Koblenz - Bei den süddeutschen U16-Meisterschaften in Koblenz war auf Luis André und Vivian Groppe Verlass. Hochmotiviert und bestens vorbereitet schienen auch die hochsommerlichen Temperaturen die Leistungen der beiden MT-Asse zu beflügeln, denn sie glänzten neben ihren prächtigen Leistungen auch mit zwei Gold- und zwei Silbermedaillen.

Im Mittelpunkt der besten süddeutschen M14-Kugelstoßer stand erwartungsgemäß Luis André, der bei seinem ersten Triumph auf süddeutscher Ebene mit der Bemerkung „das war nicht mein letztes Wort“ Appetit auf mehr machte. Sein Eröffnungsstoß von 14,09 Meter Der süddetusche Kugelstoßmeister der M14 mit seiner Rekordleistung.bescherte ihm nicht nur die Goldmedaille, sondern auch seinen 56. Sieg in Folge. Aber niemand im Stadion bemerkte es, weil das Kugelstoßen der M14 auf dem Nebenplatz ausgetragen wurde. Die Siegerehrung wurde aber im Stadion durchgeführt und so konnte das Melsunger Kugelstoß-Ass auch von den Zuschauern gebührend gefeiert werden.

Nach seinen guten Trainingsleistungen machte er sich vor Beginn des Wettkampfes selbst Druck. Luis hatte sich nämlich vorgenommen, in Koblenz zum ersten Mal mit der 4kg-Kugel über 15 Meter zu stoßen und somit den 39 Jahre alten Rekord für den Schwalm-Eder-Kreis zu verbessern. Wegen einer Armverletzung, die er sich im Ostertrainingslager zugezogen hatte, stieg er erst bei den hessischen Meisterschaften in die Saison ein. Mit 14,57 Meter holte er sich nicht nur den Titel, sondern führte damit auch die deutsche Bestenliste der M14 an. Die Konkurrenz war -wie in allen Wettkämpfen bisher – chancenlos. Während sich Moritz Hinrichsen (Weißkirchen) über seine 13,54 Meter freute, holte sich Georg Harpf (Ingolstadt) mit 12,85 Meter die Bronzemedaille. Die nachfolgenden Stöße von Luis wurden zu einer Demonstration von 15m-Weiten. Im zweiten Versuch wuchte er die Kugel auf 15,39 m. Obwohl er im dritten Durchgang viel zu flach stieß, Der 14-jährige Luis Andre bei seinem Rekordstoß von 15,70 m.landete die Kugel immer noch bei 15,03 Meter. Im Endkampf verbesserte sich Luis unter dem Beifall der Anwesenden auf 15,70 Meter. Damit übertraf er die Vorjahresbestweite von Collin Kremer (Kärlich, 14,64 m) um über einen Meter und hätte bei den ein Jahr älteren Schülern bereits den zweiten Platz belegt. Mit 15,03 Meter blieb er zum vierten Mal in seiner glänzenden Serie über dem Methusalem-Rekord von Dirk Schattner von 15,00 Meter, der 39 Jahre wie ein Fels in der Brandung stand.

Auch im Diskuswerfen hätte der MT-Vorzeigeathlet mit jedem seiner Würfe gewonnen. Locker in der Ausführung ließ er die Scheibe im ersten Durchgang auf 47,83 Meter segeln. Und schon hatte die Konkurrenz nichts mehr entgegenzusetzen. Nachdem er den Kreisrekord im Kugelstoßen verbessert hatte, wollte er auch den 21 Jahre alten Rekord im Diskuswerfen von Andreas Kutzner (Geismar, 48,76 m) steigern. Da er mit jedem Wurf verkrampfter wurde, konnte er sein Vorhaben noch nicht realisieren. Joshua Stallbaum (Schmiden) sicherte sich mit 43,24 Meter den zweiten Platz vor Georg Harpf, der sich nach seinem dritten Platz im Kugelstoßen auch die Bronzemedaille im Diskuswerfen (37.09 m) holte. Nach meiner Wurfarmverletzung fehlen mir einige Würfe in der Vorbereitung. Ich werde nach den Sommerferien die 50m-Marke angreifen“, sagte Luis, der als 14-Jähriger noch nicht bei den deutschen Meisterschaften starten darf.

Vivian Groppe kann man zu Recht im Sprint als Aufsteigerin des Jahres 2019 im Hessischen Leichtathletik-Verband bezeichnen, denn die 14-Jährige geh2x Gold und 2x Silber für Luis und Vivian.ört mit ihrer 100m-Bestzeit von 12,16 Sekunden zu den schnellsten Schülerinnen in Deutschland. Vor zwei Jahren wurde sie noch mit 13,79 Sekunden in den Bestenlisten geführt. Im Vorjahr sicherte sie sich bei den Landesmeisterschaften der W14 in Darmstadt mit 12,72 die Vizemeisterschaft. Und in Koblenz demonstrierte sie bei den süddeutschen Meisterschaften bereits im ersten von fünf Vorläufen ihre Klasse. Sie setzte das erste Ausrufezeichen, als sie zwanzig Meter vor dem Ziel ihr Tempo drosselte und sich bei einem Gegenwind von 1,7 m/sec mit 12,48 souverän vor Celina Henrich (USC Mainz, 13,04) für die nächste Runde qualifizierte.

