutlich weniger Nachholspieltage unter der Woche und an Feiertagen geben.

Wenn man also eine gerechte Aufteilung finden würde, auch was den Eintritt und Verkauf für die eigentlichen Heimvereine angeht, hätte ich nichts dagegen auf Kunstrasen etwas länger zu spielen bzw. früher zu beginnen. Allerdings dürfte das durch die jetzt ungerade Anzahl an Mannschaften in unserer Liga ja auch nicht ganz leicht sein, da eine Mannschaft immer spielfrei hat ...


Alexander Fuchs (1. Vorsitzender FC Domstadt Fritzlar):

Wir sehen das beim FC Domstadt Fritzlar sportlich und freuen uns, nach Corona endlich wieder ins aktive Geschäft zu kommen. Sicher sind die Anzahl der zu erwartenden Spiele eine Herausforderung. Nicht nur für die Spieler, sondern auch für die Stammvereine und die Sportplätze. Wenn wieder so ein trockener Sommer wie in den letzten Jahren kommt, haben die Platzwarte einiges zu tun, um die Plätze für die hohe Anzahl der Spiele in Schuss zu halten.

Aber ich sehe es auch mit einem anderen Auge. Viele Sponsoren werden die Vereine nach Corona nicht mehr in der gewohnten Form unterstützen können. Die Vereine können sich mit der gestiegenen Anzahl der Spiele auch mehr Einnahmen generieren (wenn die Zuschauer wieder auf die Sportplätze dürfen). Die Idee ein- oder zwei Spieltage auf neutralen Kunstrasenplätzen zu spielen finde ich gut. Dann könnte man den Terminplan etwas entzerren. Nach der großen Corona-Ruhe sehe ich nämlich eine Terminflut auf uns zukommen. Da sind Sonderspieltage auf neutralem Kunstrasen sicher eine gute Lösung. Jedoch sollte man bei diesen Planungen alle betroffenen Vereine vorab mit ins Boot holen und die Rahmenbedingungen genau ausmachen.


Daniel Krausmüller (Sportlicher Leiter SG Uttershausen/Lendorf):

Also, erst mal sind wir froh, wenn wieder Fußball gespielt wird. Dann nehmen wir es so, wie es kommt. Die Belastungen sind ja für alle gleich.

Meine Meinung dazu ist die, von Spielen auf neutralem Platz halte ich gar nichts. Wir spielen ja nicht, weil die Spiele absolviert werden müssen. Für uns und auch für unsere Zuschauer sind die Heimspiele immer auch ein kleines Fest. Da sollten wir auch ein bisschen an die Vereine denken. In der letzten Saison sind schon genug Spiele ausgefallen, d.h. ja auch ein Einnahmeverlust. Und ein "Heimspiel" auswärts auszutragen ist von der Organisation viel schwieriger und auch die Einnahmen sind sicher nicht so hoch, wie wenn man zu Hause spielt. Wir haben in Uttershausen Flutlicht. Dies könnten wir nutzen.

Eine Verlängerung der Runde bis in den Dezember ist nicht sinnvoll. Im letztem Jahr sind Spiele schon Anfang November wegen Unbespielbarkeit des Platzes abgesagt worden. Dann wird trainiert und trainiert und am Ende weiß man erst Samstag, ob Sonntag überhaupt gespielt wird.

Ein Ende der Runde sollte realistisch und für alle möglichst einheitlich sein, m.e. Mitte November. Ich weiß ja nicht, ob man nicht auf die Pokalrunde verzichten kann? Wir hatten auch schon früher schon viele Spiele.

Zusammengefasst: Lieber Spiele in der Woche (auch unter Flutlicht), statt Heimspiele in über 30 km entfernten Spielorten auszutragen oder die Spielzeit in Zeiten zu legen, wo die Spiele eh ausfallen. Aber alles ist besser als gar keine Spiele. Und wir kriegen das schon hin.


Tobias Ratajczak (Sportlicher Leiter SpVgg Zella/Loshausen):

Natürlich ist uns die Problematik bekannt. Aus diesem Grund entscheiden wir uns auch erst so spät über den Aufstieg der Zwoten. Diese Woche beenden wir die Kaderplanung, sodass wir die Situation abschließend bewerten.

