Pliezhausen - Beim 31. internationalen Läufermeeting „der krummen Strecken“ im schwäbischen Pliezhausen, wo deutsche und internationale TOP-Athleten auf ihren Trainingsstrecken über 80, 150, 300m, 600m und 1000m bei Wettkampfbedingungen ihre Form testeten, erlebten über 1500 Zuschauer viele Höhepunkte, zu denen auch die Kurzsprints gehörten.

Vivian Groppe (MT Melsungen) war schon 2021 als aufstrebende Athletin dem Ruf nach Pliezhausen gefolgt und pulverisierte vor einem Jahr ihre 150m-Bestzeit von Sie durften sich über ihre neue Bestzeiten freuen:  von links: Lisa Maihöfer, Elisa Lechleitner, Denise Uphoff und Vivian Groppe. 19,64 auf 18,13 Sekunden. In diesem denkwürdigen Rennen verbesserte sie die Jugend-Kreisrekorde der U18 und U20 und löschte auch die 29 Jahre alte Kreisbestleistung von Irena Gazda-Sagolla (Remsfeld, 18,72) bei den Frauen aus. Für dieses Jahr stand eine weitere Verbesserung ihrer 150m-Zeit auf dem Plan. Aber auch im Kurzsprint, zeichnete sich nach den erzielten Trainingsleistungen eine 80m-Zeit unter 9,90 Sekunden ab.

Dem Meeting war ein Lehrgang mit Kandidatinnen für die U20-WM in Cali unter Alexander Seeger (Gomaringen) vorausgegangen, da der Bundestrainer ein schnelles und erfolgreiches Quartett in Kolumbien an den Start bringen möchte. Dafür wurden zehn der schnellsten jugendlichen Sprinterinnen Deutschlands nach Pliezhausen eingeladen. Vivian lief als Schlussläuferin der zweiten DLV-Staffel mit Anna Mootz (Magdeburg), Allegra Hildebrand (Leverkusen) und Viola John (München) im zweiten Testlauf nach 45,91 Sekunden über die Ziellinie, wobei zwei unglückliche Wechsel eine Zeit unter 45 Sekunden verhinderten.

Eine Stunde nach dem Staffelwettbewerb startete die MT-Sprinterin im 80m-Lauf auf Bahn eins. Neben ihr startete Carolin Schlung (SSC Bad Sooden-Allendorf), die ebenfalls dem NK1-Kader des DLV angehört und auch eine Kandidatin für die U20-WM ist. Malaika Mihambo, das Gesicht der deutschen Leichtathletik, lief auf Bahn drei und wurde bereits bei der Vorstellung von dem begeisterten Publikum lautstark gefeiert. Ihre große Popularität wurde in den letzten Jahren durch die dreimalige Nach dem ersten Drittel der Strecke lagen Vivian Groppe (MT Melsungen) und die Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo noch fast auf gleicher Höhe.Wahl zur „Sportlerin des Jahres“ eindrucksvoll bestätigt. Die Olympiasiegerin, Welt- und Europameisterin im Weitsprung, mit einer 60m-Bestzeit von 7,22 Sekunden, gehört mit ihrer 100m-Bestleistung von 11,21 Sekunden zu den schnellsten deutschen Sprinterinnen. Auf Bahn vier wartete Pia Ringhoffer auf den Startschuss. Die Sprinterin aus Sindelfingen legte 2021 die 100 Meter in 11,70 zurück. Somit gab es ein dicht zusammengeballtes Trio und einen bereits reservierten vierten Platz für Vivian Groppe. Aber die deutsche U18-Meisterin ließ sich von den Vorleistungen der Konkurrenz nicht beeindrucken und kam gut aus dem Startblock. Nachdem das Quartett nach dreißig Metern noch fast auf gleicher Höhe lag, löste sich die Olympiasiegerin auf der zweiten Hälfte der Strecke und entschied diesen Kurzsprint in glanzvollen 9,35 Sekunden klar für sich. Bis ins Ziel hinein tobte ein großer Kampf um die nächsten Plätze. Vivian konnte nämlich mit Pia Ringhoff, die in der Halle mit vorzüglichen 7,46 Sekunden über 60 Meter aufwartete und Carolin Schlung, Zweite bei den deutschen U20-Hallenmeisterschaften mit 7,51 Sekunden, mithalten. Da mit bloßem Auge die weiteren Platzierungen nicht zu erkennen waren, musste das Zielfoto herangezogen werden. Aber schon vor der Auswertung löste der großartige Lauf von Vivian eine Überraschung aus, da die 17-Jährige gegen die viel stärker eingeschätzte Konkurrenz mithalten konnte. Während Pia Ringhoffer sich mit 9,66 Sekunden den zweiten Platz sicherte, wurde Carolin Schlung (6,70) noch unmittelbar vor der Ziellinie von Vivian mit 9,69 Sekunden abgefangen. Leider können diese Zeiten nicht in die Bestenliste aufgenommen werden, da der Rückenwind (+2,8 m/s) zu viel Schubkraft hatte. „Für mich war der Lauf gegen Malaika Mihambo ein absoluter Höhepunkt in meiner sportlichen Laufbahn“, sagte Vivian. „Als sie am 11. August 2018 mit einer Weite von 6,75 Meter Europameisterin in Berlin wurde, hatte ich sie noch im Fernsehen bewundert“.

