Hünfeld - Mit den hessischen Langstreckenmeisterschaften in Hünfeld fanden die ersten Freiluft-Titelkämpfe 2019 auf der Bahn statt. Zur Austragung kamen in der gepflegten Rhönkampfbahn die Distanzen über 2000, 3000, 5000 und 10000 Meter. Über 170 Ausdauersportler aus 62 Vereinen gaben ihre sportliche Visitenkarte ab. Aber die erwarteten Spitzenzeiten blieben aus. Zum einen lag es daran, dass einige hessische Langstreckenspezialisten an den deutschen Halbmarathon-Meisterschaften in Freiburg teilnahmen, zum anderen aber auch am Wind, der den Athleten mehr als ein Viertel der Strecke permanent ins Gesicht blies und damit sehr viel Kraft kostete.

Jens Nerkamp (LT Kassel), der sich eine Woche vorher den nordhessischen 10lm-Straßenlauftitel in Frankenberg sicherte und sich dabei in einer guten Form präsentiert hatte, zog überraschend gegen Jonas Götte (Eintracht Frankfurt) den Kürzeren. Der 23-jährige Götte, der eine 5000m-Zeit von 14:41 Minuten vorweisen kann, setzte sich in Hünfeld mit 31:04,23 Minuten deutlich durch. Nerkamp kam als Vizemeister nach 31:36,89 Minuten ins Ziel. Philipp Stuckhardt und Marius Puchta (beide LT Kassel), die in der Vorwoche in Frankenberg hinter Nerkamp die Plätze zwei und drei belegt hatten, gaben ihr Rennen vorzeitig auf, nachdem sie den Anschluss an die Spitze verloren hatten. Die einzige Zeit unter 31 Minuten gelang Tesfaye Selama (TV Alzey), der als Gaststarter die 25 Runden leichtfüßig in 30:58,22 Minuten zurücklegte.

Der Melsunger Lorenz Funck demonstrierte seine aufsteigende Form und behauptete sich in dem gut besetzten Feld mit 20 Läufern. Obwohl Das Spitzenfeld unmittelbar nach dem Start über 10 000 m. An der Spitze der spätere Sieger Jonas Götte (Eintr. Frankfurt).er seine geplante Zeit von 35 Minuten mit 35:23,77 deutlich verfehlte, belegte er Rang sechs und war damit hinter Jens Nerkamp und Tom Ring (beide LT Kassel) der drittbeste Nordhesse.

Nach der Hälfte der Strecke lag der Melsunger Ausdauerspezialist mit 17:23 Minuten auf Rang dreizehn. Da er fast permanent an der Spitze eines Verfolgerfeldes lief und damit den Gegenwind abbekam, verlor er auf den 25 Stadionrunden bei jeder Runde wertvolle Energie. Dennoch machte er auf dem letzten Drittel der Strecke einige Plätze gut, weil insgesamt fünf Läufer, darunter auch Felix Thum (Eschenburg) das Rennen vorzeitig beendeten. Lorenz Funck wusste um seine Stärke und teilte sich auch die zweite Hälfte des Rennens gut ein. Am Ende überraschte er selbst die Insider, weil ihn niemand für einen TOP-TEN-Platz auf der Rechnung hatte. Es war schon beeindruckend, wie der U23-Läufer aus Obermelsungen kämpfte und selbst Philipp Herzog (Waldstraße Wiesbaden, 35:35) in der letzten Runde überholte. Immerhin erreichte das Langstrecken-Talent aus Wiesaden bei den hessischen Crossmeisterschaften in Gudensberg fast 90 Sekunden eher das Ziel als Lorenz Funck.

Auch Philip Ahne (SSC Hanau-Rodenbach, 35:36), Nikolaj Dorka (LT Kassel, 36:49) und Nils Bergmann (Waldstraße Wiesbaden, 37:23) die bei diesem Crosslauf zum Teil mehr als eine Minute Vorsprung hatten, mussten sich in Hünfeld Lorenz Funck geschlagen geben. „Dieser 10000m-Lauf kostete sehr viel Kraft, weil ich fast ständig ein Verfolgertrio auch im Gegenwind angeführt habe. Ich bin nicht nur mit dem unerwarteten sechsten Platz zufrieden, sondern wegen der Umstände auch mit der Zeit“, erklärte Funck nachdem er sich wieder erholt hatte.
Zwei Silbermedaillen sicherten sich bei diesen Meisterschaften die Senioren des TSV Geismar. Martin Biskamp holte sich im Lauf der M65 mit 43:20,60 Minuten ebenso den zweiten Platz wie Nicole Ramus (48:04,36 Min.) im Lauf der W45. Über eine weitere Silbermedaille freute sich Ilena Freitas (ESV Jahn Treysa). Die Schülerin überzeugte im 2000m-Lauf der W13 hinter der Landesrekord laufenden Jana Becker (Wetterberg, 6:39,72 Min.) mit guten 7:08,27 Minuten.

Im 3000m-Lauf der WU18 kam Jolina Vaupel (Geismar) mit 11:32,82 Minuten nicht über den siebten Platz hinaus. Ihr Trainer Günter Kistner erreichte als Vierter der M60 mit 45:38,33 Minuten einen Platz vor Helmut Kleinmann (Borken, 47:01,74 Min.) den weißen Zielstrich.


Text und Fotos: Alwin J. Wagner