Melsungen - Testspiel-Woche für die MT Melsungen: Los geht’s am Sonntag. Dann tritt der nordhessische Handball-Bundesligist ab 15 Uhr beim Traditionsklub TV Großwallstadt an. Dabei kommt es zu einem Wiedersehen. An der Seitenlinie des Zweitligisten steht Melsungens Ex-Trainer Michael Roth.

Von 2010 bis April 2018 prägte Roth die MT Melsungen. Mit der Rückkehr zum TV Großwallstadt schließt sich für den 61-Jährigen ein Kreis. Als Spieler erlebte er mit den Unterfranken seine erfolgreichste Zeit als Profi, wurde unter anderem Deutscher Meister und Pokalsieger. Auch als Trainer stand er schon einmal beim TVG unter Vertrag.

Im Interview spricht Schorle, wie er in Handballkreisen genannt wird, unter anderem über sein Engagement in Großwallstadt und natürlich über das Treffen mit seinem Melsunger Ex-Klub. Roth war einverstanden, geduzt zu werden.


Michael, zuletzt in Bregenz, nun zurück im deutschen Handball – fiel der Einstieg schwer?

Ich bin gleich wieder sehr gut drin. Außerdem fange ich ja nicht bei null an. Der Vorteil ist, gerade im Gegensatz zu Bregenz, dass ich hier in Großwallstadt alles kenne – die Leute, die Umgebung. Das macht den Einstieg um einiges leichter.


Apropos, die Rückkehr nach Großwallstadt ist schon etwas Besonderes, oder?

Absolut. Ich war als Trainer und Spieler elf Jahre hier, von daher ist das Ganze für mich auch sehr emotional. Und dass ein Trainer in solch einem hohen Alter geholt wird, kommt auch nicht alle Tage vor [lacht]. Ich habe mal nachgeschaut, und ich bin in der 2. Liga tatsächlich der Alterspräsident unter den Trainern. Die Aufgabe reizt mich, weil ich mithelfen möchte, den TVG weiterzuentwickeln. Und na klar, es ist eine Herzensangelegenheit.


Wie war denn der Empfang in deiner alten Handball-Heimat?

Durchweg positiv, respektvoll und sehr herzlich. Ich fühle mich hier in dieser Gegend extrem wohl. Der Verein besteht aus einem tollen Team, das ehrlich und hart arbeitet. Der Menschenschlag in der Region gefällt mir, außerdem bin ich in der Nähe von Heidelberg und meiner Familie. Und nicht zuletzt habe ich während meiner Zeit in Lübeck die 2. Liga gut kennengelernt – da steckt viel Herzblut drin.


Erstmals seit April 2018 begegnest du nun der MT. Welche Gefühle kommen da hoch?

Ich freue mich auf die Begegnung. Aber sie ist für mich nicht sooo emotional. Zumal sich das Team fast komplett verändert hat. In den vergangenen fünf Jahren habe ich den Weg der MT stets verfolgt – manchmal mit etwas Wehmut.


Mit welchen Erwartungen gehst du rein sportlich in die Partie am Sonntag?

Wie in jedes Testspiel. Wir wollen ein bisschen ausprobieren. Meine Jungs stecken voll im Trainingsprogramm und werden nicht taufrisch auflaufen – das wird vermutlich auch auf das MT-Team zutreffen. Gegen den Bundesligisten mit den namhaften Spielern wollen wir uns gut verkaufen. Aber sicherlich bekommen wir unsere Grenzen aufgezeigt.


Und wie sieht es mit den Zielen für die neue Saison aus?

Nach meinen ersten Eindrücken kann ich sagen, dass die Mannschaft besser ist als der 14. Platz, auf dem sie die vorherige Saison abgeschlossen hat. Der Großteil des Teams ist zusammengeblieben, zudem haben wir uns punktuell gut verstärkt. Ein einstelliger Tabellenplatz sollte es am Ende schon sein.


Seit deinem Abschied aus Nordhessen bist du viel herumgekommen. Sydney, Berlin, Bahrain, Lübeck, Bregenz – welche Station hat dich besonders beeindruckt?

Du nimmst überall etwas mit. Die Erlebnisse möchte ich nicht missen. Sydney war ein kurzes Projekt, ein Riesenspaß. Erfahrungen zu sammeln in einem arabischen Land wie Bahrain, war ebenfalls spannend. Das Ziel hieß Olympische Spiele, doch dann kam Corona, und ich habe meine Zelte dort abgebrochen. Der Einsatz bei den Füchsen war ein absolutes Highlight, es war mehr geplant, doch auch da hat Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Und Lübeck war sehr erfolgreich. Da bin ich als Feuerwehrmann hingegangen, und wir haben den Klassenerhalt geschafft. Eine tolle Zeit. Außerdem war da die Nähe zu Hamburg, wo meine damalige Lebensgefährtin und heutige Frau gewohnt hat.


Stimmt, privat hat sich bei dir ja auch einiges getan.

Allerdings. Eigentlich wollte ich nicht mehr heiraten. Und nach dem Aus bei der MT musste ich erst mal ganz andere Dinge verarbeiten. Aber wie heißt es so schön: Wo sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere. Mit Katrin habe ich meine zwar späte, aber dafür große Liebe kennengelernt. Wir sind viel gereist, Peru, Südafrika – das wollte ich immer machen, war zu Bundesliga-Zeiten aber kaum möglich. Nun wohnen wir in Aschaffenburg nur knapp 20 Minuten von Großwallstadt entfernt.


Denkt der Alterspräsident der 2. Liga auch schon mal an eine Zeit ohne Handball?

Mit Handball wird nie Schluss sein. Dafür liebe ich die Sportart zu sehr. In Großwallstadt läuft mein Vertrag über zwei Jahre mit der Option auf ein weiteres Jahr. Spätestens danach möchte ich nicht mehr als Trainer arbeiten. Aber es gibt andere Funktionen und Positionen im Handball, die ich mir durchaus vorstellen könnte.


Das Testspiel ist öffentlich und findet in der HS Arena statt, Neubergsweg 6-8 in Großwallstadt.


Die weiteren Tests für die MT:

Mittwoch, 2. August, 17 Uhr, beim VfL Gummersbach

Samstag, 5. August, 18 Uhr, bei GWD Minden