Kassel - Die erstbeste Gelegenheit, die deftige 26:38-Klatsche gegen den THW Kiel aus den Köpfen zu bekommen, hat die MT Melsungen am Samstag gegen den SC DHfK Leipzig. Denn dann empfängt um 20:30 Uhr der Sechstplatzierte den Tabellenachten der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga in der Kasseler Rothenbach-Halle. Wenige Restkarten sind noch erhältlich.

Wer sieben Pflichtspiele in Serie gewonnen hat, kann auch mal danebenliegen. Erst recht gegen eine Mannschaft wie Kiel. Wegen des doppelten Punktverlustes an der Ostsee muss sich die Mannschaft aber nicht lange grämen, höchstens wegen des einigermaßen enttäuschenden Auftritts in der zweiten Halbzeit. Das soll sich nun gegen den bevorstehenden Gegner aus Sachsen auf keinen Fall wiederholen.

Der SC DHfK Leipzig ist in dieser ersten Saisonhälfte schon zum zweiten Mal Gegner der MT. Am 1. Oktober fand im DHB-Pokal das Kräftemessen in Leipzig statt. Das haben die Nordhessen mit 30:27 zu ihren Gunsten entschieden und sind damit ins Viertelfinale eingezogen. Ob in der kurzen Zeit bis zum heutigen Wiedersehen etwaige Revanchegelüste am Köcheln gehalten werden konnten, wird sich zeigen. Angesichts von nur einem Punkt Differenz zwischen dem Tabellensechsten MT und dem Achten Leipzig liegt mindestens die Vermutung nahe, dass sich der Gast in Kassel etwas ausrechnet. Zumal der SC DHfK zuletzt gegen Magdeburg eine ansprechende Leistung zeigte und den Favoriten fast in die Knie gezwungen hätte. Da waren übrigens die Flügelzange Patrick Wiesmach (Ra) und Lukas Binder (LA), Rückraumshooter Philipp Weber sowie Keeper Joel Birlehm besonders gut drauf.

“Von einem Vorteil, in kurzer Zeit zweimal gegen den selben Gegner zu spielen, würde ich nicht sprechen. Denn auch die andere Seite hat ja jetzt die Gelegenheit, aus dem ersten Aufeinandertreffen entsprechende Schlüsse zu ziehen und sich neu einzustellen. Ich gehe auch nicht davon aus, dass uns Leipzig mit völlig neuen Strategien überraschen wird. Das zu trainieren, ist ja in so kurzer Zeit eigentlich nicht möglich. Insofern sind wir auf das gefasst, was diese Mannschaft hauptsächlich kennzeichnet”, verrät Heiko Grimm. Der MT-Trainer zielt dabei ab auf die beiden aggressiven Abwehrformationen – zeitweise mit Ex-MT’ler Philipp Müller – und das druckvolle Angriffsspiel, bei dem praktisch von allen Positionen Torgefahr droht.

Die Vorbereitung auf dieses Match war seitens der MT nicht optimal. Mit Stefan Salger, Lasse Mikkelsen und Domagoj Pavlovic mussten gleich drei Rückraumakteure unter der Woche Übungseinheiten wegen Infekten oder Blessuren ausfallen lassen. So war ein mannschaftstaktisches Angriffstraining nicht in vollem Umfang möglich. Stattdessen lag der Fokus auf der 6:0-Abwehr, die laut Heiko Grimm, eigentlich auf alle gegnerischen Strategien Antworten finden sollte.

Das Spiel gegen Leipzig ist der Auftakt in die heißesten Wochen des Jahres – den MT-Cracks stehen12 Einsätze innerhalb der sieben Wochen bis kurz nach Weihnachten bevor. “Wir haben die Basics für diese anstrengende Phase gelegt und blicken jetzt erwartungsvoll auf die anstehenden Spiele. Natürlich vor allem mit dem Ziel, bis zum Jahresende noch möglichst viele Punkte zu sammeln”, so Grimm.

Schon vor dem Kiel-Spiel und der damit zu Ende gegangenen Erfolgsserie mit sieben Siegen in sieben Pflichtspielen hatte der MT-Coach gesagt, dass irgendwann eine solche Serie auch mal reißen wird. Und wenn, dann würde man eben einen neue starten. An diesem Punkt sieht Grimm die MT jetzt: “Wir werden am Samstag mit viel Energie und viel Tempo das Spiel angehen und dabei natürlich auch wieder auf unser treuen Fans bauen, die uns bislang super unterstützt haben und uns auch einen Fehltritt nicht gleich krummnehmen“.

Was muss also letztlich den Ausschlag geben, dass die MT gegen Leipzig erfolgreich ist: Die Spielfreude? Das taktische Geschick? Eine betont kämpferische Note? – Wahrscheinlich braucht sie in diesem für die nächsten Wochen wegweisenden Match von allem etwas und darüber hinaus noch unbedingt eine höhere Treffsicherheit als zum Beispiel gegen Kiel.

