Fritzlar - Das Aussetzen des Spielbetriebes hat nicht nur Auswirkungen auf den sportlichen Bereich eines Vereins, er kann auch existenzbedrohend werden, denn sollte die Saison beispielsweise komplett abgesagt werden, drohen immense finanzielle Verluste. Die Einnahmen brechen fast ganz weg, aber die Kosten bleiben da. Spielergehälter sind da nur eins, auch die sportlichen Anlagen inklusive Vereinsheime müssen weiter unterhalten werden. Wir wollen in den nächsten Wochen bei den Klubs nachfragen, welche Folgen Corona für sie haben kann.

Heute gibt der 1. Vorsitzende des FC Domstadt Fritzlar Alexander Fuchs Auskunft.


Hallo Herr Fuchs, das Corona-Virus bestimmt ja zurzeit unseren Tagesablauf. Wie gehen Sie mit der Situation um?

Alexander Fuchs (Foto: privat).Fuchs: Ich persönlich habe nun etwas mehr Zeit, da ich beruflich auch betroffen bin und mein Ladengeschäft in Hessisch Lichtenau aufgrund der Corona-Verordnung vorübergehend schließen musste. Ich kann und darf per Homeoffice jedoch viele Projekte und Aufträge aus meiner Werbeagentur weiterbearbeiten.

Aktuell versuchen wir im Verein, das Beste aus der Situation zu machen. Wir kommunizieren sogar per Telefon- und Videokonferenzen und kümmern uns um organisatorische Dinge rund um unsere Mannschaften, um dann auch wieder bestmöglich aus den Startlöchern zu kommen.


Welche Folgen könnte eine Einstellung des Spielbetriebes für diese Saison für Ihren Klub haben, sowohl sportlich als auch finanziell? Könnte die Lage für Ihren Klub bedrohlich werden?

Fuchs: Leider sieht es derzeit nicht danach aus, als würde es nach Ostern weiter gehen. Natürlich wünschen wir uns, dass wir diese geniale Saison noch zu Ende spielen könnten. Eine konkrete Einschätzung in dieser sehr dynamischen Zeit abzugeben, ist fast nicht möglich. Auch wenn ein Abbruch für uns natürlich bitter wäre: Gesundheit steht über dem sportlichen Erfolg.

Finanziell bedrohlich wird die derzeitige Situation für den FC Domstadt Fritzlar wohl erstmal nicht. Unsere Spieler erhalten ja eh keine Bezüge und die laufenden Kosten halten sich im Rahmen. Jedoch erwarte ich für den Sommer erhebliche weniger Sponsorengelder. Wir haben nach unserer Gründung vor einem Jahr zahlreiche Sponsoren gewinnen können.

Da gerade viele kleine Unternehmen nun von den Maßnahmen zur Bekämpfung des Corona-Virus betroffen sind, rechnen wir bereits jetzt damit, dass unser Sponsorenpool - der aus zahlreichen örtlichen Unternehmen besteht - uns erstmal nicht mehr so stark finanziell unterstützen kann. Wir müssten einige geplante Maßnahmen und Investitionen wohl erst einmal auf einen späteren Zeitraum aufschieben. Ich denke jedoch, andere Vereine wird es erheblich härter treffen.


Können Sie Hilfe vom Staat oder HFV/DFB erwarten?

Fuchs: Wir prüfen dies gerade sehr genau. Laut Landesregierung können auch gemeinnützige Sportvereine vom Soforthilfeprogramm profitieren, wenn sie einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb unterhalten, also unternehmerisch tätig sind.


Wird diese Saison noch mal gespielt werden?

Fuchs: Derzeit kann ich mir keine Fortsetzung des Spielbetriebs vorstellen. Solange wir keinen Impfstoff haben, sollten weitere Übertragungen des Virus vermieden werden. Nicht nur die Spieler setzen sich durch Körperkontakt einem Risiko aus, sondern auch die Schiedsrichter, Betreuer, Ehrenamtliche, Fans, Eltern und Großeltern … die Liste kann unendlich fortgeführt werden. Das Vereinsleben besteht nicht nur aus einem Spiel am Wochenende und ein paar Trainingseinheiten dazwischen. Viel wichtiger sind doch die sozialen Komponenten wie Geselligkeit, Solidarität, Freundschaften und die Geselligkeiten nach dem Spiel.

Die Verlegung der EM auf den kommenden Sommer bringt allerdings etwas Luft nach hinten raus. Nach meiner Ansicht ist es am logischsten, die Spielzeit der Saison zu verlängern und im Falle einer solchen Saisonverlängerung sollte auch das die Transferfenster vom HFV verschoben werden. Soll heißen: Dass das Wechselfenster eben nicht vom 01. Juli bis zum 31. August, sondern beispielsweise vom 01. August bis zum 30. September andauert.

Egal, was der DFB und HFV machen werden, es wird nicht jedem gefallen. Die Abbruch-Variante würde ich nur befürworten, wenn bisher souveräne Tabellenführer wie der TSV Besse aufsteigen dürften, die dann feststehenden Absteiger allerdings in der Liga blieben. An der Stelle bin ich froh, die Entscheidung nicht treffen zu müssen. Meiner Meinung nach gibt es keine faire Lösung, mit der alle zufrieden sein werden. Ein kompletter Abbruch wäre auch für uns natürlich sehr bitter.