Eine Stunde später standen die 150 Meter auf dem Programm. Vivian startete dieses Mal auf der Außenbahn. Nach ihren guten Trainingszeiten hatte sie sich eine Verbesserung ihres Kreisrekordes mit einer 17 vor dem Komma vorgenommen. Auf Bahn fünf lief Lisa Maihöfer (SV Saar), dahinter wartete Elisa Lechleitner Bundestrainer Alex Seeger (Gomaringen) war mit dem Auftreten von Vivian Groppe auf beiden Sprintstrecken zufrieden.(Ludwigsburg) auf das Startkommando. Auf Bahn drei stand Denise Uphoff vom Sprintteam Wetzlar. Die frühere deutsche U20-Hallenmeisterin über 60 Meter mit 7,40 Sekunden, lief nach ihrer schweren Verletzung 2019 (Außenbandteilanriss und Kapseleinriss) die 100 Meter bereits im Vorjahr wieder in 11,86 Sekunden.

In diesem Lauf reagierte Vivian am Start nicht so schnell, so dass sie ausgangs der Kurve klar hinter Lisa Maihöfer lag. Aber mit einer hohen Schrittfrequenz stürmte sie auf der Zielgeraden an ihr vorbei und holte nach einer starken Phase auf dem letzten Streckendrittel auch Denise Uphoff und Elisa Lechleitner kurz vor dem Ziel ein. Aber wer hatte dieses - auf einem hohen Niveau stehende - Rennen gewonnen? Die Siegerzeit auf der Anzeigetafel lautete 17,89 Sekunden. Kurze Zeit später wurde das Ergebnis bekannt gegeben: Bei leichtem Rückenwind von 0,2 m/s siegte Elisa Lechleitner, die vorher im 80m-Sprint mit 9,66 Sekunden notiert wurde, mit 17,89 Sekunden. Vivian sicherte sich mit der Kreisrekordzeit von 17,92 Sekunden vor Denise Uphoff (17,96) und Lisa Maihöfer (18,19) den zweiten Platz. Mit diesem starken Rennen unter den Augen des Bundestrainers tankte Vivian Groppe viel Selbstvertrauen für den weiteren Saisonverlauf. „Darauf lässt sich aufbauen“, sagte die Melsunger Geschwister-Scholl-Schülerin, die eine ausgezeichnete Kombination aus Konsequenz und Zielstrebigkeit verkörpert und über das richtige Kämpferherz verfügt.