Rostock - Bei den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften der U18/U20, an denen über 1400 Talente aus über 400 Vereinen im Rostocker Leichtathletikstadion ihre nationalen Meister ermittelten und sich noch für die U20-EM (07. bis 10. August in Jerusalem) qualifizieren konnten, blieb der Wunsch von Sprinterin Vivian Groppe, mit neuen Jahresbestzeiten über 100 und 200 Meter nach Melsungen zurückzukehren, unerfüllt.

"Meine Zielsetzung war heute definitiv eine andere", sagte Vivian Groppe mit einem gewissen Enttäuschungston. (Foto: privat)Die schnelle Sprinterin der MT Melsungen, deren Wettkampfsaison bislang noch nicht nach Wunsch verlief, weil seit Beginn des Jahres ihre Pläne durch mangelnde Trainingsmöglichkeiten durchkreuzt wurden und sie mit Herausforderungen zu kämpfen hatte, reiste mit schönen Erinnerungen in die Ostseestadt, wo sie zwei Jahre vorher im Rostocker Sportforum ein unvergessliches Sommermärchen erleben durfte: Mit 16 Jahren wurde sie mit 24,12 Sekunden souverän deutsche U18-Meisterin über 200 Meter. Doch bei ihrer Rückkehr in die Hanse- und Universitätsstadt verliefen die Sprintwettbewerbe für die 18-Jährige nicht so wie von ihr erhofft.

Für den 100m-Lauf der WU20 am zweiten Meisterschaftstag hatten 45 Athletinnen ihre Meldungen abgegeben. 19 von ihnen liefen in dieser Saison bereits die 100 Meter schneller als zwölf Sekunden. Tatsächlich gingen 35 Sprinterinnen an den Start, so dass die die Ausgangslage vor den fünf Vorläufen klar war: Die beiden Erstplatzierten eines jeden Laufs sowie die sechs Zeitschnellsten qualifizierten sich für die beiden 100m-Semifinalläufe.

Vivian, die mit einer Jahresbestzeit von 12,21 Sekunden nach Rostock angereist war, startete bei den nasskalten Bedingungen im dritten Vorlauf. Für sie wäre das Erreichen der nächsten Runde schon eine Zugabe gewesen, denn mit Ksenia Helios (Saar, 11,70), Emmy Weichler (Dresden, 11,86), Josephine Otto (Wiesbaden, 11,97) und Jule Wachtendorf (Nordenham, 12,10) hatten vier Athletinnen allein in diesem Rennen mit einer deutlich bessere Leistung als sie gemeldet. Nur Aleyna Yildiz (Köln, 12,28) und Franziska Burchett (Gladbeck, 12,32) standen mit ihren Meldezeiten hinter ihr. Basierend auf ihren 12,21 Sekunden war ihr klar, dass sie nur die nächste Runde erreichen konnte, wenn sie nach dem Startsignal sehr gut aus den Blöcken kam. Noch beim Aufwärmen war sie voller Optimismus. Allesdings sah es im Wettkampf anders aus, denn sie konnte ihre positive Energie nicht in eine schnelle Zeit umwandeln. Nach dem Rennen übte die Melsunger Gymnasiastin Selbstkritik. „Ich hatte mich bemüht, mich vollständig auf mich selbst zu konzentrieren. Das klappte bis zu meinem unbefriedigenden Start. Nach zehn Meter lag ich schon klar zurück und fand somit nicht wie erhofft in meinen Lauf. Ich hatte keine Chance, vorne mitzusprinten. Die Zielsetzung für heute war definitiv eine andere“, sagte Vivian mit einem gewissen Enttäuschungston.

Nach der Disqualifikation von Wachtendorf und der Oberschenkelverletzung von Helios, die nach der Hälfte der Strecke wegen muskulärer Probleme aufgeben musste, belegte Vivian mit 12,29 Sekunden hinter Weichler (11,98), Otto (12,12) und Burchett (12,17) vor Aleyna Yildiz (12,51) nur den vierten Platz. Für das Erreichen des Halbfinales hätte sie 0,16 Sekunden schneller sein müssen.

Vivian Groppe belegte bei den deutschen U20-Meisterschaften über 200 Meter den 11. Platz. (Foto: privat)Im 100m-Finale, das bei leichtem Rückenwind ausgetragen wurde, sicherte sich Chelsea Kadiri (Magdeburg), die auch die europäische Jahresbestenliste mit 11,25 anführt, den Sieg mit 11,54 Sekunden vor Laura Mier (Potsdam, 11,73) und Nele Jaworski (Wolfsburg, 11,78).
Am dritten Meisterschaftstag stand Vivian noch einmal auf der Laufbahn und startete im dritten Vorlauf über 200 Meter. Für diesen Wettbewerb hatten 35 Athletinnen gemeldet. Bei leichtem Gegenwind kam sie hinter Holly Okuku (Sprintteam Wetzlar), Lisa Kels (Berlin) und Franziska Rohmann (Passau) als Vierte aus der 200 Meter-Kurve. Während vorn die U18-Vize-Europameisterin die halbe Stadionrunde in 24,17 locker abspulte, entwickelte sich dahinter zwischen Lisa Kels und Vivian Groppe ein Duell um Rang zwei. Vivian kam der Berlinerin näher, aber sie holte sie nicht mehr ein. Mit 25,10 Sekunden qualifizierte isch Lisa Kels für das 200m-Finale qualifizierte. Vivian belegte mit 25,2 den dritten Platz vor F. Rohmann (25,53) und Samira Heygster (Brinkum, 25,63).

Den Meistertitel holte sich zwei Stunden später im 200m-Finale Holly Okuku mit 23,56 Sekunden vor Nele Jaworski (Wolfsburg, 23,66) und Laura Mier (Potsdam, 24,06).