Kassel - Im Namen zahlreicher Unterstützer des KSV Hessen Kassel e.V. erreichte uns heute ein offener Brief vom Fanbeauftragten des KSV Hessen Kassel Gregory Dauber zum Thema "Aufstieg in Regionalliga Südwest 2020/21". "Wir fordern vier statt drei Aufsteiger in die Regionalliga Südwest - so wie es in der Spielordnung der Regionalliga vorgesehen ist", sagt Dauber. Hier sein offener Brief:


An die Regionalliga Südwest GbR und ihre Gesellschafter

Zweitplatzierte Oberligisten beim Aufstieg in die Regionalliga Südwest nicht außen vor lassen!


Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Sportfreunde,

aufmerksam haben wir die Medienberichte der vergangenen Woche verfolgt, welche sich mit einem möglichen Saisonabbruch der Regionalliga Südwest und dem damit einhergehenden Wertungsmodell befassten. Wir halten einen Saisonabbruch angesichts der schwerwiegenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie für unausweichlich. Ebenso begrüßen wir das Bemühen zahlreicher Verbände, in dieser bisher unbekannten Situation nach Möglichkeiten zu suchen, um die bisherigen sportlichen Leistungen dennoch zu honorieren. Mit Sorge beobachten wir allerdings Tendenzen, dass anders als in der Spielordnung der Regionalliga Südwest vorgesehen nur drei statt vier Mannschaften die Möglichkeit des Aufstiegs gegeben werden soll.

Wie verschiedenen Presseberichten zu entnehmen war, scheint die Mehrheit der Gesellschafter der Regionalliga Südwest dieses Wertungsmodell zu präferieren: Es gibt keine Absteiger in die untergeordneten Oberligen; die nach der Quotientenregel ermittelten Erstplatzierten der untergeordneten Oberligen werden zu Meistern gekürt und steigen somit direkt in die Regionalliga Südwest auf; die zur Teilnahme an einer Aufstiegsrunde berechtigten Zweitplatzierten steigen nicht auf.

Sorge bereitet uns an dieser Stelle die nicht nachvollziehbare Ungleichbehandlung zwischen den nach Anwendung der Quotientenregel Erst- und Zweitplatzierten der Oberligen Hessen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz/Saar. In der Spielordnung der Regionalliga Südwest mit Stand vom 1. Juli 2018 ist unter § 48 eindeutig geregelt, welche Mannschaften der Oberligen bei einem normalen Saisonausgang aufstiegsberechtigt sind: die drei Meister sowie eine vierte Mannschaft, die in einer Aufstiegsrunde unter den Zweitplatzierten ermittelt wird.

Es ist sportlich fair und daher uneingeschränkt zu begrüßen, dass die nach Anwendung der Quotientenregel Erstplatzierten ein direktes Aufstiegsrecht erhalten sollen. Diese Mannschaften haben im Großteil der eigentlich zu absolvierenden Spiele bewiesen, dass sie zu Recht auf dem ersten Platz stehen. Selbes gilt unserer Ansicht nach auch für die nach Anwendung der Quotientenregel Zweitplatzierten. Sollte diesen Vereinen das Recht, eine Chance auf die Regionalliga-Teilnahme in der kommenden Saison zu erhalten, verwehrt bleiben, wäre dies in höchstem Maße willkürlich, unsportlich und daher abzulehnen.

Zwar kann aufgrund des Infektionsschutzes wohl kaum eine Aufstiegsrunde ausgetragen werden, jedoch heißt das aber nicht, dass es für den in der Spielordnung vorgesehenen vierten Aufstiegsplatz keine sportlich begründbaren Wertungsmodelle gibt. Legte man hier denselben Pragmatismus wie in der Meister-Frage an den Tag, so wäre die Anwendung der Quotientenregel auf die eigentlichen Teilnehmer der Aufstiegsrunde die wohl fairste und konsequenteste Lösung. Bisherige sportliche Leistungen würden honoriert, die Spielordnung würde im Rahmen des Möglichen beachtet und es gäbe keine willkürliche Ungleichbehandlung von Erst- und Zweitplatzierten. Andere Möglichkeiten, etwa das Austragen eines Elfmeterschießens oder den Losentscheid unter den Zweitplatzierten, sind sportlich weniger begründbar, aber in jedem Fall besser als das ersatzlose Streichen eines vierten Aufstiegsplatzes.

Da es einmalig keine Absteiger aus der Regionalliga Südwest geben soll, erhöht jeder Aufsteiger die Staffelgröße über das gewohnte Maß hinaus. Diese Folge darf, gerade vor dem Hintergrund der gesamtgesellschaftlichen Umstände, jedoch kein Hinderungsgrund sein. Die Gestaltung des Spielplanes könnte diese Herausforderung ohne Weiteres meistern, sogar dann, wenn man alle Zweitplatzierte aufsteigen ließe.

Wir hoffen, dass Sie als die Gesellschafter der Regionalliga Südwest eine Entscheidung im Sinne der sportlichen Fairness treffen, indem Sie die Leistung der Zweitplatzierten angemessen honorieren und nicht nur drei, sondern vier Aufsteiger ermitteln, um dem sportlichen Gedanken der Fairness zu entsprechen.


Mit sportlichen Grüßen

Unterzeichner (in alphabetischer Reihenfolge):

Abteilung Herzblut im KSV Hessen Kassel e.V.

Andreas Hofmeister, Mitglied des Hessischen Landtages und sportpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion

Boris Mijatovic, Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen in der Kasseler Stadtverordnetenversammlung

Carsten Bätzold , Betriebsratsvorsitzender VW-Werk Kassel in Baunatal

Christian Geselle, Oberbürgermeister der Stadt Kassel

Enrico Gaede, Ex-Fußballprofi und Aufsichtsratsvorsitzender des KSV Hessen Kassel e.V.

Fankollektiv Block 30 Hessen Kassel

Fanprojekt Fullestadt Kassel

Gregory Dauber, Fanbeauftragter KSV Hessen Kassel e.V.

Günter Rudolph, Mitglied des Hessischen Landtages und sportpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion

Hermann Schaus, Mitglied des Hessischen Landtages und sportpolitischer Sprecher der Fraktion Die Linke

KSV Blog36

KSV-Freunde Witzenhausen

Marvin Friedrich, Fußballprofi des 1. FC Union Berlin aus Nordhessen

Oliver Ulloth, Mitglied des Hessischen Landtages und sportpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion

Patrick Hartmann, SPD-Fraktionsvorsitzender in der Kasseler Stadtverordnetenversammlung

Red White Stars 1982 Kassel

Stefan Müller, Mitglied des Hessischen Landtages und sportpolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion

Timon Gremmels, Mitglied des Deutschen Bundestages (SPD) aus Kassel

Torsten Felstehausen, Mitglied des Hessischen Landtages (Die Linke) aus Nordhessen

Vanessa Gronemann, Mitglied des Hessischen Landtages und sportpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

Wolfgang Decker, Mitglied des Hessischen Landtages (SPD) aus Kassel