Göppingen - Die MT Melsungen setzt ihren guten Lauf fort und gewinnt am 11. Spieltag der Handball-Bundesliga mit 29:23 bei Frisch Auf! Göppingen. Zur Halbzeit gestern hatte es vor 2.800 Zuschauerinnen und Zuschauern in der Göppinger EWS-Arena noch 15:13 für die Hausherren gestanden.

In den ersten vier Minuten des zweiten Durchgangs drehten die wie ausgewechselt agierenden Nordhessen mit einem 3:0-Lauf den Spieß um. Beim Stand von 17:23 (42.) bahnte sich der Ausgang des Spiels zugunsten der Gäste bereits an. Die konnten sich wieder einmal auf einen bärenstarken Nebojsa Simic verlassen, der mit fast 50 Prozent gehaltener Bälle den Grundstein legte. Erfolgreichster Mitspieler im Angriff war Kapitän Kai Häfner (6 Tore) Bei Frisch Auf! überzeugten Tim Kneule und Till Hermann (je 4 Tore).

Zum Abschluss der “schwäbischen Woche” empfängt die MT Melsungen am Sonntag den TVB Stuttgart (16:05 Uhr, Rothenbach-Halle Kassel).

Göppingen hatte Anwurf und Tim Kneule war gleich im ersten Vorstoß mit dem Tor zum 1:0 erfolgreich. Melsungen hingegen startete mit einem Fehlversuch und handelte sich im Gegenzug auch noch einen Strafwurf ein. Dafür ist bei den Hausherren eigentlich Marcel Schiller zuständig, doch der Linksaußen fehlte verletzungsbedingt. So trat Axel Goller an, der jedoch seinen Meister in Nebojsa Simic fand.

Der Melsunger Keeper war genauso Mitglied der “Starting Seven”, wie David Mandic, Agustin Casado, Aidenas Malasinskas, Ivan Martinovic, Dimitri Ignatow und Arnar Freyr Arnarsson. In der Abwehr übernahm jeweils Gleb Kalarash für Casado. Die 6:0-Formation agierte aufmerksam und hatte die gegnerischen Unruheherde zunächst gut im Blick.

Vorne dauert es allerdings etwas, bis das Eis gebrochen war. Ivan Martinovic setzte den ersten Treffer für die Gäste nach gut dreieinhalb Minuten Spielzeit. Kurz danach machte Nebojsa Simic mit der nächsten Parade deutlich, dass er imstande ist, an seine gute Form aus den letzten Spielen anzuknüpfen. Wobei auch er gegen den nächsten Wurf von Göppingens Kapitän Tim Kneule machtlos war. Melsungens Antwort folgte jedoch prompt – Dimitri Ignatow egalisierte zum 2:2 (5.).

Der folgende Treffer von Arnar Freyr Arnarsson hatte seinen Ursprung im Ballverlust der Göppinger. Nebojsa Simic schnappte sich den Ball, passte zu Ivan Martinovic und der bediente mustergültig Arnar Freyr Arnarsson (2:4, 7.). Frisch Auf!-Trainer Hartmut Mayerhoffer war das zuviel Unruhe in seiner Mannschaft, er justierte neu in der genommenen Auszeit. Was auch Wirkung zeigte. Denn seine Schützlinge schlossen nicht nur auf, sondern übernahmen dank zweier Gegenstöße durch Tim Hermann sogar wieder das Ruder (5:4, 10.).

Dann wurde die MT vom Fehlerteufel heimgesucht: Drei vertändelte Angriffe in Folge und zusätzlich Pech in Form eines Pfostenwurfs (André Gomes) eröffneten dem Kontrahenten Gelegenheiten, das Heft noch deutlicher in die Hand zu nehmen. Beim 9:5 sah sich auch Melsungens Trainer zur Auszeit gezwungen. Schon kurz vorher hatte Roberto Garcia Parrondo mit Kai Häfner für Ivan Martinovic und Elvar Örn Jonsson für Aidenas Malasinskas frische Kräfte aufs Parkett beordert.

Göppingen indes ließ sich durch diese Unterbrechung nicht von seinem Lauf abbringen, schaffte es vielmehr, weitere Nadelstiche zu setzen. Geschickt wurde der Vorsprung bis zum Pausenpfiff verteidigt. Das gelang einerseits, weil sich nun auch eingewechselte Akteure wie der baumlange Josip Sarac und der sprunggewaltige Gilerto Duarte in die Torschützenliste eintragen konnten – zum anderen, weil sich Melsungen weitere Unaufmerksamkeiten im Angriff leistete. Wir gut, dass sich Nebojsa Simic davon nicht aus der Ruhe bringen ließ und weiterhin hielt, was zu halten war. Der 15:13-Halbzeitstand entsprach ziemlich genau dem Spielverlauf und war deshalb gerechtfertigt.

