Wuppertal - Mit einem souveränen 31:24-Start-Ziel-Sieg beendet die MT Melsungen ihre Durststrecke in der Handball-Bundesliga von zuletzt sechs Niederlagen in Folge. Beim Bergischen HC ließen die Nordhessen am Samstagnachmittag nichts anbrennen, zeigten sich über 60 Minuten sehr konzentriert und diszipliniert.

Aus einer aufmerksamen Abwehr, hinter der Nebojsa Simic wieder einmal ganze Arbeit verrichtete, wurden geduldig Angriffe aufgebaut und mehrheitlich in Tore umgemünzt. Bereits mit der 14:9-Halbzeitführung deuteten die Schützlinge von Trainer Roberto Garcia Parrondo an, dass sie an diesem Tage fest entschlossen waren, trotz dezimierter Besetzung den Fluch der letzten Wochen abzustreifen.

Beste Torschützen vor 1.851 Zuschauern in der Wuppertaler Uni-Halle waren Julius Kühn und Kai Häfner (jeweils 6) für die Gäste. Für die Löwen traf Alexander Weck (5) am häufigsten.

Mit diesem Erfolgserlebnis im Rücken empfängt die MT Melsungen am Mittwoch zu ihrem letzten Heimspiel der Saison die HSG Wetzlar zum Hessenderby.

Der Bergische HC gehört zweifelsohne zu den Lieblingsgegnern der MT Melsungen, was die Statistik der bisherigen Vergleiche angeht. In 18 Bundesligaspielen gingen die Nordhessen 17 mal als Sieger vom Platz. So auch am Samstag in Wuppertal. Es war nach Liga-Hinspiel und DHB-Pokalduell die dritte Begegnung zwischen den beiden Kontrahenten in dieser Saison. Ob die MT-Cracks vor dem Anwurf das Motto fassten “Aller guten Dinge sind Drei”, ist nicht überliefert. Auf jeden Fall war ihnen vom Start weg anzumerken, dass an diesem Tage der Knoten nach sechs Misserfolgserlebnissen endlich wieder zum Platzen gebracht werden sollte.

Ohne Fünf (Lemke, Kastening, Pavlovic, Jonsson, Kunkel), dafür aber mit der “Jugendbande” Florian Drosten, Manuel Hörr, Dave Kuntscher und Rohat Sahin, waren die Nordhessen angereist. Aber auch die Gastgeber mussten auf drei etatmäßige Spieler verzichten und im Rückraum ohne Linkshänder auskommen. Eben ein solcher war nach knapp zwei gespielten Minuten für die MT erfolgreich: Routinier Alexander Petersson, der für Kai Häfner jeweils in der Abwehr kam, hatte einen Ball stibitzt und per Gegenstoß zum 0:1 eingelocht. Zuvor hatte Tobias Reichmann die Chance, das Eröffnungstor dieser Partie zu machen, scheiterte jedoch von der Siebenmeterlinie an Christopher Rudeck.

In der Folge entspann sich ein abwechslungsreiches Spiel auf Augenhöhe. Der BHC blieb der MT stets auf den Fersen und antwortete auf jede Führung der Rotweissen mit dem Anschluss- oder gar Ausgleichstreffer (u.a. 3:3, 6. Min., 4:5., 8. Min.). Unmittelbar danach vereitelte Nebojsa Simic einen gegnerischen Wurf und auf der anderen Seite nutzte Tobias Reichmann seine zweite Strafwurfgelegenheit zur ersten Zwei-Tore-Führung der MT (4:6, 9. Min).

Die anschließenden gut fünf Minuten hätte man aus dem Protokoll eigentlich streichen können, wenn Tore hätten notiert werden sollten. Die blieben nämlich aus. Unter anderem, weil nun die beiden Keeper jeweils gute Szenen hatten. Christopher Rudeck kaufte André Gomes einen Ball ab, während Nebojsa Simic erst Rechtsaußen Yannick Fraatz und dann Linksaußen und Ex-MT’ler Jeffrey Boomhouwer entzauberte. Erst mit dem 5:6 (15.) von Alexander Weck hatte die Torflaute der Löwen ein Ende.

Kai Häfner sorgte aber schnell wieder für den alten Zwei-Tore-Abstand (5:7, 16.). Der blieb über die Zwischenstände 6:8 (Arnarsson, 18.), 7:9 (Kühn, 21.) und 8:10 (Arnarsson, 22.) stabil, ehe Julius Kühn erstmalig auf +3 stellte (8:11, 23.). Kurz zuvor hatte Nebojsa Simic einen Siebenmeter von Linus Arnesson entschärft.

