Silkeborg - Zum Auftakt in die neue EHF European League musste die MT Melsungen beim dänischen Vertreter Bjerringbro Silkeborg eine 27:31 (16:16)-Niederlage hinnehmen.

Nach der Roten Karte in der 32. Spielminute gegen Julius Kühn, bis dahin druckvoll auf halblinks unterwegs, musste sich die Mannschaft vorne neu sortieren. Im gesamten zweiten Durchgang konnten die Nordhessen nur einmal in Führung gehen (20:21, 38.). Ansonsten hatten die Gastgeber stets mit ein, zwei Toren die Nase vorn. Diesen knappen Vorsprung konnten die Dänen in den hektischen Schlussminuten dann noch auf vier Tore ausbauen. Beste Schützen waren Lasse Mikkelsen (11) für die MT und William Bogojevic (7) für Bjerringbro-Silkeborg.

Am kommenden Sonntag kommt es in Kassel zum Rückspiel. Wer in der Endabrechnung vorne steht, erreicht die zweite Qualifikationsrunde, für den Unterlegenen ist die European League beendet.

Genau wie zuletzt im EHF Cup im Februar diesen Jahres musste die MT Melsungen am Sonntagabend auch in der European League eine Vier-Tore-Niederlage in Silkeborg hinnehmen. Damals fuhren die Nordhessen mit 31:35 im Gepäck nach Hause. Das Rückspiel in Kassel wurde dann zwar mit 35:33 gewonnen, aber unterm Strich hatten die Dänen die Nase vorn und verhinderten so einen vorzeitigen Einzug der MT ins Viertelfinale. Nun müssen die Rotweissen bangen, dass sich Geschichte nicht wiederholt.

Gleich vom Anpfiff weg lieferten sich die beiden Kontrahenten einen offenen Schlagabtausch. Weil auf beiden Seiten die Torhüter Johan Sjöstrand (Bjerringbro) und Nebojsa Simic (MT) noch nicht richtig ins Spiel fanden, endeten die ersten fünf Angriffe jeweils mit Torerfolgen. Nach der Eröffnung durch Bjerringbros Spielmacher Sebastian Skube, trafen im Wechsel Julius Kühn, Aksel Horgen, Lasse Mikkelsen und William Bogojevic. (3:2). Gespielt waren da gerademal 171 Sekunden.

Die MT – angereist ohne die in Quarantäne befindlichen, aber Corona negativ getesteten Silvio Heinevetter und Finn Lemke – stellte vor Nebojsa Simic eine 6:0-Abwehr. Im Mittelblock Marino Maric und Arnar Arnarsson, daneben Julius Kühn, bzw. Kai Häfner und außen Timo Kastening und Yves Kunkel. Im Angriff kam Lasse Mikkelsen für Arnarsson.

In der Folge erarbeiteten sich die Dänen Zug um Zug Vorteile, bauten ihre Führung dank Nikolaj Nielsen, Aksel Horgen und erneut Bogojevic auf 6:2 aus ( 11.). Zwischendurch glückte Nebojsa Simic seine erste Parade.

Den Vier-Tore-Abstand behauptete Bjerringbro bis zur 17. Minute (10:6), ehe die MT eine tolle Aufholjagd startete und den Spieß umdrehte. Profitierend von einer Verbesserung in der Defensive, ergaben sich auch im Angriff vermehrt Chancen. Die wussten je zweimal Julius Kühn und Lasse Mikkelsen sowie Timo Kastening und Yves Kunkel zu nutzen. Und schon leuchtete es 11:12 (25.) von der Anzeigentafel in der coronabedingt mit nur etwa 400 Zuschauern besetzten Jysk Arena.

Der Vorsprung aber erwies sich als nicht tragfähig genug – die Hausherren kamen über 13:13, 14:14 und 15:15 wieder zurück. Mit dem 16:16 am Ende des ersten Durchgangs brauchte sich keine der beiden Kontrahenten falsch bewertet zu fühlen.

In der zweiten Spielhälfte war es gerade einmal hin und her gegangen – allerdings ohne Torerfolg – da passierte Julius Kühn eine unglückliche Aktion in der Abwehr. Eine Szene, die oft mit einer Zweiminutenstrafe für den Verursacher geahndet wird, ließ in diesem Fall die beiden polnischen Referees zum Roten Karton greifen. Für Kühn war damit die Partie schon nach 30:42 Minuten zu Ende.

Die MT steckte den Schreck relativ gut weg. Domagoj Pavlovic besetzte fortan die halblinke Rückraumposition und gab alles, um den Kühn’schen Druck aufrecht zu erhalten. So blieb das Spiel bis etwa zur 40. Minte knapp. Die kleinen Vorteile, die sich Bjerringbro jeweils verschaffte, reichten nicht aus, um die MT auf Distanz zu halten. Im Gegenteil: Mit Tobias Reichmanns Treffer in der 39. Minute hatten die Nordhessen wieder die Nase vorn (20:21).

