Südwest - Am vergangenen Samstag war es soweit – nach insgesamt 42 Spieltagen endete die Spielzeit 2020/21. Die vergangene Saison stellte sowohl die Vereine als auch die Ligaführung vor eine der herausforderndsten Aufgaben jeher. Nachdem die Regionalliga Südwest von November bis kurz vor Weihnachten 2020 den Spielbetrieb einstellen musste, hätten nur wenige daran geglaubt, dass diese Spielzeit mit rekordverdächtigen 462 Spielen vollständig ausgespielt würde.

Ronny Zimmermann, der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung der Regionalliga Südwest, Präsident des Badischen Fußballverbandes und DFB-Vizepräsident blickt auf die vergangene Saison zurück und gewährt einen Einblick in den Zukunftsplan der Liga:


Herr Zimmermann, wie lautet Ihr Fazit zur vergangenen Saison?

Wir sind glücklich darüber, dass die lange Saison sportlich vollständig abgeschlossen werden konnte. Die Fortsetzung der Saison und die Einführung von Corona-Testungen zu einem Zeitpunkt, an dem in Deutschland noch keine Test-Infrastruktur bestand, erwies sich im Nachhinein als völlig richtig. Damit wurde neben der sportlichen Entscheidung damals schon aufgezeigt, dass regelmäßige Testungen eine Öffnungsperspektive für sämtliche gesellschaftliche Bereiche während der Pandemie darstellen können und folglich eine vorzeitige Rückkehr in ein halbwegs normales Leben möglich ist. Wenn auch die Regionalliga Südwest nicht gänzlich von Corona-Infektionen verschont blieb, haben wir es gemeinsam geschafft, diese Herausforderung zu bewältigen. Die aufgetretenen coronabedingten Probleme blieben insgesamt in einem überschaubaren Rahmen. Seitens der Politik hätte ich mir gewünscht, dass eine weitergehende Unterstützung erfolgt wäre, denn die unterschiedlichen Handhabungen in den beteiligten fünf Bundesländern werfen innerhalb eines Wettbewerbes schon Fragen auf.


Gab es Probleme hinsichtlich der Testungen?

Bereits nach wenigen Wochen entstand eine gewisse Routine. Deshalb gab es nur in den seltensten Fällen Problemstellungen mit Spielern, Betreuern und Schiedsrichtern.

Ein besonderes Kompliment gilt hier gerade den Schiedsrichtern der Liga, die einen enormen zusätzlichen Zeitaufwand in Kauf nahmen und sich ebenfalls vor jedem Spiel Testungen unterzogen. Ebenso möchten wir uns ausdrücklich bei den Lizenzvereinen TSG Hoffenheim, SC Freiburg, FSV Mainz 05 sowie dem VfB Stuttgart bedanken, die mit Hilfe von Solidaritätszahlungen den zusätzlich entstandenen Kostenaufwand für die Testungen der nichtlizensierten Clubs abfederten und damit einen wichtigen Beitrag zur Fortsetzung des Spielbetriebs leisteten.


Sämtliche Entscheidungen der Liga wurden gerichtlich angefochten, wie stehen Sie dazu?

Wir waren von dieser Entwicklung nicht sonderlich überrascht, denn das hatte sich ja im Vorfeld abgezeichnet. Gestört hat mich vielmehr die Tonalität, die Art und Weise, wie mit unseren Mitarbeitern bisweilen umgesprungen wurde, das hat definitiv Grenzen überschritten. Gerichtliche Überprüfungen hingegen sind völlig in Ordnung und im Sport auch nicht selten. Zudem handelt es sich um ein grundgesetzlich geschütztes Recht in Deutschland. Leider, und das muss man so konstatieren, wurde zwar immer wieder über Solidarität und Verständnis gesprochen, aber als es drauf ankam, gaben eben doch die individuellen Interessen den Ausschlag. Vor diesem Hintergrund wurden sämtliche der anstehenden Entscheidungen auf Herz und Nieren geprüft und insbesondere umfangreichen rechtlichen Prüfungen unterzogen. Die jetzt vorliegenden Ergebnisse bestätigen unsere Arbeit, freuen kann man sich über solche Abläufe aber sicher nicht. Weniger schön fand ich, dass selbst die gerichtlichen Bestätigungen nicht akzeptiert und öffentlich angegangenen wurden. Irgendwann muss selbst innerhalb einer Pandemie ein Einsehen einkehren.


Wie bewerten sie die Reaktion auf die Entscheidungen?

Rückblickend kann man feststellen, dass wir mit unseren Entscheidungen richtig lagen. Wenngleich die ein oder andere besser zu einem früheren Zeitpunkt getroffen worden wäre, wie bspw. die Frage der potentiellen Aufsteiger, die man besser zeitgleich mit der Entscheidung über die Fortsetzung getroffen hätte. Aber man muss ehrlicherweise auch sagen, dass zum damaligen Zeitpunkt bei der nur mit einer hauptamtlichen besetzten Regionalliga-Geschäftsstelle „Land unter“ war. Was gerade damals von den handelnden Personen abverlangt und ihnen andererseits auch zugemutet wurde, hat zum Teil das Maß des Menschenmöglichen und vor allem des Zumutbaren überschritten. Aber auch die angesprochene Entscheidung zu den Aufsteigern wurde unter Berücksichtigung sämtlicher Aspekte, ohne Ansehen von konkreten Verbands- oder Vereinsbetroffenheiten sachlich und insbesondere unter Berücksichtigung sportlicher Aspekte und der Interessen der Regionalliga getroffen. Eine der vielen Entscheidungen aber, die nicht jeden glücklich machen oder zufrieden stellen konnten.


Wie sieht der Fahrplan für die zukünftige Regionalliga Südwest aus?

Die vergangene Saison hat uns vor Augen geführt, dass die einhergehende Belastung der Mitarbeiter der Geschäftsführung nicht hinnehmbar ist. Wir möchten die nun kommende Zeit nutzen, um Änderungen der Struktur der Regionalliga Südwest GbR durchzuführen, um diese zukunftsfähig zu machen. Unser Ziel ist es, noch bessere Rahmenbedingungen in einer der spannendsten Spielklassen Deutschlands zu schaffen und einen Teil dazu beizutragen, dass sich der deutsche Fußball und die Clubs weiterentwickeln können.