Dortmund/Frankfurt - Das Wettkampf-Jahr 2021 ging beim Xmas-Run in der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle mit fast 400 Teilnehmern aus 65 Vereinen auch für die beiden Melsunger Sprinterinnen Vivian Groppe und Sophia Hog zu Ende. Auf der Anreise in das Ruhrgebiet hatte Trainer Alwin Wagner für seine beiden Schützlinge als 60m-Zielzeit „unter 7,80“ (Vivian) und „unter 8,00 Sekunden“ für Sophia ausgegeben.

In den gemeinsam mit den Frauen, WU20 und WU18 durchgeführten 60m-Sprints legte zunächst Mariam Soumah (DHfK Leipzig) mit 7,86 Sekunden eine gute Zeit vor. Doch im zweiten Lauf toppten Allegra Hildebrand (Bayer Leverkusen, 7,64) und die noch 14-jährige Anne Böcker (Olpe, 7,69) die Leistung und setzten mit ihren Zeiten ganz dicke Ausrufezeichen für das Finale. Im dritten von neun 60m-Zeitvorläufen verbesserte sich Vivian Groppe auf 7,76 und qualifizierte sich hinter der Lokalmatadorin Samira Attermeyer (7,71 Sek.) ebenfalls für den Endlauf. Die 200m-Spezialistin aus Beiseförth unterbot in diesem Rennen ihre Bestzeit aus dem Vorjahr um eine Hundertstel-Sekunde.

Im achten Zeitvorlauf ließ Sophia Hog trotz eines korrekturbedürftigen und ausbaufähigen Starts als Siegerin mit 8,02 Sekunden aufhorchen. Die 22-Jährige, die sich zur Kauffrau für Büromanagement bei der Hochschule der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) in Bad Hersfeld ausbilden lässt, qualifizierte sich mit der zwölftschnellsten Zeit der 66 Teilnehmerinnen für das B-Finale.

Nachdem sie eine Startveränderung vorgenommen hatte, schoss sie im Endlauf mit einer guten Reaktion kraftvoll aus dem Startblock und stürmte dem Ziel entgegen, das sie nach ausgezeichneten 7,88 als Erste vor Annica Deblitz (Olpe, 7,89) und Carolin von Sommerfeld (Haiger, 7,95) erreichte. Seit dem 01.02.2020, damals noch im Trikot von SV Werder Bremen, stand ihr Hausrekord bei 7,97 Sekunden. „Das Wichtigste wird für mich in nächsten Wochen sein, dass ich gesund und verletzungsfrei bleibe. Der Rest kommt von alleine“, sagte Sophia, die bei den hessischen Hallenmeisterschaften den 60m-Endlauf der Frauen anstrebt.

Das A-Finale versprach außerordentliche Spannung, denn Vivian Groppe hatte im Vorlauf angedeutet, dass sie ebenfalls eine Zeit unter 7,70 Sekunden laufen kann. Wie bereits im Vorlauf kam sie wieder gut aus dem Startblock und lag nach einer sehenswerten Beschleunigungsphase noch fünf Meter vor dem Ziel in Führung. Als sie merkte, dass Anne Böcker und Samira Attermeyer nur noch knapp hinter ihr liefen und auch die Allegra Hildebrand als vorlaufschnellste neben ihr fast auf gleicher Höhe lag, verlor sie ihre Lockerheit. Das nutzten A. Böcker und S. Attermeyer und stürmten zeitgleich in 7,65 Sekunden über die Ziellinie. Vivian belegte mit 7,68 Sekunden den dritten Platz vor A. Hildebrand (7,69) und Mariam Soumah (7,82). Den fünften Rang sicherte sich in diesem schnellen Finale Chelsea Port aus Aachen (7,87 Sek.).

Dass die Melsunger Langsprinthoffnung, die ihre bisherigen Hallenwettkämpfe aus dem Training herauslief, in den letzten Wochen ihre Schnelligkeit verbessern konnte, zeigen ihre Bestzeiten auf der kurzen Sprintstrecke. Nachdem sie sich in Fürth über „30m-fliegend“ von 3,43 auf 3,29 Sekunden verbessert hatte, erreichte die zielorientierte Gymnasiastin mit ihrer Dortmunder 60m-Zeit von 7,68 Sekunden ein neues Level, so das man im Sommer auch für die 100 Meter einiges erwarten darf.

