Halle - Der zweite Tag der Halleschen Werfertage stand im Zeichen der Qualifikationswettkämpfe für die EM der U18, die vom 04. bis 07. Juli 2022 in Israel ausgetragen werden.

Nachdem Luis André vor einer Woche beim Werfertag in Leipzig mit sechs ungültigen Versuchen im Kugelstoßen noch hinter den Erwartungen zurückblieb, fuhr er voller Optimismus und der klaren Zielvorstellung nach Halle, mit einem gültigen 18m-Stoß, dem verantwortlichen DLV-Nachwuchsbundestrainer für das Kugelstoßen, Luis André qualifiziert sich im Kugelstoßen mit 18,76 m  für die U18-EM in Israel. (Foto: privat)Gerald Bergmann, auf sich aufmerksam zu machen. Der Wettkampf begann bereits um 10.15 Uhr, aber Luis ließ sich weder durch den frühen Beginn, noch durch den guten Auftakt des Schweden Gustav Rydaker mit 17,40 Meter aus der Ruhe bringen. Bereits zum Auftakt betrat er hoch motiviert den Kugelstoßkreis und blickte hoch konzentriert zur 18m-Linie, denn er hatte sich für seinen ersten Versuch viel vorgenommen. Er begann seine Drehung technisch lobenswert, so dass eine gute Kraftübertragung auf die Kugel erfolgen konnte. Kurze Zeit später landete die 5kg-Kugel hinter der 18m-Linie. Und da er sich nach dem Abstoß regelkonform im Kreis abfing, wurde sein Stoß unter dem Beifall der Zuschauer gültig gegeben. Als er seine Weite von 18,11 Meter hörte, sah man dem MT-Aushängeschild die Erleichterung an. Damit verbesserte er nicht nur seinen Hausrekord vom 30. April in Walldorf um 46 Zentimeter, Luis gelang auch etwas Historisches: Mit 18,11 Meter verbesserte er auch über den 28 Jahre alten nordhessischen Rekord von Ralf Schmidt (LG Conti Waldeck), der 1994 in Falkenstein 17,98 Meter gestoßen hatte. Der Name Luis André steht im Kugelstoßbuch der Rekorde im Schwalm-Eder-Kreis sowie in Nordhessen ganz oben. Gleichzeitig zeigte sich wieder einmal die Bedeutung des ersten Versuchs in großen Wettkämpfen. Der Melsunger wurde durch diese starke Leistung immer sicherer und ließ weitere vier gültige Versuche folgen, die alle deutlich über seinen bisherigen Hausrekord lagen.

Als Letzter der neun Athleten betrat Georg Harpf den Ring und zeigte sofort, wer „Chef im Ring“ ist. Der Jugendliche aus Ingostadt, der für München startet, hatte sich mit 19,20 Meter bereits für die EM qualifiziert. Er begann mit 19,36 m und beförderte im zweiten Durchgang die Kugel auf 20,14 Meter. Unmittelbar vor ihm wuchte Luis im zweiten Versuch sein Gerät auf 17,84 Meter. Doch dieser Stoß machte Hoffnung auf mehr, so dass man gespannt auf den dritten Durchgang wartete. Bevor er aber im dritten Versuch für einen gewaltigen Paukenschlag sorgte, steigerte sich Theodor Eltz (Halle) auf 17,21 Meter. Dann kam der nächste Auftritt von Luis André, der erneut tosenden Beifall erhielt, als seine Kugel in der Nähe der 19m-Marke aufschlug. Der 17-Jährige beherrscht die Kunst, sich zu freuen ohne es zu zeige, auch große Gefühlsausbrüche eher fremd. Als die Weite mit 18,76 Meter bekannt gegeben wurde, merkte man, dass ihm ein großer Stein vom Herzen fiel.

Aber so unverhofft kam diese Leistungsexplosion offenbar nicht. Nachdem er letzte Woche in Chemnitz mit Christian Sperling viel an der Technik gearbeitet hatte und beim Abschlusstest um 19 Meter stieß, sagte Luis bescheiden: „Die Stöße über 18 Meter hatten sich schon im Training angedeutet. Natürlich bin ich total happy, denn ich habe mein erstes Ziel erreicht. Am 18. Juni muss ich in Walldorf bei der U-18-Gala mindestens zweitbester DLV-Athlet im Kugelstoßen werden, dann steht einer endgültigen Nominierung nichts mehr im Weg.

In der aktuellen Europa-Bestenliste wird Luis André hinter Ali Peker (Türkei, 20,76 m), Georg Harpf (20,14 m), Dimitrios Antonatos (Griechenland, 19,93 m), Isaac Delaney (Großbritannien, 19,42 m). Constantin Gherasim (Rumänien, 19,29 m) und Aatu Kangasniemi (Finnland, 19,12 m) auf Platz sieben geführt. In der ewigen hessischen U18-Bestenliste steht er mit dem neuen Nordhessenrekord von 18,76 Meter hinter Claus-Peter Hainbach (Frankfurt, 1990 = 20,12 m) und Alexander Belz (Elz, 1999 = 19,70 m) bereits auf Rang drei.

Beim anschließenden Diskuswerfern bewies der Oberstufenschüler des Sportgymnasiums Chemnitz Nervenstärke, als er zwei Weite Würfe knapp übertrat und dann mit einem Sicherheitswurf von 51,63 Meter noch den Endkampf erreichte und am Ende hinter Ides Verhulst (Belgien, 57,85 m), Ole Mehlberg (52,92 m), Louis Jäkel (52,40 m) und Jerome Schwager (51,79 m) noch Fünfter wurde.