Kassel - Die MT Melsungen hat nach der Niederlage am Donnerstag in Hannover ihr zweites Spiel innerhalb vier Tagen verloren. In der Kasseler Rothenbach-Halle blieben am Sonntag beim 24:27 (12:13) gegen den SC Magdeburg zu viele Chancen ungenutzt, um die Begegnung zum eigenen Vorteil zu drehen.

Nach zwischenzeitlichem Vier-Tore-Rückstand in der ersten Hälfte kämpften sich die Nordhessen über eine insgesamt starke Defensivleistung wieder ran und steckten auch weitere Nackenschläge im zweiten Durchgang immer wieder weg. Zum Ende hin fehlten dann aber Kraft und Konzentration, um doch noch Zählbares in Nordhessen zu behalten. Mit diesmal sechs Toren war Timo Kastening erneut bester Melsunger Torschütze, für Magdeburg war Omar Ingi Magnusson achtmal erfolgreich.

Ohne personelle Überraschungen ging es los mit Anwurf Magdeburg, der von Omar Ingi Magnusson auch sofort im ersten Angriff mit dem ersten Tor der Partie abgeschlossen wurde. Auf der Gegenseite hingegen scheiterte Domagoj Pavlovic an Jannick Green. Fast eine Fortsetzung des vergangenen Donnerstags, als der SCM seine Punkte in einer starken Schlussphase gegen Essen holte, die MT dagegen in Hannover verlor. Doch bei diesem Spiegelbild blieb es nicht lange. Melsungen fing sich schnell, Magdeburg produzierte Fehler. Nutznießer war neben Timo Kastening, der für den ersten Ausgleich verantwortlich zeichnete, vor allem Julius Kühn. Der netzt gleich dreimal hintereinander zum 4:3 (8.).

Dazwischen lag sogar die Chance auf eine höhere Führung, doch Yves Kunkel schloss seinen Tempogegenstoß nach Parade von Silvio Heinevetter mit einem Lattentreffer ab. Kai Häfner veredelte zwar einen weiteren Ballgewinn der anfangs starken Abwehr im Alleingang zum 5:3 (9.), doch dann war urplötzlich Schluss mit der gut anzuschauenden Melsunger Dominanz. Die Gäste fingen sich, kombinierten mit hohem Tempo zunehmend sicherer und rissen Lücken in die vormals dichte rot-weiße Abwehrmauer. Magnusson im Nachwurf zu einem von Heinevetter gehaltenen Siebenmeter und zweimal Gisli Kristjansson drehten die Partie sogar in Unterzahl, weil Marko Bezjak eine Strafe abzusitzen hatte, zum 5:6 (14.).

Das zeigte Wirkung. Auch wenn die Defensive der Gastgeber ihre Sache nach wie vor alles andere als schlecht machte, waren Ballgewinne gegen die mittlerweile immer sicherer auftretenden Elbestädter selten. Die spielten ihre Angriffe geduldig aus, oft noch mit einem Pass mehr als es für einen relativ sicheren Abschluss nötig gewesen wäre, und bauten ihren Vorteil sukzessive aus. Zunächst auf 6:9 durch Christian O’Sullivan, der über das gesamte Feld ins verlassene Melsunger Tor traf, dann durch Siebenmeter gar auf 7:11 (23.).

Trotz dieser Nackenschläge zeigten die Nordhessen Charakter. Der eingewechselte Nebojsa Simic machte es seinem Kollegen Heinevetter nach und kassierte einen Magnusson-Strafwurf. Auch vorn war wieder Biss drin: Marino Maric setzte sich am Kreis trotz härtester Bedrängnis zum 10:12 durch (28.). Magdeburg wollte drei Tore Vorsprung mit in die Pause nehmen, hatte die Rechnung aber ohne den Melsunger Kampfgeist gemacht. Gisli Kristjanssons Wurf kam mit sechs Sekunden Rest auf der Uhr zu früh und ging drüber. Danach war irres Tempo in die andere Richtung angesagt: Simic lang auf Kunkel, der sieht den mitgesprinteten Finn Lemke – statt klarem Pausenrückstand nur noch 12:13 und alles wieder offen.

Der Einstieg in den zweiten Durchgang war wild auf beiden Seiten. Je ein Fehler im Aufbau, eine Parade Green gegen Kühn und ein Tempogegenstoß von Daniel Pettersson an den Pfosten – erst im insgesamt fünften Versuch zappelte das Leder erstmals im Netz, jubeln durfte Domagoj Pavlovic über den Ausgleich (32.). Nicht lange indes, weil sich daran sofort die nächste offensive Schwächephase der MT anschloss. Zu hektisch wurde improvisiert, wenn der angestrebte Abschluss des Spielzuges sich nicht umsetzen ließ, hellwach angelte sich die SCM-Deckung einen Ball nach dem anderen. Und bahnten damit den Weg zu drei Toren in Folge zum 13:16 durch Christian O’Sullivan (36.).