Am Tag des Mauerfall-Jubiläums

Natürlich ist es ein Zufall, dass die MT Melsungen am 30. Jahrestags des Mauerfalls ausgerechnet gegen einen traditionsreichen Club aus der früheren DDR spielt. Ein weiterer Zufall ist es, dass der Text des neuen Songs des Kasseler Sängers “Backy” (kürzlich bei seinem TV-Auftritt in Super-Talent von Pop-Titan Bohlen ob seiner “fetten Stimme” geadelt) ziemlich gut zum Thema “Vereinigung” passt. Und so dürfen sich die Fans in der Rothenbach-Halle am Samstag auf die Livepremiere von “So soll es sein” freuen.

Attraktive Rückrunden-Dauerkarte jetzt erhältlich

Der Blick der Fans geht ja bisweilen weit über das aktuelle sportliche Geschehen hinaus, zum Beispiel in Richtung Rückrunde. Für die sieben Bundesliga-Heimspiele ab Februar 2020 bietet die MT eine gesonderte Dauerkarte an. Damit lassen sich aus dem Stegreif mal eben 15 Prozent gegenüber sieben Einzeltickets einsparen. Von weiteren Vorteilen wie Vorkaufsrecht für die nächste Saison und Nachlässen bei MT-Partnern ganz zu schweigen. Also am besten gleich eine Bestellung aufgeben. Apropos: Eine Rückrunden-Dauerkarte ist übrigens auch ein tolles Weihnachtsgeschenk. Weitere Infos und Bestellmöglichkeiten gibt es auf mt-melsungen.de.


Schiedsrichter in Kassel: Colin Hartmann (Magdeburg) / Stefan Schneider (Irxleben); DHB-Aufsicht: Jörg Mahlich

Bisherige Vergleiche MT - SC DHfK

10 Spiele, davon 7 Siege MT, 3 Siege SC DHfK (davon jedes Team mit einem Pokalsieg)

Die beiden letzten Spiele:

01.10.2019, DHB, SC DHfK Leipzig - MT Melsungen 27:30

24.03.2019, HBL1, SC DHfK Leipzig - MT Melsungen 26:29

Weitere Infos zum Gegner: www.scdhfk-handball.de


Er kommt von der Insel aus Feuer und Eis

Die MT Melsungen unterstreicht mit der jüngsten Personalie erneut ihre Strategie, ein Team mit Zukunftsperspektive zusammenzustellen. Auf der Kreisposition der Nordhessen wird ab der kommenden Saison Arnar Freyer Arnarsson sein Bundesligadebüt geben. Der Isländer verfügt trotz seiner erst 23 Jahre bereits über eine beachtliche internationale Erfahrung, hat schon 45 Länderspiele absolviert und an Europa- und Weltmeisterschaften teilgenommen. Aktuell spielt der 201 cm lange Hüne bei GOG Håndbold in der 1. dänischen Liga. Bei der MT Melsungen beginnt sein Vertrag mit zunächst dreijähriger Laufzeit am 1. Juli 2020. Damit tritt er indirekt die Nachfolge von Timm Schneider an, der derzeit als Allrounder meist in der Nahworfzone zum Einsatz kommt und dessen Vertrag am Ende der Saison ausläuft.

Er kommt von der Insel aus Feuer und Eis und ist am Kreis ein wahrer Vulkan. Seine beeindruckende Entwicklung katapultierte ihn bereits mit 19 Jahren in die A-Nationalmannschaft, deren Trikot er inzwischen 45 mal getragen hat – unter anderem bei einer Europa- und zwei Weltmeisterschaften. Und wenn er seine 114 kg, verteilt auf 201 cm Körperlänge, in der Nahwurfzone explosionsartig in Bewegungsenergie umsetzt, ist der Vergleich mit den Naturgewalten seiner isländischen Heimat nicht allzu fern.

“Jeder Spieler, der diesen Sport professionell betreibt, träumt wohl davon, in der stärksten Liga zu spielen. Das ist bei mir nicht anders. Diesen Traum kann ich mir mit dem Wechsel zur MT Melsungen ab der kommenden Saison erfüllen”, verrät der sympathische Hüne.

“Mit Anar Freyer Arnarsson bekommen wir einen Spieler, der großes Potenzial besitzt. Er hat schon jetzt ein beachtliches Niveau und angesichts seiner erst 23 Jahre gehört ihm eindeutig die Zukunft. Damit passt er exakt zu unserer strategischen Ausrichtung, über die kommenden Jahre eine Mannschaft mit Perspektive zusammen zustellen und zu entwickeln”, erklärt Axel Geerken.

Der MT-Vorstand verrät auch, dass der Isländer schon seit längerem im Blickfeld des Vereins steht: “Wir sind durch unser Netzwerk und unser Scouting bereits auf Arnar aufmerksam geworden, als er mit Kristianstad um die schwedische Meister- schaft kämpfte. Bei Spielbeobachtungen in der schwedischen Liga, aber auch in Champions League-Spielen konnten wir uns live von seinen Fähigkeiten überzeugen. Er ist trotz seiner Größe sehr beweglich und kann sich nicht nur im Angriff effektiv in Szene setzen, sondern steht auch in der Abwehr seinen Mann”.