Bei zehn Wochenspieltagen und 17 Teams benötigen wir einen breiten Kader. Trotzdem weiß man nie, ob es am Ende reicht. Wir hatten letztes Jahr zum Ende der Hinrunde sieben Verletzte. Diese Überbelastung zu steuern ist eine Herausforderung. Deshalb arbeiten wir eng mit den umliegenden Physiotherapeuten zusammen und sind auch selbst medizinisch gut gerüstet.

Meine Hoffnung ist ein flexibleres Saisonende. So könnte man ohne Probleme bis Ende Juni spielen, wenn man vor der Rückrunde feststellt, es könnte knapp werden. Dann fangen wir in 2021 erst Ende August an und man lässt das Problem "raus wachsen".

Von neutralen Spielen halte ich nichts. Auf die Einnahmen von unserem Verkauf sind wir stark angewiesen. Wir hatten dieses Jahr schon genug finanzielle Einbußen und haben trotzdem unser Vereinsheim renoviert und verlängern derzeit unseren Balkon. Dennoch könnte man auf einen milden Winter hoffen und die Spiele bis Dezember ansetzen.

Letztendlich haben das aber andere zu entscheiden und ich bin guter Dinge, dass der KFA hierzu eine geeignete Lösung präsentieren wird.


Adam Biernacki (Sportlicher Leiter SG Neukirchen/Röllshausen):

Es wird eine knackige Saison, das ist keine Frage. Ich plädiere auf alle Fälle dafür, alles vor der Runde zu klären und nicht dann erst in der Winterpause mit anzufangen, wenn man das Gefühl hat, es haut nicht hin. Ich fände auch, man sollte über alternative Spielformen nachdenken. Zum Beispiel nur eine Vorrunde spielen und dann weiter mit Play-Offs und Play-Downs.

Was ich jetzt nicht ganz verstehen kann, ist, dass wir in den letzten Jahren immer früher mit der Winterpause begonnen haben. Als ich mit Fußball anfing, wurde bis Anfang Dezember gespielt. Jetzt wird schon oft Anfang November aufgehört. So fehlen uns schon mal vier Spieltage. Früher wurde auch öfter kontrolliert, ob die Plätze bespielbar sind, um so unnötige Absagen zu vermeiden. Ich kann zwar die Vereine verstehen, die von ihren Gemeinden einen bestimmten Obolus für die Plätze bekommen und die dann nicht umdrehen lassen wollen, aber Fußball ist nun mal eine Outdoor-Sportart, da brauchen die Plätze auch nicht aussehen wie ein Golfplatz.

Ich hoffe auch, dass der Verband flexibel ist, was den Spielplan anbetrifft. Wir sind unverschuldet in diese Situation geraten, da sollte man jetzt auch nicht wieder anfangen, was alles nicht geht. Als allerletztes sollte die Europameisterschaft dafür herhalten, die Serie früher zu beenden. Ich glaube kaum, dass jemand aus unseren Ligen für die EM nominiert wird.

Spiele auf neutralem Platz durchzuführen halte ich im Notfall für okay. Man müsste das mal durchsprechen und die Kostensituation beleuchten. Die Vereine haben dann natürlich kaum Möglichkeiten für Einnahmen aus den Partien. Der Aufwand, Lebensmittel etc. auf den Sportplatz zu bringen, beispielsweise bei uns, wäre enorm. Ob das die Vereine wollen? Das wäre sicher der "worst case".


Christian Schumann (Sportlicher Leiter TSV Obermelsungen):

Als großes Problem sehen wir die Verfügbarkeit der Spieler bei den vielen Wochenspieltagen, sowie die Platzqualität bei dieser Belastung. Des Weiteren fehlt vielen Mannschaften ein Flutlicht für die Abendspiele (auch so bei uns) und auch die Platzbelegung ist ein Problem bei Vereinen mit vielen Mannschaften im Spielbetrieb (betrifft uns ebenfalls). Die Idee mit den "neutralen Spielen" auf Kunstrasen finde ich sehr gut! Insgesamt denke ich aber auch, dass die genannten Probleme fast alle Teams betreffen und wir sehen diesen Herausforderungen optimistisch entgegen.


