Mönchengladbach - Am kommenden Wochenende (29. Juni bis 1. Juli) werden in Mönchengladbach-Rheydt die Deutschen Meisterschaften für die Leichtathletik-Senioren ausgetragen. Für diese Titelkämpfe im Grenzlandstadion haben 1.301 Athletinnen und Athleten aus 750 verschiedenen Vereinen 2.406 Meldungen abgegeben.

Die Medaillenhoffnung für die MT 1861 Melsungen ruht auf Jutta Pfannkuche im Hochsprung der W60. Nach einer Pause von 16 Jahren stieg sie im Winter wieder in das Wettkampfgeschehen ein und überquerte bei den deutschen Hallenmeisterschaften in Erfurt sensationelle 1,38 Meter. Damit holte sie sich - höhengleich mit der Siegerin – nicht nur die Silbermedaille, sondern blieb auch einen Zentimeter über den bisherigen deutschen Hallenrekord. Als Erste der fünf Melsunger Teilnehmer nimmt sie am Freitag um 15.00 Uhr den Wettkampf auf. Da es keine ausgesprochene Favoritin gibt, verspricht dieser Hochsprungwettbewerb spannend wie ein Krimi zu werden. Jutta Pfannkuche und Irmingard Hennes (Bad Endorf) führen gemeinsam die Meldeliste mit 1,36 Meter an. Aber nur einen Zentimeter zurück folgt mit Ute Böggemann die DLV-Hallenmeisterin auf Rang drei.

Auch Elisabeth Wisniewski (Rodgau) darf man nicht außer Acht lassen. Die Seniorin aus Südhessen verbesserte im Vorjahr bei den Landesmeisterschaften den Landesrekord auf 1,35 Meter, den allerdings Jutta Pfannkuche in diesem Jahr bei den Regionalmeisterschaften um einen Zentimeter steigern konnte. Auch Baseda Wiebke sollte man bei der Vergabe der Medaillen auf der Rechnung haben, denn die Seniorin aus Harburg, Dritte der deutschen Hallenmeisterschaften von Erfurt, gilt als wettkampfstark. Hochsprung ist bekanntlich die Kunst, im Kampf gegen die Schwerkraft den Mut nicht zu verlieren und sich zudem erfolgreich gegen die hartnäckige Konkurrenz durchzusetzen. Vielleicht klappt es für die inzwischen 60-Jährige aus Schwarzenberg, die bereits 1995 in der W35 schon einmal den deutschen Meistertitel holte und mit einer Goldmedaille nach Melsungen zurückkehrte.

Im 800m-Lauf der W35 heißt die Favoritin Silke Flören aus Goch (Kreis Kleve). Die 400m-Spezialistin, die die Stadionrunde unter einer Minute laufen kann, hat sich mit ihrer Zeit von 2:25,61 Minuten, die sie Ende April in Viersen erzielte, auch für den W35-Titel über 800 Meter empfohlen. Ebenso rechnet sich Anne Hegewald (Wiesbaden), die von der 1500m-Strecke kommt, Chancen auf den 800m-Titel aus. Beide Läuferinnen sind in der Lage, die beiden Stadionrunden unter 2:26 Minuten zu laufen. Aber es wäre bei der Vorbetrachtung falsch, Svenja Prang (Schalke) und Natalie Schilling (Freiburg) zu unterschätzen, da sie in diesem Jahr ebenfalls mit Zeiten unter 2:27,20 Minuten auf sich aufmerksam machten. Luise Zieba (MT Melsungen) hatte ebenfalls die Chance, mit Erfolg um die Bronzemedaille zu kämpfen. Die Gartenbautechnikerin hatte in dieser Saison mit Zeiten unter 2:30 Minuten ihre gewachsene läuferische Reife auf der Mittelstrecke ein paar Mal erkennen lassen, die ihr im Hinblick auf Mönchengladbach eine gute Möglichkeit eröffnet hatten. Die 37-Jährige aus Spangenberg war bis zu ihrer Verletzung in der Lage, die 800 Meter unter 2:27 Minuten zu laufen, doch wegen einer schmerzhaften Verspannung im Oberschenkel konnte sie die drei letzten Trainingseinheiten nicht mehr absolvieren. Sie hielt sich deshalb mehr beim Physiotherapeuten als im Melsunger Waldstadion auf. „Ich hoffe, dass ich noch eine Zeit unter 2:30 Minuten laufen kann“, sagte Luise Zieba, die einen Tag später noch über 1500 Meter an den Start gehen möchte. Diese Strecke beendete Anne Hegewald bei den Landesmeisterschaften in Fulda in 4:54,26 Minuten, ohne bis an die Grenzen ihrer Möglichkeit zu gehen. Damit liegt sie in der Meldeliste fast sechs Sekunden vor Tanja Wittmann (Mainz, 5:00,34) und Natalie Schilling, die als Dritte mit 5:04,96 geführt wird. Mit 5:20,20 Minuten nimmt Luise Zieba Rang sieben ein, knapp vor Franziska Brünner aus Jena.