Abermals kam die Reaktion der Gastgeber. Timo Kastening traf erst selbst per Dreher, dann legte er im Gegenstoß uneigennützig für Finn Lemke auf, der zum 15:16 traf (38.). Bis zum 18:19 durch Kai Häfner blieb die MT auch dran, fiel dann aber wieder in ein kleines Loch. Erst war Moritz Preuss erfolgreich, dann trug Lukas Mertens einen abgefangenen Ball ins Tor (18:21, 43.). Immer wenn man dachte, dass die Bartenwetzer wieder dran seien, kam der nächste Nackenschlag. Dieses Spiel im Spiel setzte sich fort. Kaum war Melsungen durch Maric wieder auf 20:21 dran (46.), musste Felix Danner für zwei Minuten runter.

Das nutzte Lukas Mertens zu zwei Treffern, dazwischen ließ Yves Kunkel einen weiteren Tempogegenstoß gegen Jannick Green liegen. Nochmal Doppelschlag für Melsungen durch Kühn und Kastening, den möglichen Ausgleich verpasst einmal mehr Kunkel, der diesmal von Linksaußen am SCM-Keeper scheitert (51.). Einen guten Job erledigte weiter die Abwehr, so dass Pavlovic die nächste Möglichkeit hatte. Er traf zwar, doch die Referees gaben das Tor nicht. Stattdessen den nächsten Siebenmeter auf der anderen Seite, den Magnusson links oben zum 22:24 versenkte (54.).

Weil Kai Häfner in der folgenden Offensivaktion nur die Oberkante der Latte traf, Magnus Gullerud erneut auf drei erhöhte und dann Maric das für ihn gedachte Anspiel nicht unter Kontrolle bekam, gingen die Lichter langsam aus für die MT. Magdeburg spielte seine Angriffe weiter aufreizend lange aus, verlor dabei aber nie die Übersicht. So war spätestens mit Mertens‘ 22:26 (56.) der Deckel drauf und die Partie entschieden.


Trainerstimmen zum Spiel:

Gudmundur Gudmundsson: Glückwunsch an Bennet und Magdeburg. Das war eine enge Kiste am Ende. Anfangs waren wir in der Abwehr noch zu offen, haben aber etwas umgestellt, uns zurückgezogen und es war besser. Zur Halbzeit waren wir wieder bis auf einen dran und da kann dann alles passieren. Zumal wir gleich in der zweiten Halbzeit zum Ausgleich gekommen sind. Wir waren dann lange auf Augenhöhe mit dem Gegner, aber am Ende macht es Magdeburg einfach etwas besser. Wir haben zu viele Fehler im Angriff gemacht und zu viele Chancen vergeben, sowohl von außen als auch zum Beispiel zwei Siebenmeter. Aber wir haben sehr gut gekämpft, ich kann mich über den Willen der Mannschaft heute nicht beklagen. Am Ende haben uns einfach etwas die Kräfte gefehlt.

Bennet Wiegert: Wir sind ziemlich glücklich über diesen Sieg, weil wir wissen, wie schwer das in Melsungen ist. Man hat meiner Mannschaft angesehen, dass sie sich in der letzten Zeit viel Selbstbewusstsein geholt hat. Dieses Selbstbewusstsein hat uns heute geholfen. Beim 23:24 war es noch knapp, aber am Ende haben wir mit 24:27 gewonnen. Wir waren also in der so genannten Crunchtime sehr gut und gefühlt war das auch ein Produkt der guten letzten Tage. Mit Erfolgen macht es mehr Spaß, uns von Spiel zu Spiel durchzubeißen und jetzt hoffen wir natürlich, auf dieser Erfolgswelle noch eine Weile reiten zu können.


Die komplette Pressekonferenz, einschließlich Statement von MT-Kapitän Finn Lemke sehen Sie auf dem MT-YouTube-Kanal.


Statistik:

MT Melsungen: Heinevetter (2 Paraden / 10 Gegentore), Simic (6 P. / 17 G.); Maric 2, Kühn 4, Lemke 2, Kunkel 2, Beekmann, Mikkelsen, Danner, Arnarsson, Pregler, Häfner 5, Fuchs, Salger, Kastening 6/1, Pavlovic 3 - Trainer Gudmundur Gudmundsson.

SC Magdeburg: Green (13 P. / 24 G.), Thulin (n. e.); Musa 2, Chrapkowski, Kluge, Steinert, Kristjansson 4, Pettersson 1, Magnusson 9/4, Hornke, Gullerud 1, Mertens 5, O’Sullivan 2, Bezjak 1, Damgaard, Preuss 2 - Trainer Bennet Wiegert.

Schiedsrichter: Fabian Baumgart (Neuried) / Sascha Wild (Offenburg)

Zeitstrafen: 12 – 8 (Arnarsson 8:35 26:32, Kunkel 15:34, Maric 39:21, Danner 41:53, Kühn 46:13 – Bezjak 11:59, Gullerud 18:37, Magnusson 25:22, O’Sullivan 49:25)

Strafwürfe: 3/1 – 6/4 (Magnusson scheitert an Heinevetter 9:42; Kastening scheitert an Green 12:00; Mikkelsen scheitert an Green 17:48; Magnusson scheitert an Simic 24:49)

Spielort: Rothenbach-Halle Kassel (ohne Zuschauer)


Das nächste Spiel:

Do., 04.03.21, 19:00 Uhr: MT Melsungen – HC Erlangen, Rothenbach-Halle Kassel