Dies sollte allerdings die letzten Führung für die Gäste in diesem Spiel bleiben. Denn Andersen Kjeldgaard, August Pedersen und Sebastian Skube brachten ihre Farben innerhalb der folgenden knapp vier Minuten wieder in Front (23:21, 42.). Doch die MT blieb ihnen im weiteren Verlauf mit jeweils einem Tor Abstand auf den Fersen.

Als sich Felix Danner nach 55 gespielten Minuten am Kreis zum 28:27-Anschluss durchgesetzt hatte, war plötzlich die Chance da, das Blatt noch einmal zu den eigenen Gunsten zu wenden. Denn den Folgeangriff vertändelte Bjerringbro. Weil im Gegenzug aber auch Lasse Mikkelsen – an diesem Abend überragender Schütze – sich einen seiner sehr seltenen Fehlwürfe leistete und auf der anderen Seite Andersen Kjeldgaard erfolgreich abschloss (29:27), war die gute Gelegenheit für die MT passé. Denn zu allem Überfluss – aus Melsunger Sicht – wurde Kasper Larsen, der für Johan Sjöstrand zwischen die Pfosten gekommen war, immer stärker. Er vereitelte erneut gegen Mikkelsen und stellte somit die Weichen für Alexander Lynggaards Tor zum 30:27 (58.).

Zu dem Zeitpunkt hatte sich bereits eine gewisse Crunch Time-Hektik breitgemacht. Die jedoch der MT mehr zu schaffen machte als Bjerringbro. Bei denen kassierte zwar Klaus Thomsen eine Zeitstrafe, aber die Nordhessen ließen die Überzahlsituation ungenutzt verstreichen. Die Quittung für den Fehlangriff war das Tor zum 31:27-Endstand, erzielt von Nikolaj Nielsen mit einem sehenswerten verdeckten Unterarmwurf, der unhaltbar für Nebojsa Simic im rechten oberen Eck einschlug.

Für das Rückspiel am Sonntag, 06. September, in Kassel (16:00 Uhr, Rothenbach-Halle, ohne Zuschauer) muss sich das Team von Gudmundur Gudmundsson also etwas einfallen lassen, um diesen Rückstand wett zu machen. Gelingt das nicht, wäre für die MT nach dieser 1. Qualifikationsrunde die European League 20/21 bereits Geschichte.


MT-Trainer Gudmundur Gudmundsson zum Spiel: "Wir haben zwar nicht gut begonnen, sind aber dann etwa ab der 15. Minute doch ins Spiel gekommen. Von da an lief es und mit dem Unentschieden zur Halbzeit war sogar wieder alles offen. Auch in der zweiten Halbzeit haben wir über weite Strecken ein gutes Spiel gemacht. Und das, obwohl wir mit Julius Kühn schon früh einen sehr wichtigen Spieler verloren haben. Was aber letzlich zu der Niederlage geführt hat, war die Ttasache, dass wir unsere Überzahlsituationen nicht ausgenutzt haben. In der Schlussphase sind uns einige technische Fehler im Angriff passiert und dadurch konnte Bjerringbro leicht zu weiteren Toren kommen. Wir haben ihnen die entscheidenden Möglichkeiten eröffnet. Es wäre also durchaus ein Unentschieden möglich gewesen. Ich will gar keine Ausreden finden und etwa die für uns sehr schwierigen letzten Tage vor dem Spiel als Grund für die Niederlage anführen. Man sollte aber bedenken, dass uns mit Finn Lemke und Silvio Heinevetter sowie mit Julius Kühn in der zweiten Halbzeit gleich drei starke Spieler, allesamt aus dem Kader der deutschen Nationalmannschaft, gefehlt haben. Das steckt man kurzfristig nicht einfach so weg. Zumal Bjerringbro ein sehr starker Gegner ist. Dennoch habe ich vor dem Rückspiel nächsten Sonntag in Kassel keine Angst, dieser Rückstand lässt sich aufholen."


Bjerringbro Silkeborg: Sjöstrand (5 Paraden, 11 Gegentore), Larsen (5 P., 16 GT) – Bogojevic (7), N. Nielsen (6), Skube (4), Horgen (4/2), Kjaeldgaard (4), Lynggaard (3), Pedersen (3), Nøddesbo, M. Nielsen, Thomsen, Toft Hansen, Lassen, Sonn, Skøtt – Trainer Bredsdorff-Larsen.

MT: Simic (9 P., 31 GT), Herbst (n.e.) – Mikkelsen (11/3), Kühn (4), Häfner (3), Kunkel (3), Reichmann (2), Kastening (1), Danner (1), Pavlovic (1), Arnarsson (1), Maric, Allendorf, Salger, Pregler – Trainer Gudmundsson.

Zeitstrafen: 12 Min. – 8 Min. (Bogojevic, 2x Thomsen, 3x Toft Hansen – Kunkel, Kastening, Arnarsson, Kühn)

Rote Karte: Kühn (31. Min.).

Strafwürfe: 2/2 – 3/3

Schiedsrichter: Bartosz Leszczynski / Marcin Piechota (Polen), EHF-Delegierter: Bjarne Munk Jensen