Potsdam - Sie ist das Aushängeschild des Schwälmer Frauenfußballs, dabei hat sie die Region schon vor neun Jahren verlassen. Gespielt hat sie auf allen Plätzen in der Schwalm und in ganz Nordhessen. Jetzt kickt sie in den Arenen des FC Bayern München, des VfL Wolfsburg und der TSG Hoffenheim. Die Rede ist von Viktoria Schwalm (Foto), die bereits auf über 70 Spiele in der Frauenfußball-Bundesliga kommt und dabei für ihren Verein 1. FFC Turbine Potsdam beeindruckende 21 Tore erzielte.

Gelernt hat sie das Fußballspielen bei ihrem Heimatverein SpVgg Zella/Loshausen beziehungsweise bei der JSG Willingshausen. Unter der Anleitung von Vater Volker machte sie die ersten Erfahrungen mit dem runden Leder. Über die SG Immichenhain/Ottrau, mit der Viktoria Schwalm zwischen 2008 und 2012 alles abräumte, was es im Mädchenfußball zu gewinnen gab, zog es sie 2012 zum Bundesliga-Klub Turbine Potsdam.

Mit dem 1. FFC wurde die gebürtige Zellaerin unter anderem Deutsche Vizemeisterin der B-Juniorinnen (2014), gewann 2013 den U16-Nordic-Cup und wurde 2013 Staffelsiegerin der B-Juniorinnen.

Bei den Seniorinnen erkämpfte sich Viktoria Schwalm auf Anhieb einen Stammplatz, war sogar auf dem Sprung in die Deutsche Nationalmannschaft. Doch eine Schulter-Operation 2019 warf die 23-jährige etwas zurück und auch 2020 war nicht unbedingt ihr Jahr. Im Herbst verletzte sie sich am Knie, musste operiert werden und befindet sich seitdem in der Reha.

In einem Interview fragten wir bei ihr nach, wie der Stand der Dinge ist, wie die Reha verläuft und wie oft sie noch in der Schwalm vorbeischaut:


Hallo Frau Schwalm, die Restrückrunde in der Frauenfußball-Bundesliga läuft seit Anfang Februar. Wir vermissen aber Ihren Namen in den Aufstellungen von Turbine Potsdam. Was ist los?

Schwalm: Ich habe mich leider letztes Jahr im Herbst an meinem linken Knie verletzt und musste operiert werden. Die OP ist super verlaufen, ich bin auch schon in der Reha und arbeite Schritt für Schritt an meinem Comeback. Es dauert leider etwas länger, aber wie sagen alle zu mir: Du musst geduldig sein.


Wie sieht ein Tagesablauf in der Reha aus?

Schwalm: Mein Tagesablauf ist eigentlich ziemlich unspektakulär muss ich eingestehen. Ich habe jeden Tag Reha und an drei Tagen in der Woche sogar zwei Mal am Tag.

Die Nachmittagseinheiten finden immer bei uns am Olympiastützpunkt in Potsdam statt und für die drei Einheiten am morgen, fahre ich noch zusätzlich in eine Physio-Praxis, mit welcher der Verein eine Kooperation führt.

Viktoria Schwalm (Foto: privat).Am Anfang, wo ich mein Bein noch nicht belasten durfte, konnte ich „nur“ den Oberkörper trainieren und nur ganz leichte Übungen für das Bein machen, dass heißt, viele Übungen für die Arme, den Rücken und vor allem für den Bauch, aber das war auch gar nicht so schlecht, so trainiert man gleichzeitig für den Sommerbody mit :)

Jetzt bin ich schon ein paar Schritte weiter und darf mein Bein komplett belasten und trainieren, worüber ich auch sehr froh bin, denn jetzt können wir die Trainingseinheiten noch variabler gestalten.

Das Ziel ist es jetzt erst mal, mit viel Krafttraining, die verlorene Muskulatur wieder herzustellen um eine gute Grundlage für die nächsten Schritte zu schaffen.

