Kassel - Die MT Melsungen hat vor 2847 Zuschauern in der Kasseler Rothenbach-Halle auch dank Torwart Nebojsa Simic (Foto) Frisch Auf Göppingen mit 26:23 (17:13) bezwungen.

Im vorletzten Heimspiel der Saison hat die MT gegen Göppingen nichts anbrennen lassen. Selbst als Göppingen in der zweiten Halbzeit noch einmal bedrohlich nahekam, verloren die Melsunger nicht die Nerven, sondern hielten trotz einiger Widrigkeiten dagegen und feierten einen insgesamt verdienten Sieg, zu dem Kapitän Kai Häfner als bester Torschütze sechs Treffer beisteuerte. Für Göppingen war Marcel Schiller mit fünf Toren, davon drei per Siebenmeter erzielt, erfolgreichster Akteur.

Wer vor Anpfiff genauer auf den Spielberichtsbogen gesehen hatte, der mochte sich gewundert haben angesichts der Jahrgänge 2004, 2005 und sogar 2006, die da in der Melsunger Aufstellung hinter den Youngstern Florian Drosten, Lasse Ohl (für den kurzfristig verletzt ausgefallenen Rogerio Moraes) und Tom Wolf standen. Aber es passte zum Thema des Tages, denn im Rahmen der Partie stand die Ehrung der Bundesliga-Reserve an, die mit dem hessischen Landestitel erstmals den Aufstieg in die 3. Liga realisierte, und in der neben den genannten drei Nachwuchsakteuren noch eine Vielzahl weiterer Talente aus der eigenen Talentschmiede für diesen Erfolg mit verantwortlich zeichneten.

In der Startformation standen indes erst einmal die gestandenen Profis. Und sahen sich nach schnellen Treffern von Marcel Schiller per Siebenmeter und Blaz Blagotinsek sogleich mit 0:2 im Rückstand (2.). Einer ersten guten Reaktion von Nebojsa Simic und dem pfeilschnellen Dimitri Ignatow war es zu verdanken, dass statt eines dritten Gegentores zunächst der Anschlusstreffer notiert werden durfte, ehe Kresimir Kozina dann doch das 1:3 (4.) erzielte. Einmal mehr also das, was man vor heimischem Publikum getrost einen Fehlstart nennen kann.

Dass es nur kurze Zeit später schon ganz anders aussah, war in erster Linie der Verdienst von Aidenas Malasinskas. Erst setzte er einen Strafwurf in die Maschen, lieferte dann den herrlichen langen Pass auf Dimitri Ignatow zum Ausgleich und schickte einen weiteren Feldtreffer zur 5:4-Führung (9.) hinterher. Das Spiel war also schnell wieder offen, durch weitere starke Paraden von Simic holte sich die MT trotz Zeitstrafe gegen Gleb Kalarash über das 8:6 (13.) von David Mandic sogar selbst eine Zwei-Tore-Führung. Sogar Spielfreude kam auf, abzulesen an Ignatows Tor nach Kempa-Zuspiel von Aidenas Malasinskas und dem Traumpass von Kai Häfner auf David Mandic, der per Aufsetzer zum 11:9 (17.) vollstreckte.

Dem hatten die Gäste, denen die Strapazen vom EHF-Final Four des vergangenen Wochenendes anzumerken waren, nicht viel entgegenzusetzen. Zumal Nebojsa Simic nicht nur mit seinen Abwehraktionen erfolgreich war, sondern eine davon sogar höchstselbst mit einem Wurf über das gesamte Feld zum 14:9 (21.) ins gerade verlassene gegenüberliegende Gehäuse veredelte. Kai Häfner setzte da noch zwei drauf und es waren beim 16:10 (27.) schon sechs Abstand. Die bis zur Pause jedoch wieder auf vier zusammenschrumpften, weil der in einer Auszeit angesagte Spielzug nicht klappte und Jon Lindenchrone Andersen ins verwaiste MT-Tor traf.

Wie schon zu Beginn der Partie gehörten die ersten Minuten nach Rückkehr aus den Kabinen den Gästen. Einmal parierte der schon Mitte der ersten Hälfte im Tor eingewechselte Marin Sego gegen Dimitri Ignatow, gleich zweimal gegen Andre Gomes, Aidenas Malasinskas visierte nur den Pfosten an, auch Kai Häfner fand in Sego seinen Meister und Julius Kühn setzte das Leder auf die Latte. Ins Netz trafen zunächst nur Kresimir Kozina für Frisch-Auf kurz nach Wiederbeginn und Marcel Schiller per Siebenmeter. Erst nach ewig langen, halbzeitübergreifenden dreizehneinhalb Minuten durften die MT-Fans nach Kai Häfners 18:15 (40.) endlich wieder einmal jubeln.