Nach dem Wiederanpfiff machte es die MT dann bedeutend besser als noch zuletzt im Heimspiel gegen Gummersbach. Auch da ging man mit einem Rückstand in die Kabinen, der auch in der zweiten Spielhälfte noch lange Bestand hatte. Ganz anders in Göppingen: Da zeigten die Rotweißen vom Anpfiff an, dass sie unbedingt das Blatt wenden wollten. Agustin Casado machte mit einem gelungenen Distanzwurf den Anfang. Und legte nach einer Simic -Parade gleich nochmal nach – in dem Fall als Einläufer in die Nahwurfzone. Das war auch das probate Mittel für den Treffer von David Mandic. Mit diesem 3:0-Lauf innerhalb von vier Minuten war der Vorteil wieder bei den Nordhessen (15:16).

Ein solcher Zwischenspurt gelang ihnen dann weitere vier Minuten später noch einmal. Und da sogar noch deutlicher: Von 17:19 gings hoch auf 17:23 (42.). Schon als Kai Häfner den 20. MT-Treffer setzte, wechselte Göppingen im Tor Daniel Rebmann gegen Martin Sego aus. Was allerdings ohne Wirkung blieb. Denn der MT-Kapitän netzte gleich nochmal ein, ehe es ihm Arnar Freyr Arnarsson und Elvar Örn Jonsson gleichtaten. Auch das zwischenzeitliche Göppinger Timeout hatte Melsungen offensichtlich nicht aus dem Tritt gebracht.

Die nächste Serie der nun deutlich den Ton angebenden MT ließ nicht lange auf sich warten. Elvar Örn Jonsson, Kai Häfner – diesmal im Nachsetzen nach einem Abpraller – und André Gomes sorgten für einen beruhigenden 19:27-Vorsprung (53.). Zwischendurch hatte Nebojsa Simic seine Torverhinderungsquote auf sagenhafte 50 Prozent geschraubt. Der Keeper hatte 19 von 38 Bällen abgewehrt. Zu diesem Zeitpunkt war praktisch die Partie schon entschieden. Da war die Tatsache, dass die letzten sieben Minuten mit 4:2 an die Gastgeber gingen, nicht mehr als Ergebniskosmetik auf dem Weg zum 23:29 Endstand.

Mit diesem fünften Sieg in Folge – vier in der Liga, einer im Pokal – erarbeitete sich Melsungen in der Meisterschaftsrunde nicht nur ein positives Punktekonto (12:10), sondern auch den Sprung auf einen einstelligen Tabellenplatz. Die Fehlerquoten konnten in den betreffenden Spielen zwar nicht gänzlich eliminiert werden, aber das hat die Mannschaft jeweils mit klar erkennbarem Siegeswillen, kämpferischen Einsatz und einer gewachsenen mentalen Stärke mehr als wettgemacht.

Das brachte übrigens auch Nebojsa Simic in seinem Statement nach Spielschluss zum Ausdruck: “Man muss immer weiter kämpfen und an sich glauben – auch wenn man mal zurückliegt. Ein Spiel dauert eben 60 Minuten und man kann immer gewinnen. Wenn wir früher in Spielen zurücklagen, waren wir verunsichert, haben gedacht, was werden die Leute auf der Tribüne jetzt von uns denken. Aber man sieht ja an den Ergebnissen derzeit in der Liga, was alles möglich ist”.


Frisch Auf!: Rebmann (1.-37. Min.; 4 Paraden / 17 Gegentore), Sego (37.- 60. Min.; 2 P. / 12 G.) – Neudeck 1, Kneule 4, Duarte 3, Lindenchrone 2, Sarac 1, Abt, Ellebaek, Blagotinsek 2, Goller, Gulliksen, Hermann 4, Kozina 2, Malus 2, Schmidt 2 – Trainer Hartmut Mayerhoffer.

MT: Simic (1. - 60. Min.; 21 Paraden / 23 Gegentore), Morawski (n.e.) – Malasinskas, Casado 4, Ignatow 3, Beekmann, Drosten, Jonsson 4, Arnarsson 3, Gomes 3, Kalarash, Häfner 6, Fuchs, Martinovic 3/1, Mandic 3, Pavlovic – Trainer Roberto Garcia Parrondo.

Strafwürfe: 0/2 – 1/1 (Goller scheitert an Simic, 01:56 Min.; Abt scheitert an Simic, 58:09 Min.)

Zeitstrafen: 6 Min. – 2 Min. (Kozina, 25:30 Min.; Lindenchrone, 29:24; Blagotinsek, 41:50 – Casado, 20:38 Min.)

Schiedsrichter: Julian Köppl (Frankfurt) / Denis Regner (Nieder-Olm)

Zuschauer: 2.800, EWS Arena Göppingen


Das nächste Spiel:

So., 13.11.22, 16:05 Uhr, MT Melsungen – TVB Stuttgart, Rothenbach-Halle Kassel