Jochen Bernhardt (Sportlicher Leiter SG Schwarze/Röhre):

Die Saison wird von allen Beteiligten das Maximum abverlangen. Die Saison wird ca. sechs Wochen später beginnen und soll aber nur 14 Tage verlängert werden. Dazu kommen allerdings mehr Mannschaften, also mehr Spieltage. Das ergibt automatisch deutlich mehr Wochenspiele. Dabei sollten dann auch Feiertage genutzt werden. Insgesamt erfordert dies große Flexibilität von Verband, Vereinen, Spielern, Schiedsrichtern, Gemeinden etc.

Als Freiluftsport sind wir entschieden von den Wetterverhältnissen abhängig. In den letzten beiden Jahren hat uns der Klimawandel ja eigentlich geholfen. Die Winter waren milde und Herbst und Frühjahr regenarm. Das muss wieder so eintreten! Sollten diese Faktoren nicht erneut eintreten, sehe ich eigentlich kaum eine Chance die Saison im geplanten Rahmen durch zuziehen.

Außerdem muss der Spielplan freier gestaltet werden. Wenn bis Weihnachten gespielt werden kann, muss das ausgenutzt werden. Dies ist sicherlich nicht allerorts möglich. Die Verzerrung der Tabelle muss dann aber sekundär sein. Fussball.de/DFBnet dürfen dann nicht mehr das Maß der Dinge sein (die Verträge aussetzen/anpassen).

Aus meiner Sicht sind drei spielfähige Kunstrasenplätze im gesamten Schwalm-Eder-Kreis keine wirkliche Hilfe. Dafür müssten dort dann zu viele Spiele ausgetragen werden. In anderen Sportkreisen ist man sicherlich besser aufgestellt.

SGs müssen alle ihre Sportplätze flexibel nutzen. Auf einem Platz kann sicherlich gespielt werden. Wenn wir ein Spiel in Schwarzenberg nicht austragen konnten, haben wir das Spiel in Röhrenfurth durchgezogen. Die Vereine müssen auch bereit sein bei schwierigeren Platzverhältnissen ein Spiel auszutragen. Beispielsweise haben wir zuletzt Spiele in Schwarzenberg ausgetragen und andere haben abgesagt. Schwarzenberg ist aber sicherlich einer der schwierigsten Plätze im Kreis. Wenn da gespielt wird, geht das auf den meisten anderen Plätzen auch. Die Gemeinden müssen dann in dieser Saison bei Platzsperren ausnahmsweise zurückhaltender sein.

Das größte Problem sehe ich bei den Wochenspielen. Diese sind in der Zeit von Ende September bis Ende März nur mit Flutlicht möglich. Nicht alle Vereine verfügen über Sportplätze mit Spiel tauglichem Flutlicht. Von daher ist es eventuell nötig auf neutrale Plätze auszuweichen, die frei sind und das Spielen erlauben. Dafür muss aber die Bereitschaft der Vereine vorhanden sein.

Meiner Meinung nach sind zu viele Mannschaften aufgestiegen. Die Zweiten hätten in den jeweiligen Klassen bleiben sollen. Jetzt sind die Klassen aufgebläht. Gleichzeitig fehlen in den unteren Ligen Mannschaften. Die Pyramide steht also auf wackeligen Beinen.


Thomas Schwalm (Sportlicher Leiter SG Immichenhain/Ottrau):

1. Es wird in der neuen Saison 34 Spieltage mit 32 Spielen für jedes Team geben. Ist das für Sie zu bewältigen? Und welche Probleme sehen Sie auf die Vereine zukommen?

