Nordhessen - In unserem zweiten Teil der Reihe "Nach der Unterbrechung - Wie soll es weitergehen?" möchten wir Ihnen heute die verschiedenen Optionen vorstellen, wie sich die Restrückrunde in den hiesigen Amateur-Fußball-Ligen gestalten könnte. Kann und soll die Saison 2020/21 zu Ende gespielt werden, bricht man nach der Hinrunde ab oder gibt es Alternativen wie eine Auf- und Abstiegsrunde im Frühjahr 2021, um die Serie zu verkürzen, den Klubs aber dennoch ausreichend Spielmöglichkeiten zu bieten?

Wir möchten vorweg einräumen, dass es die eine perfekte Lösung für alle nicht gibt. Zum einen kann man die wirtschaftlichen Verhältnisse eines Hessenligisten nicht mit einem A- oder B-Ligisten vergleichen. Ein Hessenligist ist eher in der Lage, fehlende Zuschauer durch Sponsorengelder auszugleichen, als dies ein unterklassiger Verein kann. Kreisliga-Klubs sind zwingend auf die Zuschauer-Einnahmen angewiesen.

Auch verfügen höherklassige Klubs meistens über einen Kunstrasenplatz, wogegen Kreisliga-Vereine ihren Platz hegen und pflegen müssen. Diesen im Januar oder Februar "umzuackern" würde eine zusätzliche finanzielle Bedrohung für die Klubs darstellen, denn der Rasenplatz müsste unter Umständen im Sommer wieder mit großem Aufwand hergerichtet werden.

Und letztendlich ist die Ligenstärke ein wichtiger Faktor. Die Kreisliga B3 Schwalm-Eder hat mit zehn Mannschaften weniger Probleme, die Saison zu Ende zu kriegen als die Hessenliga, die noch 26 Spieltage austragen muss. Es kann daher nicht die eine perfekte Lösung für alle geben, ein Mix aus den verschiedenen Optionen könnte eine Lösung sein.

Bei allen Optionen sollte klar sein, dass wir es uns eigentlich nicht länger leisten können, in den warmen Monaten Juni und Juli den Ball ruhen zu lassen. Mit den beiden Monaten im Spielkalender würden viele Probleme wegfallen.


Corona:

Die Experten hoffen, dass die Fallzahlen im November sinken. Sie sind sich aber auch sicher, dass sie im Dezember wieder steigen. Und wie schon im ersten Teil am Samstag geschrieben, ist nicht wirklich damit zu rechnen, dass die Infektionszahlen vor April 2021 deutlich sinken werden. Somit muss man realistisch davon ausgehen, dass die Politik, wenn nur schrittweise alles wieder lockert. Ist ja auch verständlich, oder wollen wir unsere Sportler einem erhöhten Ansteckungsrisiko aussetzen, nur damit man den Spielplan durchbekommt?

Des Weiteren sollte man im Auge behalten, dass ohne einen Impfstoff sich die gleiche Problematik im Herbst 2021 stellt. Die Saison 2021/22 sollte also so früh als möglich beginnen, damit man vor der Winterpause 2021 genügend Spiele ausgetragen hat und nicht wieder in Zeitnot gerät!


Spielbetrieb:

Der Rahmenterminkalender ist - zumindest im Amateursport - für alle gemacht, und nicht für die, die das meiste Geld haben. Und das Tempo gibt immer das schwächste Glied in der Kette vor.

In den zurückliegenden Jahren hat es sich gezeigt, dass der durchschnittliche Spielbetrieb Mitte März beginnt und Mitte November endet. Alles andere sind Ausnahmen. Vor Mitte März und nach Mitte November ist die Witterung in der Regel so unbeständig, dass von einem geregelten Spieltrieb nicht mehr die Rede sein kann. Vereinzelte Vereine mit Kunstrasenplätzen können dann noch spielen, aber die Mehrzahl der Sportplätze ist dann nicht mehr bespielbar.

Es wäre also ratsam, nicht wieder zu spekulieren und zu hoffen, dass schon alles gut geht.


Option A - die Saison zu Ende zu spielen:

Die Saison 2020/21 zu Ende spielen zu wollen, dürfte man getrost als sehr ambitioniert bezeichnen. Selbst die Hessenligisten, die meistens über Kunstrasenplätze verfügen und bestens austrainierte Fußballer, werden sich strecken müssen, wollen sie die 26 Spieltage über die Bühne bringen.

Man sollte immer im Hinterkopf behalten, dass die Politik den Spielbetrieb erst wieder freigeben muss.

Ähnlich verhält es sich in der Verbandsliga, Gruppenliga Kassel und der Kreisoberliga Schwalm-Eder, die jeweils noch 22 Spieltage zu absolvieren haben.