Das Kühn-Tor und die Simo-Parade schienen bei der MT den Turbo gezündet zu haben. Denn in den verbleibenden gut sieben Minuten bis zum Halbzeitpfiff legten Michael Allendorf, Tobias Reichmann (Siebenmeter) und Julius Kühn nach und sorgten mit dem 9:14 Pausenstand für klare Verhältnisse.

Nur fünf Minuten nach Beginn des zweiten Durchgangs hatte sich die Hausherren wieder auf Sichtweite herangekämpft (13:16) und schöpften neue Hoffnung. Deren Trainer Sebastian Hinze hatte zwischenzeitlich immer wieder mit veränderten Abwehrstrategien versucht, die MT aus dem Tritt zu bringen. Sollte sein Plan aufgehen?

Nein! Denn das Parrondo-Team legte prompt einen saubern 4:0-Lauf aufs Parkett, wobei sogar Keeper Nebojsa Simic in des Gegners verwaisten Kasten traf, und sorgte mit dem 13:20 nach 42 gespielten Minuten für die Vorentscheidung. Der Mut der Bergischen Löwen war gebrochen. An diesem Abstand änderte sich bis zum Ende nichts mehr. Denn die MT spulte weiterhin souverän und unaufgeregt ihr Programm ab. Der Angriff, immer wieder mit viel Gespür für die jeweilige Situation initiiert von Julius Kühn und Kai Häfner, blieb heute fast ohne technische Fehler. Die Losung: lieber nochmal einen Pass mehr spielen, um die Chance zum Torwurf durch den Nebenmann zu erhöhen. Die Abwehr mit Gleb Kalarash und Arnar Freyr Arnarsson im Mittelblock ging weiterhin aufmerksam zu Sache – im Zweifelsfall in Nebojsa Simic stets einen Retter hinter sich wissend.

Dieser positive Gesamteindruck seiner Mannschaft beruhigte auch Trainer Roberto Garcia Parrondo, so dass dieser in der Schlussphase guten Gewissens auf einen Schlag alle vier mitgereisten Youngster aufs Feld beorderte. Und die dankten es dem Coach postwendend: Dave Kuntscher netzte selbstbewusst von Halbrechts per Sprungwurf zum 23:30 ein. Nach dem Gegentreffer von Fabian Gutbrod holte auf der anderen Seite Kreisläufer Rohat Sahin einen Strafwurf heraus, den Florian Drosten souverän – so wie die gesamte MT in den 59:46 Minuten zuvor – zum 24:31-Endstand nutzte.

Dieses lange herbeigesehnte Erfolgserlebnis kommt zur rechten Zeit. Denn im letzten Heimspiel der Saison empfangen die Rotweissen am Mittwoch ihren hessischen Rivalen HSG Wetzlar (19:05, Rothenbach-Halle Kassel – es gibt noch Tickets!).


Bergischer HC: Rudeck (1.-23. Min. und 53.-60. Min; 5 Paraden / 15 Gegentore), Mrkva (23.- 53. Min.; 4 P. / 16 G.) – Darj 1, Weck 5, Gunnarsson 2/2, Babak 2, Damm, Gutbrod 1, Schmitz, Arnesson 4/1, Bergner, Nikolaisen 1, Boomhouwer 1, Hansson, Stutzke 3 – Trainer Sebastian Hinze.

MT Melsungen: Simic (12 Paraden / 24 Gegentore, 1 Tor), Heinevetter (n.e.) – Maric, Kühn 6, Reichmann 5/4, Arnarsson 3, Allendorf 1, Gomes 3, Kalarash, Häfner 6, Hörr, Petersson 4, Kuntscher 1, Drosten, 1/1 – Trainer Roberto Garcia Parrondo.

Schiedsrichter: Thomas Kern (Bellheim) / Thomas Kuschel (Karlsruhe)

Zeitstrafen: 4 Min. – 4 Min. (Nikolaisen 23:27 Min.; Bergner, 51:03 Min.,– Kalarash, 34:40 Min., 53:38 Min.)

Strafwürfe: 3/4 – 5/6 (Arnesson scheitert an Simic, 22:18 Min. – Reichmann scheitert an Rudeck, 01:11 Min.)

Zuschauer: 1.851, Uni-Halle Wuppertal


Das nächste Spiel (= letztes Heimspiel):

Mi., 08.06.22, 19:05 Uhr, MT Melsungen – HSG Wetzlar, Rothenbach-Halle Kassel