Kassel - Am Donnerstag hatte die MT Melsungen den amtierenden Deutschen Meister und Champions League-Titelträger THW Kiel zu Gast, am Sonntag empfangen die Nordhessen den aktuellen Tabellenführer und wohl heißesten Meisterschaftsanwärter der Handball-Bundesliga SG Flensburg Handewitt. Anwurf in der Kasseler Rothenbach-Halle ist um 13:30 Uhr. Ab 12:30 Uhr startet der MT-eigene Warm-Up-Livestream mit interessanten Interviewgästen.

Innerhalb von nur 66 Stunden gegen zwei Mannschaften anzutreten, die zu den besten in Europa gehören – das kann man durchaus als echten Stresstest bezeichnen. Nach dem kämpferisch hervorragenden, aber vom Ergebnis her leider nicht erfolgreichen Auftritt gegen den THW Kiel am Donnerstag, steht nun Teil 2 ins Haus: Mit dem aktuellen Tabellenführer SG Flensburg Handewitt, übrigens genau wie Kiel fürs Viertelfinale der Champions League qualifiziert, stellt sich der nächste Top-Favorit in der Rothenbach-Halle vor.

Kurios auch hier: Genau wie gegen Kiel findet das Rückspiel vor dem Hinspiel statt. Eigentlich sollten die beiden Team bereits am 11. November, dem 7. Spieltag in die Handball-Bundesliga, in Flensburg aufeinander treffen. Die MT war sogar schon angereist. Doch aufgrund von Corona-Verdachtsfällen einigten sich die beiden Clubs wenige Stunden vor Anpfiff darauf, die Partie abzusagen. So fuhr die MT unverrichteter Dinge wieder nach Hause. Das Rückspiel in Kassel war dann im März vorgesehen. Da musste Flensburg wegen positiver Coronafälle im eigenen Team absagen. Nun also am Sonntag der dritte Versuch, der endlich klappt.

Die MT kann voraussichtlich bis auf den noch rekonvaleszenten Yves Kunkel in Bestbesetzung antreten. Felix Danner, der gegen Kiel kurzfristig wegen einer Migräneattacke ausgefallen war, kehrt ins Aufgebot zurück. Für Kunkel wird Youngster Ben Beekmann aufrücken und Linksaußen Michael Allendorf unterstützen.

War schon gegen den THW die Abwehr besonders gefordert, wird sie auch gegen die SG wieder an ihre Grenzen gehen müssen. Finn Lemke und Arnar Arnarsson, bzw. Marino Maric im Mittelblock werden alle Hände voll gegen Jim Gottfridsson und Gøran Søgard Johannessen zu tun haben. Der Schwede und der Norweger gehören zu den torgefährlichsten Regisseuren der Liga, sind mindestens der “Kategorie Duvnjak” vom THW Kiel zuzuordnen. Und wie ein solcher Spielmacher die MT-Hintermannschaft in Wallung bringen kann, hat Duvnjak am Donnerstag ja nicht nur mit seinen acht Toren gezeigt.

Mit Gottfridsson und Johannessen bereits die beiden Schlüsselspieler im Flensburger Team genannt zu haben, hieße jedoch, die Realität zu verkennen. Diese Mannschaft lässt sich nicht auf einzelne Köpfe reduzieren. Genau wie Kiel ist sie auf jeder Position sehr gut und natürlich gleich doppelt besetzt. Angefangen bei den Keepern Buric/Bergerud, über die Linksaußen Wanne/Jøndal, Rückraum links Mensah/Møller (derzeit verletzt), die bereits genannten Regisseure, Rückraum rechts Rød/Pettersson, die Rechtsaußen Svan/Steinhauser bis hin zu den Kreisläufern Golla/Hald.

Die auffälligste Entwicklung im Flensburger Team hat zweifelsohne Johannes Golla gemacht. Der gebürtige Südhesse, der bei der MT über die A-Jugend den Sprung in die Bundesliga schaffte und bis 2018 das Trikot der Bartenwetzer trug, wurde in Flensburg zum Champions League und A-Nationalspieler. Ihn zeichnet nicht nur seine Gefährlichkeit am gegnerischen Wurfkreis aus, sondern auch seine stark ausgeprägte Fähigkeit als Abwehrspieler.