Ausgehend von einem möglichen Zeitfenster von Anfang September bis Ende November / 1. Dezember und Anfang März bis Mitte Juni (da keine Relegation) stehen uns maximal 24 Sonntage als Spieltage zur Verfügung. Das heißt in der Konsequenz, dass wir noch einmal zehn Spieltage an einem Freitag, Mittwoch oder z. B. an Oster- oder Pfingstmontag unterbringen müssen. Läuft alles optimal, dann mag das mit vielen Einschränkungen gehen. Aber wenn das Wetter z.B. im November oder im März nicht mitspielt, fehlen uns komplett die Alternativen für Nachholtermine. An den Fall, dass ein erneuter Pandemiefall einen zweiten Lockdown nach sich zieht, wollen wir hier noch gar nicht denken. Für die Vereine stellt das eine außergewöhnlich hohe Belastung dar. Unter der Woche den Spielbetrieb sicher zu stellen (Platzaufbau, Verkauf, Gesamtorganisation usw.) erfordert immer sehr viel Personal. Diese ehrenamtlichen Helfer sind in der Regel berufstätig und somit wird es schwierig, das in der Masse sicher zu stellen. Gleiches gilt im Spielbetrieb (Trainer, Betreuer, sonstiges Funktionspersonal und nicht zuletzt die Spieler). Bedenkt man dann, dass wir ein Flächenkreis sind und Wegstrecken von bis zu einer Stunde gerade für die Mannschaften aus der Schwalm oder dem Bereich Melsungen keine Seltenheit darstellen, dann wird ein Wochenspieltag von uns in Besse oder Schwarzenberg mit großen Schwierigkeiten verbunden sein. Gleiches gilt für Begegnungen von Spangenberg oder Melsungen II in Neukirchen oder Zella. Und die Thematik "spielfähiges Flutlicht" ist da noch gar nicht berücksichtigt, die sich ja auch noch mal auf die Anstoßzeiten auswirkt.  

2. Welche Lösungsvorschläge haben Sie?

Lösungsvorschläge müssen ja in aller erster Linie den Vorgaben der Spielordnung entsprechen und dann in den Durchführungsbestimmungen für die neue Saison so geregelt werden, dass es im Nachgang möglichst nicht zu Rechtsstreitigkeiten kommen kann. Zudem sollten sie möglichst fair sein. Daher gibt es durchaus ein paar Denkansätze. Zwei mögliche davon möchte ich mal kurz erörtern.

Eine Variante wäre es, die Vorrunde zu spielen (jede Mannschaft hat 16 Spiele, acht Heimspiele) und dann einen Cut zu machen. Dann treten die besten acht Mannschaften noch mal gegeneinander an (machen also quasi die Rückspiele) und spielen den Meister aus, die letzten neun Teams analog die Absteiger. Das reduziert die Gesamtzahl der Spiele auf 24 bzw. 23. Die Vorrunde kann dann bis Mitte / Ende April laufen, die Finalrunde im Rest vom April sowie in Mai und Juni. Der Vorteil liegt hier ganz klar in der Zeitersparnis und in der Tatsache, dass man bei auftretenden Problemen mehr Handlungsspielraum hat. Ein Nachteil liegt darin, dass aus der Abstiegsrunde - je nach Zielgröße der KOL für 21/22 und den Absteigern in der GL gegebenenfalls fünf oder sechs Mannschaften absteigen müssten. Eine schlechte Vorrunde ist dann kaum noch zu korrigieren.

Eine zweite Variante wäre eine Teilung der KOL in Nord- und Südgruppe. Diese spielen in Hin- und Rückspiel die Platzierungen aus. Dann gleiches Procedere wie oben: Teilung in Meister- und Abstiegsrunde. Punkte werden mitgenommen, es werden nur noch die Partien aus den Begegnungen gegen die Mannschaften der anderen Vorrundengruppe gespielt. Macht in der Vorrunde 14 bzw. 16 Spiele, bei den Platzierungsspielen kommen noch mal acht beziehungsweise zehn dazu. Vorteil auch hier Die Zeitersparnis, die erhöhte Flexibilität und verkürzte Fahrtstrecken für die Mannschaften. Nachteil liegt ganz klar in der sportlichen Einordnung. In einer "Südgruppe" wären z. B. mit Immichenhain/Ottrau, Neukirchen, Schwalmstadt II, Schwarzenborn und Zella/Loshausen die Tabellenplätze 3, 4, 5, 6 und 7 der aktuell abgebrochenen Saison vertreten. Sicherlich muss das für eine neue Spielzeit nichts heißen, aber einen komischen Beigeschmack hat das dann schon.

In beiden Varianten stellt sich die Frage, was wird mit der Reserverunde. Hier werden sich sicherlich andere Tabellenkonstellationen ergeben - insofern wir in der jeweils zweiten Hälfte der beiden o. a. Varianten Erste und Reserve auseinander gerissen. Bei der Konstellation mit den zwei regionalen Gruppen treffen hier sogar fast die komplette, obere Tabellenhälfte der alten B4 aufeinander.