Auch im ersten von drei Zwischenläufen imponierte die Schülerin aus Beiseförth als Siegerin mit 12,41 vor Clara Wagner (LG Filter, 12,84), die sich im Vorjahr in Walldorf mit 12,57 Sekunden die Vizemeisterschaft gesichert hatte. Damals schied Vivian mit 13,46 als Letzte in ihrem Zwischenlauf aus und verpasste das Finale um 0,7 Sekunden.

Nun stand sie im 100m-Finale der W15 und hatte sogar eine Medaillenchance. Die Vergabe der Meisterschaft schien auf einen Zweikampf zwischen der Titelverteidigerin Laura Müller (Unterländer LG), die im Vorlauf mit 12,16 auftrumpfte und Carolin Schlung (Bad Sooden-Allendorf), die mit 12,10 Sekunden die DLV-Bestenliste anführte, hinauszulaufen.

Zwischen der auf Bahn drei laufenden C. Schlung und L. Müller auf Bahn fünf, startete Vivian. Die Zuschauer auf der Tribüne erlebten bei fast idealen Bedingungen – der Rückenwind von 0,4 m/sec hätte noch etwas kräftiger wehen können, einen spannenden Dreikampf, der erst zehn Kurz vor dem Ziel war das 100m-Finale der W15 noch nicht entschieden.Meter vor der Ziellinie entschieden wurde. Die Melsunger Gesamtschülerin, die in den letzten Wochen die Qualität ihres Sprintvermögens gesteigert hatte, hämmerte eine hohe Schrittfrequenz auf die Bahn und lag zehn Meter vor dem Ziel mit den beiden Favoritinnen auf gleicher Höhe. Erst dort konnte sich Laura Müller lösen und ihren Vorjahrestitel mit 12,01 Sekunden verteidigen. Damit stellte sie eine neue DLV-Jahresbestzeit für die W15 auf und möchte auch in vierzehn Tagen bei den deutschen U16-Meisterschaften in Bremen Gold einfahren.

Vivian fegte wie entfesselt dem Ziel entgegen und egalisierte mit 12,16 ihre Bestzeit. Mit bloßem Auge war nicht zu erkennen, ob sie Silber oder Bronze gewonnen hatte. Kurze Zeit stand aber fest: Vivian Groppe, die im Vorjahr noch im Zwischenlauf ausschied, holte sich die Silbermedaille und schlug die große Favoritin Carolin Schlung, die nach 12,20 Sekunden mit der Bronzemedaille zufrieden sein musste. Während Vivian über diesen zweiten Platz strahlte, sah man der erfolgsverwöhnten Sprinterin aus der Werra-Stadt die Enttäuschung an.

Eine Stunde nach diesem packenden 100m-Finale wurden zwei 300m-Zeitendläufe der W15 gestartet. Maja Schorr (Saarbrücken) hatte sich mit der DLV-Jahresbestleistung von 39,99 Sekunden den Landestitel im Saarland geholt und gilt als Favoritin bei den deutschen Meisterschaften. In Koblenz verzichtete sie auf den 100m-Lauf und ging somit ausgeruht in dieses 300m-Rennen. Auch Amelie Wachsmuth Maja Schorr holte sich den Titel über 300 m vor Vivian Groppe und Amelie Wachsmuth.(BSA), die bereits bei den Regionalmeisterschaften und den Landestitelkämpfen die große Gegenspielerin von Vivian Groppe auf dieser Strecke war, hatte nach ihrem Hürdensieg am Vortag den Focus auf dieses 300m-Finale gelegt.

Im ersten Zeitendlauf hatte Lotta Mage (Tübingen) 41,94 Sekunden vorgelegt. Aber diese Zeit sollte für die Athletinnen des zweiten Laufes kein Hindernis darstellen. M. Schorr, die auf Bahn drei, unmittelbar hinter Vivian startete, legte ein enormes Anfangstempo vor und lief bereits vor der Kurve zu den vor ihr startenden Läuferinnen auf. Vivian, die mit ihren Kräften haushalten musste, orientierte sich an A. Wachsmuth. Eingangs der Zielgeraden hatte sich die Schülerin aus dem Saarland einen Vorsprung von sechs Meter herausgelaufen, den sie bis zum Ziel verteidigen konnte. Dahinter lieferten sich die beiden Verfolgerinnen einen spannenden Zweikampf. Wiederum konnte sich Vivian gegenüber Amelie Wachsmuth behaupten. Mit 40,41 Sekunden, nur 0,09 Sekunden über ihrer persönlichen Bestzeit, holte sie sich innerhalb von einer Stunde vor A. Wachsmuth (40,61) ihre zweite Silbermedaille und war überglücklich. Damit bewies sie nicht nur ihre gewachsene Konstanz, sondern demonstrierte zum zweiten Mal mit 12,16 Sekunden über 100 Meter und ebenfalls zum zweiten Mal mit einer Zeit unter 40,50 Sekunden ihre große Klasse, womit sie zur U16-Spitze des Deutschen Leichtathletik-Verbandes gehört. Ihre ersten beiden Edelmetalle auf süddeutscher Ebene sind eine vorläufige Krönung ihres Weges, den sie vor zwei Jahren mit dem Wechsel zur Leichtathletik einschlug.


Text und Fotos: Alwin J. Wagner