Immichenhain - Nur zwei Dinge auf der Erde sind ganz sicher: Der Tod und die Steuer, heißt es in einem Zitat. 13 Jahre war es auch die Vertragsverlängerung von Helge Hastrich als Trainer bei der SG Immichenhain/Ottrau. Jedes Frühjahr konnte man gewiss sein, dass sie kommt. Doch diesmal blieb sie aus. Nach 14 Jahren geht man nun getrennte Wege, daran muss man sich als Fan, Spieler und Medienvertreter erst mal gewöhnen.

Als Hastrich 2008 zur SG stieß, lag diese zwar nicht am Boden, aber nach dem Abstieg aus der Kreisoberliga waren doch viele Wunden aufgerissen, die verarztet werden mussten. Die Mannschaft befand sich im Umbruch und brauchte jemand, der die Richtung vorgeben konnte. Dass sich der gebürtiger Limburger als ein Glücksfall für Immichenhain/Ottrau erweisen sollte, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu erahnen. Schließlich war der heute 48-jährige damals in der Region völlig unbekannt, aber das sollte sich schnell ändern.

Mit einem unglaublichen Enthusiasmus ging der neue Übungsleiter die Sache an. Und mit Trainingsformen, die die Spieler von Beginn an faszinierten und das noch heute tun. Keine Trainingseinheit gleicht der anderen. Ständig werden neue Übungen vorgestellt, die Spaß machen und die die Spieler in ihrer Entwicklung Helge Hastrich mit seiner Familie, Ehefrau Sandra, Sohn Jesper und Tochter Greta. (Foto: Konsch)voranbringen. Wer die SG, und insbesondere Helge Hastrich kennt, der weiß, dass eine der großen Stärken des Coaches ist, junge, vielleicht nicht so talentierte Spieler, zu Fußballern zu entwickeln, die ihren Mitspielern in nichts nachstehen.

Zudem spricht Hastrich die "Sprache der Spieler". Als Lehrer weiß er genau, welche Worte er finden muss, um Spieler zu motivieren, ihnen aber auch mal aufzeigen, wo noch Verbesserungspotenzial ist. Und das alles, ohne die jungen Männer zu verschrecken, oder sie gar "vorzuführen", wie das früher gerne mal gemacht wurde. Menschlich wie fachlich hatte die SG in ihrer über 40-jährigen Historie nur wenige wie Hastrich.

Und da der kopfballstarke Mittelfeldspieler auch auf dem Rasen überragende Fähigkeiten hat, konnte der Weg der SG Immichenhain/Ottrau nur nach oben gehen.

Nach zwei Jahren in der Kreisliga A2 schafften die Schwälmer 2010 den Wiederaufstieg in die Kreisoberliga. Von da aus ging es 2015 in die Gruppenliga, in der man immerhin zwei Jahre spielte. Auch nach dem Abstieg 2017 fing die SG in der KOL schnell wieder Fuß und belegte in den Folgejahren zwei Mal den dritten Platz und ein Mal wurde man Fünfter.

Als Corona kam, ging der Pfeil dann ein wenig nach unten. Viele Verletzungen und erkrankte Spieler, die dem ohnehin schon kleinen Kader ständig fehlten, trugen dazu bei, dass das sportliche Niveau der vergangenen Jahre nicht mehr so gehalten werden konnte. Dennoch ist der neunte Rang, den die Truppe um Kapitän Roman Bernhardt zum Ende der abgelaufenen Spielzeit belegt, ein ordentliches Ergebnis.

Was die sportlichen Erfolge anbetrifft, sind natürlich unbedingt noch die beiden Finalteilnahmen im Kreispokal 2009 und 2015 zu erwähnen. Beides Mal schlug man sich gegen höherklassige Gegner wacker.

Zum Sport gehören auch Niederlagen dazu. Dennoch hat Helge Hastrich nie ein böses Wort gegen den Gegner oder den Schiedsrichter verloren. Unerlaubte Tritte, seien sie verbal oder körperlich, hat Hastrich nie angewendet. Er darf getrost als tadelloser Sportsmann bezeichnet werden.

Die SG Immichenhain/Ottrau hat einen ganz großen Trainer verabschiedet, dem sie zu großen Dank verpflichtet ist.

Wir wünschen Helge Hastrich alles erdenklich Gute, privat, beruflich und sportlich - und freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen auf den Sportplätzen der Region, und sei es nur als Zuschauer.