Fünf Stunden nach den beiden 60m-Endläufen wurde der 200m-Wettbewerb ausgetragen. Nachdem die Stadt Dortmund die vier vorhandenen Rundlaufbahnen um zwei erweiterte, musste die Bahnbreite von 1,22 auf 0,90 Meter verkleinern werden, so dass absolut schnelle Zeiten kaum mehr möglich sind. Im ersten von neun Zeitendläufen lieferten sich Vivian Groppe und Mariam Soumah ein packendes Duell. Die beiden erfolgreichen Finalteilnehmerinnen der DLV-Jugendmeisterschaften in Rostock liefen 195 Meter Seite an Seite. Erst kurz vor dem Zielstrich setzte sich Vivian mit der persönlichen Bestzeit von 25,04 vor der Sprinterin aus Leipzig (25,16) durch. Vivian stand bisher mit 25,10 Sekunden (17.01.2021 in Frankfurt) in der Bestenliste. Samira Attermeyer (Dortmund) setzte sich im nächsten Lauf mit 24,63 Sekunden an die Spitze und holte sich damit den Tagessieg vor Vivian. Auch Sophia Hog legte die Hallenrunde in persönlicher Bestzeit zurück und sicherte sich an diesem Tag mit 26,65 Sekunden ihren zweiten Sieg bei den Frauen.

Für die beiden MT-Sprinterinnen waren die Bestzeiten von Dortmund kein Abschluss der erfolgreichen Saison 2021, sie waren vielmehr der starke Beginn für die neue Saison, die einiges erwarten lässt.


Maybritt Böttcher glänzte in Frankfurt mit einer Bestzeit über 800 Meter

Beim 2. Frankfurter Winterlaufabend überzeugte Maybritt Böttcher im 800m-Lauf. Obwohl sie in den letzten Wochen durch hervorragende Leistungen immer wieder für positive Schlagzeilen sorgte, musste sie in dem schwächer besetzten zweiten Zeitlauf starten. Vorher belegten Ricarda Wrede (Dortmund, 2:24,49) und Lynn Hück (Wiesbaden, 2:30,28) die Plätze vier und fünf. Im zweiten Zeitlauf war die hessische U18-Straßenlaufmeisterin auf sich allein gestellt. Obwohl sie wegen einer leichten Erkältung seit mehr als einer Woche nicht mehr trainieren konnte, setzte sie sich bei ihrem ersten Hallenauftritt mit Start-Ziel-Sieg souverän durch. Die 16-Jährige hatte keine Mühe ihre Konkurrentinnen auf Distanz zu halten. Die erste Runde legte sie in 33 Sekunden zurück und passierte die 400m-Zwischenmarke nach 70 Sekunden. Nachdem sie für die 600 Meter mit 1:48 Minuten notiert wurde, lief sie nach 2:23,91 Minuten mit einem Vorsprung von mehr als 30 Meter vor der HLV-Kader-Athletin Liana Henes (Altenstadt, 2:29,61) und Junia Auel (Steinatal, 2:29,62) über die Ziellinie und blieb damit fast eine Sekunde unter ihrer Freiluftbestzeit, die sie im September bei den Landesmeisterschaften in Gelnhausen aufgestellt hatte.

Die Neunte der deutschen 10km-U18-Meisterschaft von Uelzen setzte sich bei den hessischen Titelkämpfen auf dieser Strecke mit 39:28 Minuten deutlich vor Lina Bohländer durch. Die Jugendliche der LG Odenwald wurde kurze Zeit vorher wie Liana Henes in den HLV-Kader berufen. Als Maybritt nach Melsungen zurückkehrte, fragte sie ihren Trainer und den MT-Abteilungsleiter Hans-Jörg Engler nicht zu unrecht: „Welchen Platz muss ich eigentlich bei den deutschen oder hessischen Meisterschaften belegen bzw. welche Zeit muss ich laufen, um in den HLV-Kader berufen zu werden?“ Aber weder Alwin Wagner noch der Melsunger Leichtathletik-Chef konnten ihr eine Antwort geben.


Text und Fotos: Alwin J. Wagner