Baunatal - Das Aussetzen des Spielbetriebes hat nicht nur Auswirkungen auf den sportlichen Bereich eines Vereins, er kann auch existenzbedrohend werden, denn sollte die Saison beispielsweise komplett abgesagt werden, drohen immense finanzielle Verluste. Die Einnahmen brechen fast ganz weg, aber die Kosten bleiben da. Spielergehälter sind da nur eins, auch die sportlichen Anlagen inklusive Vereinsheime müssen weiter unterhalten werden. Wir wollen in den nächsten Wochen bei den Klubs nachfragen, welche Folgen Corona für sie haben kann.

Den Anfang macht heute der Sportliche Leiter des KSV Baunatal Ralf-Jürgen Rößler.


Hallo Herr Rößler, das Corona-Virus bestimmt ja zurzeit unseren Tagesablauf. Wie gehen Sie und der Verein mit der Situation um?

Rößler: Persönlich versuche ich natürlich, sämtliche vorbeugenden Verhaltensweisen einzuhalten, um sich nicht selbst zu infizieren.

Unsere Spieler haben wir mit einem individuellen Lauftrainingsprogramm ausgestattet, damit sie sich so gut wie möglich fit halten und im Rhythmus bleiben. Mannschaftstrainingseinheiten finden keine mehr statt, diese haben wir bereits in der vergangenen Woche bis auf weiteres beendet.

Ansonsten können auch wir natürlich nur abwarten, wie sich die allgemeine Lage entwickelt.

Ralf-Jürgen Rößler (Foto: Andreas Fischer).
In der Bundesliga geht die Angst vor möglichen Insolvenzen um. Wie sieht die Lage bei den Hessenligavereinen aus?

Rößler: Als reiner Amateurverein können wir diese Problematik zurzeit noch relativ entspannt betrachten. Feste Arbeitsplätze werden bei uns nicht gefährdet sein.

Natürlich haben auch wir durch die Wettkampfpause finanzielle Einbußen zu verkraften, sei es durch ausbleibende Zuschauereinnahmen oder auch durch eventuell auf uns zukommende Regressforderungen von Sponsoren. Diese halten sich jedoch in Grenzen. Finanziell dürfte uns kein existentielles Problem entstehen, der Saisonetat ist gesichert, wir schreiben auf Grund unserer vernünftigen und verantwortungsvollen Wirtschaftsplanung Gott sei Dank schwarze Zahlen.


Können Sie Hilfe vom Staat oder HFV/DFB erwarten?

Rößler: Natürlich würden wir uns über eine finanzielle Unterstützung seitens der Verbände sehr freuen, auch wir könnten diese Hilfen bestens gebrauchen. Hier jedoch jetzt mit solchen Hilfen zu rechnen, dürfte der verkehrte Weg sein.

Ich persönlich glaube nicht daran, dass uns Amateurvereinen diesbezüglich finanzielle Unterstützungen zugestanden werden.


Wie sehen Sie die Lage? Wird diese Saison noch mal gespielt?

Rößler: Das ist eine Frage, die aktuell wohl kein Mensch beantworten kann.

Durch die Verlegung der Europameisterschaft ins Jahr 2021 gewinnen wir nicht nur im Profifußball, sondern auch in den Amateurligen etwas Spielraum.

Da die negative Entwicklung der Corona-Virus-Pandemie jedoch aktuell klar gegen eine Fortsetzung der laufenden Saison spricht, gehe ich davon aus, dass diese Saison wohl irgendwann endgültig gänzlich abgebrochen wird.

Man sollte sich seitens des HFV sehr zeitnah Gedanken über dieses Szenario machen, um eine sinnvolle und für alle Vereine gerechte Regelung parat zu haben.