Als Initialzündung ging das noch nicht durch, um den Motor wieder ins Laufen zu bekommen. Zwar stellten David Mandic und Agustin Casado auf 20:16 (44.), Göppingen blieb aber hartnäckig dran. Obwohl Nebojsa Simic unter tosendem Jubel der rot-weißen Fans Marcel Schiller einen Strafwurf „abkaufte“ und gegen den vollkommen freien Blaz Blagotinsek eine wahrhaft sensationelle Parade ablieferte, dazu Kai Häfners 22:18 (48.) die Gastgeber etwas durchschnaufen ließ, waren die Süddeutschen nach zwei Schiller-Treffern erneut auf zwei ran. Höchste Zeit für ein Time-Out von Roberto Garcia Parrondo (50.).

Das half erst einmal wenig, denn Blaz Blagotinsek und Axel Goller schafften den Anschluss zum 23:22 (51.). Sogar der Ausgleich war mehrfach möglich, aber da rettete unter anderem Simic die Seinen mit zwei Glanztaten gegen Till Hermann und Jaka Malus. Erst Dimitri Ignatow über Außen, dann Domagoj Pavlovic mit einer kraftvollen Einzelaktion zum 25:22 (58.) sorgten für eine kleine Vorentscheidung. Und weil Jaka Malus mit 70 Sekunden Restzeit auf der Uhr seinen Versuch glatt über die Latte setzte, war nicht nur alles klar, sondern kam schließlich im Anschluss an Dimitri Ignatows 26:22 auch noch der erst 16 Jahre alte Tom Wolf unter dem Beifall der MT-Fans zu seinen ersten 30 Sekunden Bundesliga-Erfahrung.


Stimmen zum Spiel:

Roberto Garcia Parrondo: Wir haben heute gegen eine gute Göppinger Mannschaft gespielt, gegen die wir aber trotzdem unbedingt gewinnen wollten. Wir haben dann gute erste 30 Minuten gespielt, waren eigentlich auch nach der Pause nicht schlecht. Wir haben nur aus unseren herausgearbeiteten Chancen einfach keine Tore gemacht. Der Einsatz meiner Mannschaft hat trotzdem über die gesamte Spielzeit gestimmt, so dass wir das Spiel verdient gewonnen haben.

Markus Baur: Glückwunsch an Roberto und die MT zum Sieg. Sie haben bis auf die ersten fünf Minuten durchgehend in Führung gelegen, also geht das Ergebnis auch in Ordnung. In der ersten Halbzeit haben wir zu viele Tore aus freien Bällen bekommen, weil uns in der Deckung die Ordnung fehlte. Der Faden ist uns irgendwann gerissen und Simic hatte einen Glanztag. Wobei wir ihn auch ein bisschen zum Hero geschossen haben. Mit den minus vier waren wir zur Pause deshalb noch gut bedient. Der Knackpunkt waren die zehn Minuten nach der Pause, in denen wir zwar kein Tor bekommen, aber selbst auch nur zwei gemacht haben. Beim Stand von 23:22 haben wir dann zwei große Möglichkeiten ausgelassen und haben uns damit die Chance auf einen möglichen Erfolg selbst genommen.


MT Melsungen: Simic (1 Tor / 16 Paraden / 23 Gegentore), Morawski (n. e.); Kühn, Malasinskas 3/1, Casado 1, Ignatow 5, Ohl, Drosten, Arnarsson 4, Wolf, Gomes, Kalarash 2, Häfner 6, Kastening Mandic 3, Pavlovic 1 - Trainer Roberto Garcia Parrondo.

Frisch Auf Göppingen: Rebmann (0 P. / 8 G.), Sego (13 P. / 18 G.); Neudeck 1, Kneule, Duarte 2, Andersen 1, Sarac 4, Blagotinsek 2, Schiller 5/3, Röller, Goller 3, Hermann, Kozina 1, Malus 2, Schmidt 2 - Trainer Markus Baur.

Schiedsrichter: Robert Schulze (Magdeburg) / Tobias Tönnies (Magdeburg); Spielaufsicht: Lars Geipel

Zeitstrafen: 6 – 2 Minuten (Kalarash 10:10, Arnarsson 38:16, Mandic 44:30 – Blagotinsek 19:01)

Strafwürfe: 1/1 – 4/3 (Schiller scheitert an Simic 44:34)

Zuschauer: 2.847 in der Rothenbach-Halle, Kassel