Es gibt noch weitere Denkansätze, die meisten schließen sich aber meiner Meinung nach aus. Play-Offs und Play-Downs z. B. (max. drei Spiele von zwei Mannschaften gegeneinander, bei zwei Siegen ist man weiter; besser platzierte Mannschaft hat zum Auftakt Heimrecht) gehen nur dann, wenn ein gerade Anzahl von Mannschaften da ist. Damit ist das raus. Oder eine einfache/verkürzte Runde zu spielen - macht 16 Spiele, jede Mannschaft hat acht Heim- und acht Auswärtsspiele. Diese Variante könnte greifen, wenn sich aus irgendwelchen Gründen der Start weiter nach hinten schiebt.

Generell plädiere ich für eine "normale" Saison, sehe aber die große Gefahr, dass wir diese nicht regulär zu Ende bringen werden. Wenn aber Variante 1 oder 2 (oder eine weitere - schließlich stellt das ja nur meine Sicht der Dinge dar) angedacht werden, dann sollte man alle Vereine im Vorfeld beteiligen und eine tragfähige Mehrheitsentscheidung finden.

3. Durchführung von Spielen auf neutralen Plätzen (Kunstrasen Neukirchen, Treysa, Spangenberg)

Dieser Variante erteile ich eine klare Absage. Abgesehen von verschiedenen rechtlichen Fragestellungen (Darf der KFA das überhaupt anordnen? - Wer ist eigentlich Eigentümer der Plätze - Was kostet die Miete und wer zahlt das? - Kann ich andere Vereine in ihrer Nutzungszeit vom Platz "vertreiben" usw.) sehe ich auch noch folgende Probleme für die Vereine:

• Die Plätze liegen in der regionalen Verteilung ungünstig

• Die Fans werden die "Heimspiele" nicht wie gewohnt annehmen (Fahrten z. B. von Falkenberg nach Treysa oder Besse nach Spangenberg?!)

• Die Organisation des Heimspielbetriebes wird schwierig. Die ganz normale Stadionbratwurst oder das Bier müssen angeliefert und zubereitet werden, das heißt Grill mitschleppen oder den vom Heimatverein nutzen. Wirft die weiterführende Frage auf, ob die Heimvereine ihre Gastronomie (Stadiongaststätte) an andere abtreten werden - sicherlich nicht! Und selbst wenn, wer bezahlt die Miete? Der KFA wohl kaum und der HFV erst recht nicht? Den Vereinen fehlen schon die Einnahmen aus dem Spielbetrieb der ausgefallenen Rückrunde. Mit einer solchen Variante werden die Ausfälle noch größer!

• Wettbewerbsverzerrung: Die "Heimvereine" haben den Vorteil des bekannten Platzuntergrundes nunmehr nicht nur in Heim- sondern auch in "Auswärtsspielen" und zudem zwei "Heimspiele" (Wenn das Gleiche im Februar noch mal passiert, dann sogar vier) mehr - es sei denn, Neukirchen z. B. macht seine Auswärtsspiele in den betreffenden Zeiträumen in Schwalmstadt oder Spangenberg und umgekehrt.

Man sieht, das Thema wirft viele Fragen auf und bringt eine Menge Problem mit sich. Umso wichtiger wäre es m. E., die Vereine schnellst möglich an den Tisch zu holen und gemeinsam eine Lösung zu finden, die möglichst viel Akzeptanz erhält.


Carsten Reichmann (Sportlicher Leiter FSG Efze 04):

Ich weiß nicht, ob so viele Wochenspiele wegen der Dunkelheit möglich sind. Flutlicht hat ja nicht jeder Sportplatz. Wie soll das organisatorisch bei den neutralen Plätze gehen? Die Einnahmen brauchen ja die Vereine. Und dann Mitglieder zu finden, die nach z. B. Spangenberg fahren und dort den Verkauf organisieren, das stell ich mir schwierig vor. Die Serie zu verlängern oder früher anfangen ist bei guter Wetterlage sicherlich möglich. Aber doch unwahrscheinlich, dass es geht. Ging ja die letzten Jahre auch nicht.


