Haiger - Das Aussetzen des Spielbetriebes hat nicht nur Auswirkungen auf den sportlichen Bereich eines Vereins, er kann auch existenzbedrohend werden, denn sollte die Saison beispielsweise komplett abgesagt werden, drohen immense finanzielle Verluste. Die Einnahmen brechen fast ganz weg, aber die Kosten bleiben da. Spielergehälter sind da nur eins, auch die sportlichen Anlagen inklusive Vereinsheime müssen weiter unterhalten werden. Wir wollen in den nächsten Wochen bei den Klubs nachfragen, welche Folgen Corona für sie haben kann.

Heute gibt der Geschäftsführer Sport & Finanzen des TSV Steinbach Haiger Matthias Georg Auskunft.


Hallo Herr Georg, das Corona-Virus bestimmt ja zurzeit unseren Tagesablauf. Wie gehen Sie mit der Situation um?

Georg: Wir haben den Trainings- und Spielbetrieb aufgrund behördlicher Vorgaben vollständig einstellen müssen. Ich persönlich nehme natürlich die allgemeinen Hygienevorschriften und Kontaktverbote ernst. Ich erledige das allermeiste aus dem Homeoffice und bin nur noch sehr selten im Büro, wo eine Art Notbetrieb aufrechterhalten wird. Die Situation ist für alle im bezahlten Sport extrem angespannt und ungewiss.


Georg: In der Bundesliga geht die Angst vor möglichen Insolvenzen um. Wie sieht die Lage bei den Regionalligavereinen aus?

Georg: Ich persönlich glaube nicht daran, dass in der Bundesliga die Angst vor Insolvenzen umgeht. Dort ist die liquide Situation ganz sicher eine andere als in den unteren Ligen. Alle Regionalligisten sind aufgrund der weg brechenden Einnahmen bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung des Kostenapparats massiv existenzbedroht. Es werden leider nicht alle Vereine überleben. Wir haben bereits in der vergangenen Woche als einer der ersten Klubs überhaupt einen Antrag auf vollständige Kurzarbeit gestellt und hoffen, dass dieser zeitnah bewilligt wird. Dies würde zunächst unser Überleben sichern. Sollten sich Probleme bei der Bewilligung ergeben, wovon ich nicht ausgehe, droht auch uns als eigentlich kerngesunder Verein der Gang zum Amtsgericht.


Können Sie Hilfe vom Staat oder HFV/DFB erwarten?

Georg: Der DFB hat klargemacht, dass er aktuell keine Möglichkeit einer Unterstützung sieht, abgesehen von für Regionalligisten sinnlosen Darlehen. Insofern ist da wenig zu erwarten.


Wie sehen Sie die Lage? Wird diese Saison noch mal gespielt?

Georg: Es ist vollkommen unrealistisch, dass in dieser Saison noch mal gespielt wird. Im Gegensatz zur Bundesliga, wo ich den Wunsch nach Geisterspielen aufgrund der TV-Gelder nachvollziehen kann, sind solche Durchführungen ohne Publikum für Regionalligisten der finanzielle Todesstoß. Ich kann den Verband nicht nachvollziehen, dass er in einer Art Salami-Taktik wöchentlich die Saison weitere 14 Tage nach hinten schiebt. Konsequent und vernünftig wäre es doch, die Saison abzubrechen und nach finanziellen Lösungen für die Vereine zu suchen. Mit diesem Herumgeeiere werden wir die Probleme der Vereine nicht lösen können.