Melsungen - Handball-Bundesligist MT Melsungen bleibt weiterhin in unfassbarem Ausmaß vom Verletzungspech verfolgt. Nachdem aus der letzten Saison mit Finn Lemke, Elvar Örn Jonsson, Domagoj Pavlovic und Timo Kastening nach wie vor vier Akteure rekonvaleszent sind und sich gleich im ersten Spiel der neuen Saison Julius Kühn ein Knöchelbruch zuzog, hat es jetzt mit Rogério Moraes den nächsten Profi erwischt. Der Neuzugang fällt nach Wurfhandverletzung bis zu drei Monate aus.

Gegen den HC Erlangen waren etwa 38 Minuten gespielt, als Rogério Moraes zur Bank lief, um sich dort an der Hand behandeln zu lassen. Bis dahin hatte er zwei Tore erzielt und hinten dazu beigetragen, das Deckungszentrum zu stabilisieren. Acht Minuten später kam der Kreisläufer zurück aufs Spielfeld, an der Wurfhand ein schützender Tapeverband. Wenig später sorgte “Samba”, wie er von einen Teamkameraden gerufen wird, trotz des Handicaps mit seinem dritten Tor für die Melsunger 31:29-Führung. Am Ende stand bekanntlich ein 34:34-Remis zu Buche.

Zurück in Nordhessen gab es dann für ihn und die MT eine böse Überraschung. MT-Mannschaftsarzt Dr. Gerd Rauch diagnostizierte nach eingehender MRT-Untersuchung einen Riss der langen und kurzen Sehne des rechten Daumens. Damit war für den erfahrenen Orthopäden klar: Hier ist eine operative Behandlung unumgänglich. Die wird in Kürze eigens von einem Handspezialisten in der Orthopädischen Klinik in Hessisch Lichtenau durchgeführt. Die anschließende Rekonvaleszenzdauer kann bis zu drei Monaten betragen.

Er ist zwar erst zur neuen Saison zur MT gekommen, aber schon in dieser kurzer Zeit zu einem wichtigen Faktor im Team von Roberto Gracia Parrondo geworden. Rogério Moraes, 2,05 Meter großes Kraftpaket, setzt am eigenen, wie auch am gegnerischen Kreis unübersehbar und wirkungsvoll Akzente. Zur Einordnung: Der Brasilianer führt derzeit mit Johannes Golla bei einer Trefferquote von fast 87 Prozent die Ligastatistik der Kreisläufer an. Für die MT erzielte er in den bislang fünf Spielen 20 Tore, die zweitmeisten nach Ivan Martinovic. Im Deckungszentrum ist er zusammen mit Gleb Kalarash und Arnar Freyr Arnarsson eine feste Größe. Und genau diese beiden müssen sich nun in den nächsten Wochen den Part von Rogério Moraes im Angriff teilen.

“Jetzt zeigt sich, dass wir gut daran getan haben, den Kader zur neuen Saison zu vergrößern. Nachdem Verletzungspech der vergangenen Saison, wollten wir besser gewappnet sein. Dass dies aber schon jetzt, nach nur fünf Spieltagen, relevant wird, hätte uns gern erspart bleiben können. Ich kenne keinen Verein, der gleichzeitig und über einen so langen Zeitraum so viele Ausfälle kompensieren muss. Das soll keine Entschuldigung für unseren mäßigen Saisonstart sein, aber das Bemühen des Trainers und der Mannschaft um Konstanz wird dadurch nicht gerade gefördert”, so Sportdirektor Michael Allendorf.

Fakt ist: Die MT hat in dieser Saison einen 20-köpfigen Lizenzspielerkader, der nun auf 14 Akteure – einschließlich der Youngster wie Florian Drosten, Ben Beekmann und Julian Fuchs – zusammengeschrumpft ist. Und am Sonntag kommen die bislang ungeschlagenen Füchse Berlin, die inzwischen zum engsten Kreis der Meisterschaftskandidaten gezählt werden, nach Kassel (14:00, Rothenbach-Halle). Karten gibt es noch in den bekannten Vorverkaufsstellen und online unter mt-ticket.de.