Darmstadt - Bei den Landesmeisterschaften der U16, die am Wochenende in Darmstadt ausgetragen werden, nimmt Luis André in seiner noch kurzen, aber sehr erfolgreichen Laufbahn im Kugelstoßen und Diskuswerfen die Titel neun und zehn ins Visier. Sicherlich werden seine Ergebnisse zu den besten Leistungen der zweitägigen Veranstaltung gehören, denn das große Talent aus Melsungen führt im Kugelstoßen und Diskuswerfen souverän die deutsche U16-Bestenliste an.

Luis André hat im Kugelstoßen die 18m-Marke im Visier.Am 03. Juli 2020 stieß er bei einem Abendsportfest in Uslar die 4kg schwere Eisenkugel auf 17,20 m und zeigte damit, dass er einen Tag vor den ersatzlos gestrichenen deutschen U16-Meisterschaften, die in Bremen ausgetragen werden sollten, top-fit gewesen wäre. Während die anderen gemeldeten hessischenTeilnehmer ihre Kugelstoßkünste bisher noch im Verborgenen blühen ließen, könnte Luis den 45 Jahre alten Nordhessenrekord von 17,69 m in Gefahr bringen.

Neunzig Minuten nach dem Kugelstoßen will die Konkurrenz aus Südhessen dem amtierenden süddeutschen Meister die Goldmedaille im auch Diskuswerfen streitig machen. Dieses Vorhaben kann aber nur klappen, wenn der Melsunger im Darmstädter Bürgerpark keinen gültigen Wurf zu Stande bringt. Lokalmatador Calvin Hölzel, der bereits am Vortag im Wettbewerb der M14 startet und vor wenigen Tagen in Niederselters die 1kg-Scheibe auf 42,60 m segeln ließ, wird sich mit Noah Bornmann (Friedberg, 41,26 m) ein Duell um die Silbermedaille liefern.

Langsprinter Niclas Dittmar peilt in Darmstadt eine Zeit unter 38,50 Sekunden an.Im Langsprint über 300 Meter ist Aaron Amenta wie Luis André im Kugelstoßen und Diskuswerfen, das Maß aller Dinge. Der schnelle Jugendliche aus Groß-Gerau, der sich letztes Wochenende bei den U18-Meisterschaften den 200m-Titel mit 22,81 Sekunden holte, hat ebenfalls keine Konkurrenz zu fürchten. Er führt die Meldeliste mit 36,74 Sekunden vor Noel Freder (Altenstadt, 38,41) und Julian Rubel (Königstein, 38,49) an. Der Melsunger Niclas Dittmar, der sich im Januar bei den Hallenmeisterschaften mit 39,44 überraschend hinter Amenta und Rubel die Bronzemedaille gesichert hatte, bestritt seit dieser Zeit kein 300m-Rennen mehr. Mit einer Zeit um 38 Sekunden könnte er sich aber weit vorn platzieren. Die Antwort auf die Frage, welchen Platz der Melsunger Langsprinter in Darmstadt belegen wird, werden wir am Sonntag kurz nach 13 Uhr erfahren.


Bernd Gabel belegt bei den deutschen M60-Mehrkampfmeisterschaften in Zella-Mehlis Rang neun

Für die Deutschen Senioren-Mehrkampfmeisterschaften hatten 253 Leichtathleten aus 149 Vereinen ihre Meldungen abgegeben. Mit dabei war der Melsunger Bernd Gabel, der im Fünfkampf der M60 startete. Die Athleten dieser Altersklasse versprachen einen spannenden Wettkampf mit schnellen Zeiten und guten Weiten, denn mit Kai-Steffen Frank (Essingen), Uwe Türk-Noack (Apolda) und Heiner Lüers (Westerstede) waren drei Mehrkämpfer am Start, die in der Lage waren, mehr als 3000 Punkte im internationalen Fünfkampf zu holen. Hoch waren auch die Erwartungen der weiteren 15 Teilnehmer, die sich von der Corona-Pandemie und den damit verbundenen schwierigen Bedingungen und Einschränkungen nicht aufhalten ließen.

