Sindelfingen - Nachdem im Vorjahr die deutschen Hallen- und Winterwurfmeisterschaften für die Jugend wegen der Corona-Pandemie ausfielen, stand das Wochenende ganz im Zeichen dieser Titelkämpfe, die in Sindelfingen, allerdings ohne Zuschauer, ausgetragen wurden.

Mit dabei war auch der Melsunger Diskuswerfer Luis Andre, der schon lange in keiner Ergebnisliste mehr zu finden war. Der DLV-Kaderathlet bestritt seinen letzten Wettkampf bei den deutschen U18-Meisterschaften am 31. Juli 2021 in Rostock. Kurz vor diesen Titelkämpfen träumte der 16-Jährige noch von zwei Medaillen. Aber seine Impfung mit dem Covid-19-Impfstoff hatte einen negativen Einfluss auf seine Trainings- und Wettkampfergebnisse, so dass es mit seinen sportlichen Leistungen drei Wochen vor diesen Titelkämpfen steil bergab ging.

Während seine Trainingspartnerin Vivian Groppe auf der Bahn im Rostocker Sportpark ein Feuerwerk abbrannte und sich den U18-Meistertitel über 200 Meter sicherte, wurde der Melsunger Recke durch die Impfung ausgebremst. Beim Jahreshöhepunkt verfehlte er im Kugelstoßen mit 14,86 m deutlich das Finale und blieb auch im Diskuswerfen als Sechster mit 50,58 m hinter den Erwartungen.

Weil sportliche Höchstleistungen eine gut funktionierende Koordination von Schule und Leistungssport erfordern, wechselte Luis nach den Sommerferien auf das Leistungssport-Gymnasium nach Chemnitz. Nach intensiven Training, bei dem DLV-Nachwuchscoach Christian Sperling an seiner Technik, Kraft, Athletik und Schnelligkeit feilte, ging Andre´s Leistung wieder nach oben. Doch Anfang Januar zog er sich bei einem Trainingsunfall eine schwere Verletzung im rechten Fuß zu, die im Krankenhaus behandelt werden musste. In den folgenden Wochen war kein Wurf- und Stoßtraining möglich. So konnte er erst wenige Tage vor diesen Titelkämpfen wieder einen Diskus in die Hand nehmen. Da Luis schmerzfrei werfen konnte, empfahl ihm sein Trainer an den nationalen U18-Meisterschaften teilzunehmen.

Der zehnfache hessische Schülermeister eröffnete nach einem halben Jahr Pause den Wettkampf mit einem vorsichtigen Wurf, der bei 45,71 m wieder Bodenkontakt hatte. Es war deshalb keine Überraschung, dass der unmittelbar nach ihm werfende Louis Jäkel (Spremberg) mit 46,83 m an Luis vorbeizog. Nach dem ungültigen Versuch von Mika Maly (Aschersleben) ließ Georg Harpf aus München, der in diesem Jahr die 5kg-Kugel bereits über die 19m-Marke wuchtete, die Scheibe auf 50,20 Meter segeln. Auch Johannes Kölbach (LG Sieg) ließ einen ungültigen Versuch folgen. Gespannt wartete man auf den Auftritt von Ole Mehlberg, der von der dreifachen Diskusweltmeisterin Franka Dietzsch trainiert wird. Doch der Neubrandenburger, der mit 54,08 m die deutsche Jahresbestenliste anführt, konnte zum Auftakt mit 46,68 m ebenfalls nicht überzeugen. Allerdings übernahm Mehlberg im zweiten Durchgang mit 50,54 Meter die Führung vor Harpf. Der drehende Wind machte das Diskuswerfen zu einem Glücksspiel. Zudem tauchte bei dem Melsunger Diskuswerfer eine Unsicherheit auf. Er wusste einerseits, dass er mit seinem ersten Wurf das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht hatte. Andererseits mussten seine weiten Würfe gültig sein, er musste nach dem Abwurf im Kreis bleiben.

Im dritten Durchgang setzte Luis André ein Ausrufezeichen, denn er kam mit 49,42 Meter an die 50m-Marke heran. Damit hatte er nur etwas mehr als einen Meter Rückstand zum Führenden Ole Mehlberg. Aber dieser Zustand hielt nicht lange an, denn sowohl Harpf als auch Mehlberg konnten sich verbessern. Während sich der Münchner mit 51,89 Meter an die Spitze setzte, landete Mehlberg´s Wurf nur einen Zentimeter dahinter. Ein fesselndes und packendes Finale war für die letzten drei Würfe angesagt, aber beide produzierten nur noch ungültige Versuche. Somit war die Meisterschaft bereits im dritten Durchgang entschieden.

Spannung herrschte dagegen im Kampf um die Bronzemedaille. Luis zeigte mit zwei konstanten Würfen von 48,28 und 48,58 m, dass er in den nächsten Wochen über die 50m-Marke werfen wird. Seine 49,42 Meter sollten in Sindelfingen aber nicht für die Bronzemedaille reichen, denn seine Verfolger machten im fünften Durchgang Druck. Zunächst schleuderte der Vorjahresschüler Konstantinos Pindonis aus Frickenhausen die Scheibe auf 49,22 Meter, danach zog Louis Jäkel mit 50,28 Meter am Melsunger Kader-Kaderathleten vorbei und sicherte sich den dritten Platz. Da es im letzten Durchgang keine Veränderungen mehr gab, blieb Luis André nach Rostock erneut ohne Medaille.

„Für mich war heute wichtig, dass ich keine Schmerzen in meinem Fuß verspürte. Dadurch konnte ich alle sechs Versuche absolvieren. Leider fehlt mir durch das Wurfdefizit noch das richtigte Gefühl beim Eindrehen". Auf seine Pläne angesprochen, meinte Luis: "Nach einem Trainingslager, das Ende März in Portugal stattfindet, werde ich im Mai in Halle starten. Da werden die Karten neu gemischt. Für mich kommen die Highlights im Sommer. Dann muss ich in Form sein, denn ich möchte mich für die U18-EM qualifizieren“, beschrieb Luis André seine derzeitige Gemütslage.