Kassel - Achter Spieltag in der Handball-Bundesliga, das bedeutet in Hessen: Es ist Derbyzeit! Am Sonntag empfängt die MT Melsungen die fast punktgleiche HSG Wetzlar. Anwurf in der Kasseler Rothenbach-Halle ist um 16:05 Uhr. Es gibt noch Tickets in den meisten Kategorien im Vorverkauf und am Spieltag an der ab 14:30 Uhr geöffneten Hallenkasse.

In einem Derby geht es oftmals mehr ums Prestige als um Punkte. Diesmal ist es ganz sicher umgekehrt. Zumindest aus Sicht der MT Melsungen. Warum, das zeigt der Blick auf die Tabelle. Jetzt muss Zählbares her! Klar, Platz 14 ist nicht schön anzuschauen, andererseits aber etwas weniger dramatisch, als es den Anschein erweckt. Denn wie eng es punktemäßig im Ranking der Handball-Bundesliga zugeht, lässt sich auch am MT-Gegner ablesen. Die HSG Wetzlar hat nur einen Zähler mehr auf der Habenseite, steht aber sogleich vier Plätze höher. Vom Papier her steht am Sonntag also ein Hessenderby auf Augenhöhe an.

Zum 35. Mal stehen sich dann die MT Melsungen und die HSG Wetzlar in einem Pflichtspiel der 1. Handball-Bundesliga gegenüber seit die MT in 2005 aufgestiegen ist. Da hatten die Mittelhessen übrigens schon acht Saisons im Oberhaus hinter sich. Dieser Erfahrungsvorsprung nutzte den Grünweißen in den Derbys aber eher selten, wie die Bilanz aus den bisherigen 34 Vergleichen zeigt: 20 mal verließ Melsungen als Sieger das Parkett, 9 mal Wetzlar, 5 mal trennte man sich unentschieden. Von den letzten zehn Begegnungen gewann die MT acht.

Eine schöne Bilanz zwar, aber in Sicherheit dürfen sich die Gastgeber am Sonntag deshalb trotzdem nicht wiegen. Denn die HSG hat sich mit zunehmender Saisondauer offenbar immer weiter stabilisiert. Nach dem kniffligen Auftaktprogramm mit mehr oder weniger klaren Niederlagen in Erlangen, gegen Berlin und in Magdeburg wechselten Till Klimke & Co. in die Erfolgsspur. Auch wenn sie gegen Gummersbach noch knapp das Nachsehen hatten. Der Knoten öffnete sich mit dem Remis gegen Göppingen und platzte gegen Aufsteiger Hamm. Mit dem jüngsten Erfolg gegen Stuttgart wurde die Trendwende bestätigt. Keine Frage, die HSG kommt angesichts von fünf Punkten aus den letzten drei Spielen mit einer guten Portion Selbstvertrauen nach Kassel. Hinzu kommt auch noch ein klarer 35:24-Pokalsieg am Mittwoch über Zweitligist Balingen-Weilstetten.

Demgegenüber hat sich die MT in den letzten Wochen zwar schrittweise verbessert, ohne dies aber in Zählbares umsetzen zu können. Gegen die Spitzenteams aus Berlin und Magdeburg hielten die Rotweißen über fast die gesamte Spieldauer gut dagegen. Aber eben nur fast. Fehlerbehaftete Passagen, vorzugsweise im Verlauf oder auch gegen Ende des jeweiligen Spiels, verhinderten einen möglichen Lohn.

Den holte sich das Parrondo-Team dann endlich im DHB-Pokal. In Erlangen ließen die Nordhessen über 60 Minuten keinen Zweifel daran, dass sie mit aller Macht die nächste Runde anstrebten. Nachdem der Vorsprung in der zweiten Halbzeit mehrmals bis zu sieben Tore betrug, spiegelt der 34:30- Sieg nicht ganz Melsungens Überlegenheit wider. Schöner Nebeneffekt dieses Erfolges: Damit gelang die Revanche für das vier Wochen zuvor erlittene Unentschieden im Ligaduell.

So sind also zumindest die mentalen Voraussetzungen vor dem Hessenderby auf beiden Seiten identisch: Beide Mannschaften können mit einer guten Portion Selbstvertrauen in das Match gehen. Wie es in körperlicher Hinsicht aussieht, wird sich herausstellen. Denn im Grunde genommen ist das Spiel für die MT der Abschluss einer “englischen Woche”. Gleich zehn Schützlinge von Roberto Garcia Parrondo waren nämlich in der Vorwoche im internationalen Einsatz, sind größtenteils erst am vergangenen Sonntagabend von den EM-Qualifikationsspielen nach Melsungen zurückgekehrt. Für diese Akteure steht nun gegen Wetzlar also das vierte Spiel innerhalb von 11 Tagen auf dem Programm. Von der HSG Wetzlar waren übrigens sieben Akteure international unterwegs.

“Diese Beanspruchung darf man nicht unterschätzen. Zumal neben den eigentlichen Spielen ja auch noch in den jeweiligen Nationalmannschaften intensiv trainiert wurde. Von den Reisestrapazen mit tausenden Flugkilometern ganz zu schweigen. Die Heimkehrer waren zum Glück alle unverletzt, aber auch ziemlich geschlaucht”, verrät Sportdirektor Michael Allendorf.

So werden wohl beide Teams am Sonntag im 35. Hessenderby an ihre Grenzen gehen müssen. Dabei wird Roberto Garcia Parrondo weitestgehend auf die Besetzung aus dem Pokalspiel vertrauen. Denn mit Finn Lemke, Julius Kühn, Timo Kastening und Rogério Moraes fehlen definitiv weiterhin vier Akteure. Ins Training eingestiegen ist derweil Domagoj Pavlovic. Doch ob es schon für einen Wettkampfeinsatz ausreicht, ist noch ungewiss. Absolut gelungen ist hingegen das Comeback von Elvar Örn Jonsson. Der Isländer ist nach überstandener Schulterverletzung sogleich wieder zu einem wichtiger Faktor in der Abwehr geworden und hat im Pokalspiel gegen Erlangen im Angriff sogar Allrounder-Qualitäten offenbart, als er – außer im Rückraum – auch auf Linksaußen zum Einsatz kam.


Schiedsrichter in Kassel:

Ramesh Thiyagarajah (München) / Suresh Thiyagarajah (Köln);

DHB-Spielaufsicht: Thorsten Zacharias


Bisherige Vergleiche MT Melsungen – HSG Wetzlar

HBL: 34 Spiele, 20 Siege MT, 9 Siege HSG, 5 Remis

DHB: 1 Spiel, 1 Sieg MT

Das letzte Spiel:

08.06.22, HBL, MT Melsungen – HSG Wetzlar 27:22


Infos zum Gegner:

www.hsg-wetzlar.de


Rund um das Spiel:

- Tickets gibt es in den Vorverkaufsstellen und online unter mt-ticket.de

- Hallen und Tageskassenöffnung ist um 14:30 Uhr.

- Ab 15:30 Uhr gibt es im Fulle Power Livestream auf dem MT YouTube Kanal erste Eindrücke aus der Rothenbach-Halle mit aktuellen Interviewgästen.

- Das Fulle Power Liveradio muss diesmal krankheitsbedingt leider ausfallen.

- Etwa 20 Minuten nach Spielende folgt die Pressekonferenz live auf dem MT-YouTube Kanal.