Neukirchen - Im "Ligen-Check" 2020/21 stellen wir heute die SG Neukirchen/Röllshausen vor. Die Mannschaft spielt in der Fußball-Kreisoberliga und belegt nach der Hinrunde den dreizehnten Rang. Als Übungsleiter ist Sergej Schlese tätig.

Kein anderes Team des Schwalm-Eder-Kreises wurde so von der Corona-Pandemie getroffen wie die SG Neukirchen/Röllshausen. Kaum eine Woche verging seit Anfang September, in der nicht wieder eine Meldung über einen neuen Corona-Verdachtsfall der Schwälmer bekannt wurde.

Und so standen zu Beginn der vorzeitigen Winterpause nur sechs Partien der Truppe um Kapitän Arnold Weich zu Buche. Zum Vergleich: Der TSV Obermelsungen hat bereits elf Begegnungen absolviert.

In den fünf ausgetragenen Spielen gab es dann zwei Siege, zwei Niederlagen sowie ein Unentschieden. Das Spiel gegen Melsungen II gewann man kampflos. Dennoch zu wenig, um ein seriöses Urteil über die Leistungsstärke der SG abzugeben.

Wie Trainer Schlese die Vorrunde bewertet, verriet er uns in folgendem Interview:


Hallo Herr Schlese, 2020 war ja ein mehr als außergewöhnliches Jahr. Was bleibt für Sie als Mensch hängen?

Schlese: Das ist nicht nur für mich, sondern für die ganze Welt ein außergewöhnliches Jahr gewesen. Es hat keiner damit gerechnet, dass so etwas überhaupt passieren kann. Jetzt sind wir halt in so einer Situation, müssen damit leben beziehungsweise auch damit umgehen können. Ich sehe die ganze Welt wie eine Mannschaft: Wir müssen uns gegenseitig helfen, Respekt und Disziplin zeigen, um unser altes Leben wieder zurück zu bekommen.Sergej Schlese (Foto: Thomas Müller).


Sportlich hat es Euch ja auch schwer gebeutelt. Nur sechs Partien konnten ausgetragen werden, immer wieder wurde der Spielrhythmus unterbrochen. Kann man hier überhaupt noch von einem regulären Spielbetrieb reden?

Schlese: Von einem regulären Spielbetrieb kann natürlich nicht die Rede sein, das sieht man ja schon anhand der Tabelle, da wir nur sechs Spiele austragen konnten. Zwischendurch mussten wir auch immer wieder den Trainingsbetrieb unterbrechen, weil sich die Mannschaft in Quarantäne befand. Und wenn man dann mal eine "normale" Trainingswoche hatte, fiel das Spiel kurzfristig aus. So kommst du natürlich nie in einen Rhythmus rein. Anderen Teams ging es aber ähnlich, wobei es uns sicher am Härtesten getroffen hat.


Wie sollte es Ihrer Meinung nach mit der restlichen Saison weitergehen? Sind 26 Spiele für Euch zu bewältigen?

Schlese: Es ist sehr schwer zu entscheiden und es hängt von vielen Faktoren ab wie Infektionsgeschehen usw.

Wenn ich meine Mannschaft nehme: Wir könnten wegen des Kunstrasenplatzes früher anfangen und die Saison auch verlängern. Ansonsten würde es schon schwer werden, die Serie zu Ende zu kriegen.

Ich weiß aber nicht, ob es überhaupt gerecht wäre, diese Saison in die Wertung zu nehmen. Die Situation ist einfach nicht für alle gleich. Man sollte spielen, solange es geht und dann die Runde abbrechen ohne Auf- und Absteiger.

Wenn wir im März wieder anfangen würden, sind 26 Spiele nicht machbar. Du hast ja dann auch verletzte Spieler und Training ist dann gar nicht mehr möglich. Man muss auch dran denken, dass das immer noch ein Hobby ist, und viele haben Arbeit oder Studium.

Man sollte sich zusammensetzen und nach Möglichkeiten suchen, dass die Rahmenbedingungen für alle halbwegs gleich sind. Nur dann könnte man von einem vernünftigen und fairen Spielbetrieb reden.


Was wäre sportlich drin gewesen, bei einer „normalen“ Saison? Welche positiven Ansätze waren bei Ihrem Team zu erkennen?

Schlese: Wir wollten schon oben mitspielen, und ich denke, das wäre auch machbar gewesen. Spielerisch sind wir richtig gut besetzt und der Tabellenplatz sagt nichts über unsere eigentliche Stärke aus. Aber wir haben auch nicht immer alles abgerufen, das gilt nicht nur für die Spieler, sondern auch ich als Trainer gehöre zum Team. Wir gewinnen zusammen und wir verlieren zusammen.

Generell schaffen wir es noch nicht, unser Leistungsvermögen über die gesamten 90 Minuten zu zeigen. Meist brechen wir nach 70 Minuten ein. Hier müssen wir noch an uns arbeiten.


Wie überbrückt Ihr die Zeit bis zum Restrückrundenbeginn, und was denken Sie, wann und wie wird es nächstes Jahr weitergehen?

Schlese: Zu aller erst muss man natürlich an die Eigenverantwortung der Spieler appellieren. Aber hier habe ich großes Vertrauen. Die Jungs arbeiten selbstständig an ihrer Verfassung. Dazu ist noch unser Fitnesstrainer Sören Specht da, der mit den Spielern einiges macht.

Ich denke, es wird nicht vor März wieder losgehen. Vielleicht haben wir Glück und können schön früher mit dem Training anfangen, zumindest in kleinen Gruppen.

Hauptsache ist jedoch, dass wir alle gesund bleiben und irgendwann zu unserem gewohnten Leben zurückkehren können.