Im Kugelstoßen der M50 hat Andreas Deutschle (TG Nürtingen) vor drei Wochen in Stuttgart mit 15,42 Meter mächtig aufgetrumpft und damit eine Warnung an die Adresse seiner ärgsten Verfolger gerichtet. Deutschle, der sich bereits den Hallentitel in Erfurt souverän mit 15,07 m geholt hatte, gilt auch in Mönchengladbach wieder als der haushohe Favorit. Auf den nächsten Plätzen kämen nach den bisherigen Leistungen Christopher Gerhard (Süchteln, 14,78 m), Leif Timmermann (Mannheim, 14,55 m), der deutsche Vize-Hallenmeister Timo Laßmann (Meersburg, 14,25 m), Ulrich Garde (Ganderkesee, 14,06 m) und Adrian Ernst (TSG Wehrheim), der als Drehstoßtechniker ebenfalls in der Lage ist, die 6kg-Kugel über die 14m-Marke zu wuchten, in Frage. Sollte der Melsunger Uwe Krah besser als sonst in den Wettkampf finden und seine Nerven unter Kontrolle haben, scheint er nach den bisherigen Saisonleistungen im besten Falle mit einer 13m-Weite Platz acht belegen zu können. Alles andere wäre eine Überraschung.

Im Diskuswerfen dieser Altersklasse nimmt Helmut Maryniak, der Titelträger aus Bayern, eine Sonderstellung ein. Der Senior aus Passau kam bei den Landesmeisterschaften auf 53,44 Meter und liegt mit seiner am 1. Mai in Vilsbiburg erzielten Leistung von 56,83 Meter souverän auf Rang eins der Meldeliste vor Christopher Gerhard aus Süchteln (50,72 m). Damit scheinen Gold und Silber bereits verteilt zu sein. Mit Leif Timmermann (Mannheim, 45,95 m) und Jens Kaden (Köthen, 45,65 m) folgen zwei 45m-Werfer. Wegen des hohen Standards in dieser Konkurrenz, kann man nicht mehr davon sprechen, dass diese Beiden die unantastbaren Favoriten für die Bronzemedaille seien. Auch Lokalmatador Michael Wolf und Thomas Schroers aus Repelen haben sich mit guten 40m-Weiten für einen vorderen Platz empfohlen. Der Melsunger Norbert Weinreich hofft aufgrund seiner Konzentrationsfähigkeit und seiner Routine auf einen Endkampfplatz. Nachdem er bei der Senioren-EM in Madrid mit dem vierten Platz angenehm überraschte und sich bei den diesjährigen deutschen Winterwurfmeisterschaften in Erfurt mit 43,69 Meter hinter Helmut Maryniak die Vizemeisterschaft sichern konnte, sollte dem 50-Jährigen dieses Kunststück auch in Mönchengladbach gelingen.

Bernd Gabel (MT Melsungen) trägt im Stabhochsprung auch die Hoffnungen des Hessischen Leichtathletik-Verbandes, denn der 59-jährige Justizangestellte ist der einzige hessische Starter in dieser Disziplin. Anfang Mai hatte sich der Melsunger Mehrkämpfer in Hofgeismar auf 2,72 Meter verbessert und sprang damit zwei Zentimeter höher als bei seinem 6. Platz bei den deutschen Hallenmeisterschaften in Erfurt, wo er Gerhard Schatz (LG Sigmaringen) höhengleich hinter sich lassen konnte. Erneut ist Alfred Achtelik der große Favorit in dieser Disziplin. Der Stabhochspringer aus Nordkirchen hat mit seiner gemeldeten Leistung von 4,25 m mehr als einen halben Meter Vorsprung vor Gerald Znoyek (Schmiden) und Michael Loth aus Hamburg (3,60 m).


Text und Fotos: Alwin J. Wagner