Der 23-jährige sagte gegenüber der HNA, dass er sich auf die Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte freue, aber er wisse auch, dass die MT gerade gegen namhafte Gegner zu großer Form auflaufe. Sein Trainer Maik Machulla sagt im vereinseigenen Vorbericht: “Die MT hat sehr viel individuelle Qualität im Kader und ist in der Lage jeden Gegner zu schlagen. Wir müssen definitiv anders verteidigen als gegen Ludwigshafen, sonst wird es gegen Akteure wie Julius Kühn oder Kai Häfner kräftig scheppern”.

Inwieweit Machulla damit Recht behält, wird sich im Spiel zeigen. Kai Häfner jedenfalls hat gegen Kiel sein tolle Form bewiesen und außer sieben Toren noch zahlreiche “tödliche Pässe” an seine Nebenleute geliefert. Julius Kühn konnte seine Torgefahr in den letzten Spielen nicht in gewohntem Maße zur Geltung bringen. Die gegnerischen Abwehrreihen stellen sich zusehends besser auf den mit 137 Treffern weiterhin erfolgreichste Feldtorschützen der Liga ein.

Ohnehin wird es gegen Flensburg nicht ausreichen, wenn nur einzelne Mannschaftsteile funktionieren. Wie es im Tor und auch in der davor postierten Deckung bei entsprechendem Zusammenspiel und der notwendigen Aggressivität wirksam zugehen kann, hat ebenfalls das Spiel gegen den THW gezeigt. Schade nur, dass diverse, im ersten Moment bereits geblockte Würfe der THW-Angreifer dann abgelenkt doch noch den Weg ins Melsunger Tor fanden.

Im Spiel nach vorne wünscht sich Gudmundur Gudmundsson gegen Flensburg mehr Disziplin und weniger Fehler. Soll heißen, keine überhasteten oder unvorbereiteten Würfe, keine Risikopässe, sondern geduldig bis zur Chance spielen. Der MT-Chefcoach wie auch Kapitän Finn Lemke haben schon gleich nach dem Abpfiff gegen Kiel den Blick nach vorne gerichtet. “Ich war mit vielem, was ich heute gesehen habe, sehr zufrieden. Darauf können wir gegen Flensburg aufbauen”, sagte “Gudmi”. Lemke sagte: Gegenüber den letzten Spielen haben wir Fortschritte in der Abwehr gemacht. Ich hoffe, dass wir das nächste Spiel noch besser gestalten können.”


Schiedsrichter in Kassel:

Fabian Baumgart (Neuried) / Sascha Wild (Offenburg); Spielaufsicht: Frank Wenz


Bisherige Erstligavergleiche MT Melsungen - SG Flensburg-Handewitt

33 Spiele, davon 1 DHB-Pokalspiel

1 Sieg MT, 28 Siege SG, 4 Remis

Letzter Vergleich:

04.03.20, SG Flensburg-Handewitt – MT Melsungen 33:23


Live-Berichterstattungen:

- 12:30 Uhr: “Kurz vor Anpfiff live”, das Warm Up-Magazin der MT auf Facebook und YouTube mit Interviewgästen: Kai Häfner, Yves Kunkel, Gudmundur Gudmundsson, Johannes Golla und Eric Sindermann (Ex-Handballer, Modedesigner)

- 13:00 Uhr: Sky startet mit der Konferenzschaltung und Vorberichten, das Spiel aus der Rothenbach-Halle Kassel kommentiert Karsten Petrzika, Experte ist Stefan Kretzschmar.

- Hitradio FFH ist mit Zwischeneinblendungen dabei.

- 15 Minuten nach Spielende: Die Pressekonferenz live auf YouTube.


Infos zum Gegner:

www.sg-flensburg-handewitt.de