Gerhard Zeebe (Spartenleitung Fußball TSV Spangenberg):

Sicherlich wird es eine Mammutaufgabe für die einzelnen Vereine werden, die anstehenden Spiele zu bewältigen. Ich sehe das Problem, wenn es z. B. aufgrund der allgemeinen Terminsituation zu englischen Wochen kommt, dass es schwierig wird für die Vereine, unter der Woche immer eine Mannschaft stellen zu können. Ich denke an Schichtarbeiter, auswärtige Studenten etc.

Da wir in Spangenberg über einen Kunstrasenplatz mit Flutlicht verfügen sind wir wetterunabhängig und brauchen keine Spiele zu verschieben, somit kann aus unserer Sicht die Vorrunde auch bis Anfang/Mitte Dezember gespielt werden. Sicherlich kann man bei schlechtem Wetter auch das Heimrecht tauschen, um ein Spiel durchzuführen. Gern können wir unseren Platz auch anderen Vereinen für deren Spiele zur Verfügung stellen, über die Termine muss man sich dann abstimmen.

Wenn wir auch vor einer "schwierigen" Saison stehen, werden wir bestimmt eine Lösung zur Durchführung finden, aber trotz alledem freuen wir uns, wenn es dann endlich wieder losgeht.


Thorsten Hohmann (Pressesprecher SG Englis/K./A.):

Es wird 32 Spieltage geben, ist das zu bewältigen?

Hohmann: Mit pünktlichem Start zum September sollte das machbar sein. Andere Ligen (Gruppenligen, Verbandsligen, Hessenligen) haben ja schon länger eine höhere Anzahl an Spieltagen. Natürlich sind wir dies aus den Ligenstärken der letzten Jahren einfach nur noch nicht gewohnt.

Welche Probleme sehen Sie auf die Vereine zukommen? Haben Sie Lösungsvorschläge?

Hohmann: Problematisch werden natürlich die Wochenspieltage, da jeder Verein irgendwelche Schichtarbeiter hat, die dann unter Umständen fehlen. Zudem kann das bei manchen Spielern auch eher zu Verletzungen führen, wenn man drei Spiele innerhalb von sieben Tagen absolvieren muss. Da sind wir immer noch Amateure und dadurch natürlich auch nicht so austrainiert wie Halbprofi- oder Profifußballer.

Eine andere Lösung, als die angedachten Wochenspieltage gibt es meines Erachtens aber leider auch nicht. Man kann nicht einfach die Ostertage schon vorab als feste Spieltage festlegen, da man bei Ausfällen im Oktober/November dann wieder in Terminprobleme für Nachholspiele rennen würde. Und früher als September können wir aufgrund der behördlichen Regelungen eben auch nicht starten.

Was halten Sie davon, wenn man die Vorrunde bis Anfang / Mitte Dezember spielt und wenigstens zwei, besser drei oder vier Spiele auf neutralem Platz ausführt (Kunstrasen Treysa, Neukirchen, Spangenberg)?

Hohmann: Da sehe ich beide Varianten als sehr schwierig an. Zum einen wird man erfahrungsgemäß auf den heimischen Plätzen nicht bis in den Dezember spielen können. Zum anderen wird es auch schwierig sein, die Spiele auf die Kunstrasenplätze zu verteilen, da es Erstens immer zu Unstimmigkeiten bezüglich des Spielorts kommen würde (z. B. wegen Platzbelegung muss unsere EKA dann gegebenenfalls mal in Spangenberg oder Neukirchen (beides ca. 40 km Fahrtstrecke) statt Treysa spielen) und Zweitens sich die Spieltermine ändern würden. Zum Beispiel spielt man dann 11:00, 13:00, 15:00 oder 17:00 Uhr sonntags, was auch wieder zu Schwierigkeiten bei einigen Spielern führen könnte. Auch kalkulierte Einnahmen aus Essens- und Getränkeverkäufe, sofern bis dahin Zuschauer erlaubt sind, würden wegfallen und die Vereine zusätzlich belasten.

Am Ende muss man aber auch sagen, dass gegebenenfalls kein Weg daran vorbeiführen wird, auch mal Spiele auf neutralen Plätzen auszutragen, sollte z. B. der Start nicht zu Beginn des Septembers möglich sein oder die Wetterlage die heimischen Sportplätze schon relativ früh im Jahr unbespielbar machen.