Die SG Neukirchen/Röllshausen hätte noch 26 Partien zu spielen. Selbst wenn man Mitte März beginnen könnte, was auf dem Kunstrasenplatz sicher geht, hätte man bis Mitte Juni gerechnet jeden dritten, vierten Tag ein Spiel zu spielen. Dies ist keinem Fußballer aus der Kreisliga zu zumuten. Abgesagte Spiele wegen Corona noch nicht mal eingerechnet.

Selbst bei den A- und B-Ligisten dürfte nicht viel dazwischenkommen, will man die zum Teil 14 Spiele noch über die Runden bringen.


Option B - die Saison nach der Hinrunde beenden:

Diese Option wäre am ehesten zu verkraften und würde viel Planungssicherheit geben. Natürlich würden die Vereine, die tabellarisch in einer kritischen Situation stecken, damit wohl nicht einverstanden sein. Die SG Neukirchen/Röllshausen hätte bei dieser Variante immer noch zehn Spiele auszutragen.

Man könnte im Anschluss der Hinserie den Kreispokal ausspielen. So hätte der ein- oder andere Vereine noch ein paar Spiele bis zur Sommerpause. Wenn man die denn weiter möchte.


Option C - die Saison nach der Hinrunde beenden und dann eine Auf- und Abstiegsrunde spielen:

Die Option, mit dem meisten Charme. Die Saison wird nach den Hinserie beendet und im Anschluss in eine Auf- und Abstiegsrunde aufgeteilt. Hatte man noch nie und würde zusätzliche Spannung bringen. Und natürlich bedeutend weniger Spiele.

Beispiel KOL Schwalm-Eder: Da der Melsunger FV II ausgeschieden ist, bleiben 16 Teams übrig. Acht würden demnach in der Aufstiegsrunde spielen und acht in der Abstiegsrunde.

Es wird eine einfache Runde gespielt, also nur das Rückspiel. Der TSV Wabern II (Zweiter) und der TSV Besse (Erster) wären beide in der Aufstiegsrunde. Das Hinspiel fand in Wabern statt, also würde man in der Aufstiegsrunde in Besse spielen.


Fazit:

Die perfekte, für alle gleichermaßen gerechte Lösung gibt es nicht. Dann müsste man die Saison ohne Wochenspieltage zu Ende spielen. Die Option, nach der Vorrunde Schluss zu machen und eine Auf- und Abstiegsrunde anzuhängen, scheint unter der Berücksichtigung aller Vor- und Nachteile noch die gerechteste zu sein.

Viel wichtiger, als wie die aktuelle Saison zu Ende gespielt wird, ist jedoch die Tatsache, wie es über die Serie 2020/21 hinaus weitergeht.

Zukünftig sollte der Juni als voller Spielmonat dazukommen, denn so gewinnt man zwei Wochen Spielbetrieb, und zur Not kann man hier auch mal eher einen Wochenspieltag ansetzen als im Oktober oder November. Viele Verantwortliche rufen (zu Recht) danach, die Saison auf Kalenderjahr umzustellen. Aber das ist nicht so einfach umzusetzen und könnte nur vom DFB angeschoben werden.

Hilfreich wäre, zukünftig auf die Relegation zu verzichten. Als Ausgleich könnte man den Ersten und den Zweiten der Tabelle aufsteigen lassen. Es gäbe dann zwar einen Absteiger mehr, aber allgemein würde es dann in der Tabelle spannender zugehen und die Vereine hätten zum Saisonende hin mehr Planungssicherheit.

Zudem könnte man so einen verlässlichen Rahmenterminkalender erstellen, denn vom 01. November bis zum 31. März müsste nicht mehr gespielt werden. Die Sportplätze würden es danken.


Zukünftige Saison:

In Zukunft könnte die Saison am 01. August beginnen. Gespielt wird bis Ende Oktober. Dann Winterpause bis Ende März. Der März wird zur Vorbereitung genutzt. Die verbleibenden Meisterschaftsspiele werden vom 01. April bis zum 30. Juni ausgetragen.

Wenn gewünscht könnte man die ersten 14 Tage im Juli pausieren und dann mit dem Kreispokal beginnen. Von Anfang bis Mitte Juli könnten Testspiele angesetzt werden. Oder mit dem Kreispokal nahtlos Anfang Juli weitermachen. Möglich wäre natürlich auch, den Pokal im August wochentags auszutragen.

So hätte man durchgehend von Anfang April bis Ende Oktober Spielbetrieb und könnte, wenn nötig, im Juli noch mal eine kleine Verschnaufpause einlegen.

Durch sieben Monate gesicherten Spielbetrieb (keine Witterungsprobleme) könnte man komplett auf Wochenspieltage verzichten!