Arnarsson wechselte zwar erst mit Saisonbeginn vom IFK Kristianstad, mit dem er zweimal schwedischer Meister wurde, zum dänischen Erstligisten GOG Håndbold, zieht aber hier eine Ausstiegsklausel, um im Sommer bei der MT Melsungen seine Arbeit aufzunehmen.

Ob der 23-jährige, der in seiner Freizeit gern in der Natur unterwegs ist, hier seine isländische Heimat vermissen wird, vermag er trotz einer bereits absolvierten Stippvisite in Nordhessen noch nicht zu sagen. Zeit, daran Gedanken zu verschwenden, hat er ohnehin nicht. Denn in diesen Wochen ist er mit GOG Håndbold voll gefordert. In der ersten dänischen Liga läuft es bislang eher mittelprächtig. Das Team aus der Region Fünen, letzte Saison noch Vizemeister, liegt nach 9 Spieltagen nur auf Rang 9. Hier muss man sich ranhalten, um die Meister-Playoffs zu erreichen.

Besser hingegen läuft es in der EHF Champions League. Da stehen die Dänen in der Gruppenphase nach sechs von zehn Spielen in der Gruppe D auf Platz zwei und haben damit weiterhin Chancen, ins Achtelfinale vorzustoßen.

Sanfter Generationswechsel und stärke Spezialisierung

Die Nordhessen planen mit dem Isländer einen sanften Generationswechsel auf der Kreisposition, auf der er wohl Felix Danner beerben wird. Der dienstälteste MT-Crack, der in 2009 zu den Rotweißen kam, hat noch einen Vertrag bis 2021. So werden am Kreis zunächst also mit Danner, Maric und Arnarsson drei Spieler zur Verfügung stehen.


Arnar Freyr Arnarsson – Kurzsteckbrief

Geburtssatum / Geburtsort: 14.03.1996 / Reykjavik (ISL)

Nationalität: Isländisch

Größe / Gewicht: 201 cm / 114 kg

Familienstand: In einer Beziehung

Hobbies: Aktivitäten in der Natur, Sportereignisse anschauen und gemeinsame Unternehmungen mit der Familie.

Tätgkeit außerhalb des Handballs: Studium “Business Administration & Marketing”

Position: Kreis Mitte

Bisherige Vereine: FRAM (ISL, 2013-16), ; IFK Kristianstad (SWE, 2016-19); GOG Håndbold (DEN, ab 2019).

Erfolge: Schwedischer Meister (2017, 2018); Champions League-Teilnahme mit IFK Kristianstad (2016/17, 2017/18, 2018/19; insges. 88 Tore). 2018/19: Bester Kreisläufer in der schwedischen Superliga – das All-Star-Team wurde gewählt von den Ligatrainern, Nationaltrainer und Medienvertretern.

Aktuelle Saison: GOG Håndbold (2019/20, bislang 17 Tore), Champions League-Teilnahme mit GOG Håndbold (5 Spiele, 7 Tore).

Nationalmannschaften Island: Als Jugendlicher hat Arnar alle Nachwuchs-Auswahlteams durchlaufen. A-Nationalmannschaft: 45 Länderspiele, 65 Tore; WM-Teilnahme 2017 (Pl. 14), EM-Teilnahme 2018 (Pl. 13), WM-Teilnahme 2019 (Pl. 11).


Vertrag von Timm Schneider läuft aus

Demgegenüber wird der am Saisonende auslaufende Vertrag mit Timm Schneider nicht verlängert. Mit seinen 31 Jahren falle er jedoch nicht dem anvisierten Generationswechsel zum Opfer, betont Axel Geerken. Der Allrounder kam bislang in dieser Saison über Kurzeinsätze nicht hinaus und wenn, dann war sein Platz meist am Kreis.

“Timms kämpferische Qualitäten sind unbestritten. Aber wir wollen zum einen künftig am Kreis auf diese Position spezialisierte Spieler einsetzen, zum anderen wäre es für einen Allrounder angesichts unseres gut bestückten Rückraums auch dort schwer, Spielanteile zu bekommen”, skizziert Geerken offen das künftige personelle Szenario des MT-Teams.

Timm Schneider, der 2015 vom TBV Lemgo kam und sich bei der MT einen Namen als “Mann für alle Fälle” machte (er spielte bis auf Torwart schon alle Positionen), hat dann genau fünf Jahre lang das Trikot der Bartenwetzer getragen. In einem Interview im letzten Jahr verriet der gelernte Tischler, dass er und seine Frau Mona – beide seit dem Frühjahr stolze Eltern eines Sohnes – irgendwann in ihre mittelhessische Heimat zurückkehren werden. Ob das schon nächsten Sommer sein wird, steht wohl noch nicht fest. Denn wer weiß, wohin es Timm Schneider nach dem Ausscheiden aus der MT sportlich noch ziehen wird.