Nachdem Bernd Gabel im Vorjahr überraschend mit 2 553 Punkten den fünften Platz belegt hatte, setzte er sich in diesem Jahr für 200 Punkte weniger als Ziel, da er wegen der Corona-Pandemie nicht ausreichend trainieren konnte und zwei Wochen vor den Meisterschaften noch Probleme mit seiner Wadenmuskulatur bekam. „Ich hoffe, dass ich nach vier Übungen 2000 Punkte gesammelt habe und im abschließenden 1500m-Lauf knapp 400 Punkte bekommen werde, denn mit 2400 Punkte könnte ich vielleicht noch Rang acht belegen“, sagte der 62-Jährige vor seiner Abreise nach Zella-Mehlis in Thüringen.

Der Justiz-Angestellte begann mit 32,93 Sekunden über 200 Meter, erzielte damit nur die elftschnellste Zeit und bekam für diese Leistung 416 Punkte. Auch im Weitsprung lief es nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Obwohl ein guter Rückenwind herrschte, blieb er bei 4,05 Meter hängen und verschenkte erneut rund 100 Punkte. Damit waren die 200 Punkte, die er sich als Endergebnis ausgerechnet hatte, bereits aufgebraucht. Im Vorjahr begann er mit 30,82 Sekunden über 200 Meter und ließ anschließend 4,32 Meter im Weitsprung folgen. Im Diskuswerfen schleuderte er die 1kg-Scheibe auf 31,97 Meter und war damit um 1,15 Meter besser als 2019. Mit 28,05 Meter im Speerwerfen blieb er wie im Vorjahr (28,40 m) im Rahmen seiner Möglichkeiten. Durch seine Ausgeglichenheit lag Bernd Gabel vor dem abschließenden 1500m-Lauf mit 1919 Punkten hinter Gerhard Schatz (Sigmaringen, 1955), aber vor Viktor Landmann (Osterode, 1870 P.) und Joachim Weber (Rastatt, 1783) sowie Mario Renner (LG Neiße, 1719 P.) auf Rang acht.

Von Gerhard Schatz war bekannt, dass er mit seinen Konditionsschwierigkeiten kaum unter acht Minuten laufen würde. Aber welche Zeit würde Bernd Gabel laufen? Im Vorjahr kam er nach 6:56,11 Minuten ins Ziel - beim letzten Test, den er Ende Juli in Uslar vornahm - lief er die 1500 Meter in 7:17,6 Minuten. Diese Zeit würde auf keinen Fall reichen, um einen Finalplatz zu erreichen, denn Viktor Landmann und Joachim Weber konnten die 1500 m unter sechs Minuten zurücklegen.

Schon nach der ersten Runde war klar, dass der vielseitige Melsunger Senior keine Chance hatte, sich unter den besten Acht zu platzieren. Landmann erreichte nach 5:38,28 Minuten das Ziel und als Joachim Weber nach 5:52:51 über den Zielstrich lief, musste sich B. Gabel fast noch eine ganze Runde quälen. Nach 7:32,82 Minuten hatte er es geschafft und nahm Gerhard Schatz (8:05,30 Min) noch fast 33 Sekunden ab.

Während Kai-Steffen Frank (Essingen) sich mit 3.446 Punkte vor Uwe Türk-Noack (Apolda, 3384 P.) und Heiner Lüers (Westerstede, 3301 P.) zum Fünfkampf-König von Zella-Mehlis krönen ließ, belegte Bernd Gabel mit 2185 Punkten hinter Landmann (2624 P.) und Weber (2464 P.) mit zwei Punkten Vorsprung vor Mario Renner (2183 P.) den neunten Platz. Gerhard Schatz kam als Elfter auf 2125 Zähler.

„Es war nicht mein Tag, denn ich merkte schon während der ersten Disziplin, dass meine Waden schmerzten“, sagte Bernd Gabel etwas enttäuscht.


Text und Fotos: Alwin J. Wagner