Zusätzlich bekomme ich 2-3x die Woche noch Behandlung von unserer Physiotherapeutin, somit bin ich und mein Knie in guten Händen und vor allem rundum versorgt.


Wann rechnen sie damit, wieder auf dem Platz zu stehen?

Schwalm: Das ist schwer einzuschätzen, man kann nicht genau sagen, es dauert so und so lange. Man muss schauen, wie sich alles entwickelt, ob das Knie alles mitmacht oder ob man dann auch mal wieder ein zwei Gänge zurückschalten muss. Das wichtigste ist, dass ich auf meinen Körper und auf mein Knie hören muss. Es ist nicht so leicht wie es sich anhört, aber enorm wichtig für den weiteren Verlauf.

Es ist leider noch ein langer weg, bis ich wieder auf dem Platz stehen darf, aber aufgeben ist keine Option und bis dahin heißt es, geduldig sein und jeden Tag hart für das Comeback arbeiten.


Erst die Schulter-OP 2019, nun die schwere Knieverletzung. 2021 kann eigentlich nur besser werden, oder?

Schwalm: Das habe ich mir nach der Schulter-OP auch gesagt, dass jetzt alles besser wird und dann kam die Knie-OP 2020 ;)

Ich denke, dass mein Kontingent an Verletzungen jetzt auch ausgeschöpft ist. Natürlich gehören Verletzungen auch zum Sport dazu, aber für mich persönlich waren es jetzt auch genug in den letzten Jahren. Ich blicke natürlich positiv und optimistisch in die Zukunft und werde alles dafür tun, schnellstmöglich wieder auf dem Platz zu stehen. Also ja, 2021 kann nur besser werden :)


Sie spielen jetzt seit 2012 für Turbine Potsdam. Kann man sagen, dass Potsdam Ihre zweite Heimat geworden ist?

Schwalm: Auf jeden Fall! Ich fühle mich total wohl hier. Das Familiäre in dem Verein schätze ich sehr, auch die Nähe zu unseren einmaligen, lieben, verständnisvollen und verrückten (natürlich im positiven Sinne) Fans achte ich total. So eine Unterstützung gibt es nur selten und man merkt natürlich, wie sehr sie uns auf der Tribüne fehlen.

Potsdam ist einfach auch eine schöne Stadt und hat alles zu bieten, was man sich wünscht. Die Parks sind traumhaft, egal ob im Winter oder im Sommer, man ist nah am Wasser, es sind einfach viele schöne Plätze, wo man seine freie Zeit genießen kann. Die Wege sind kurz, egal ob zum Training oder in die Stadt, es passt einfach super.


Wie oft schauen Sie noch in Ihrer alten Heimat, der Schwalm, vorbei?

Schwalm: Leider nicht so oft … Ich wäre gerne öfter zu Hause, aber die Zeit lässt es nicht zu. Im Sommer, wenn wir eine kurze Pause haben oder auch Weihnachten, da bin ich dann auch ein paar Tage länger zu Hause und genieße die Zeit mit der Familie, aber sonst klappt es leider nur, wenn mal ein freies Wochenende ansteht und man kein Spiel hat.

Meine Familie kommt mich aber auch öfter mal besuchen, wenn es die Zeit zulässt. Ich muss sagen, dass einzig gute an der Verletzung ist, dass ich öfter nach Hause fahren und dem Reha- Alltag auch mal entfliehen kann.


Haben Sie noch Kontakte zu Spielerinnen aus Ihrer Jugendzeit?

Schwalm: Ab und zu ja, aber nicht regelmäßig. Umso schöner aber, wenn man dann nach längerer Zeit mal wieder etwas von einander hört und sich austauschen kann.


Dann wünschen wir Ihnen eine schnelle Genesung und alles Gute für 2021!

Schwalm: Dankeschön!