Gudensberg - Im "Ligen-Check" 2020/21 stellen wir heute die FSG Gudensberg vor. Die Mannschaft spielt in der Fußball-Verbandsliga und belegt nach der Hinrunde den zwölften Rang. Als Übungsleiter ist André Fröhlich tätig.

Nach drei Aufstiegen in den letzten vier Jahren waren viele Experten und Fans vor der Saison gespannt, ob Gudensberg auch in der Verbandsliga mithalten kann. Die Frage lässt sich schon anhand der Tabellenposition beantworten.

Der Neuling startete nach dem Triumph im Kreispokal über Wabern mit dem nötigen Selbstvertrauen in die neue Serie. Gegen den FC Eichenzell gab es zum Auftakt zu Hause ein 1:1 und schon am zweiten Spieltag folgte mit dem 3:1 bei der TSG Sandershausen der erste Saisonsieg. Das Team war in der Liga angekommen.

Zwar folgten dann zwei Niederlagen gegen die Osthessenteams SG Barockstadt II und bei der SG Johannesberg, doch in beiden Partien war deutlich mehr drin für Gudensberg. Überhaupt war der Gruppenliga-Meister in allen Begegnungen ebenbürtig. Nur die ausgebuffte Truppe des OSC Vellmar zeigte der FSG beim 3:0 ein Mal die Grenzen auf.

Schaut man sich das Torverhältnis an, dann wird schnell deutlich, wo die Stärken des Tabellenzwölften liegen. Die nur zwölf Gegentore sind ein toller Wert für einen Aufsteiger.

Wie Coach Fröhlich die Hinrunde bewertet, verriet er uns in folgendem Interview:


Sind Sie mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden?

Fröhlich: Ich denke, dass wir bei genauerer Betrachtung mit dem bisherigen Saisonverlauf sportlich zufrieden sein können. Für Gudensberg wäre es eine riesige Sache, die Klasse zu halten. Und wir sind ja für die verbleibenden Spiele in einer ordentlichen Position, die uns weiter erlaubt, um unser ambitioniertes Ziel zu kämpfen.


Mit welchen Erwartungen seid Ihr in die ersten Partien gegangen?

Fröhlich: Für uns stand zu Saisonbeginn erst mal die Frage im Raum, wie die Mannschaft mit der langen Pause zurechtkommen würde. Die beiden Pokalspiele waren ideal, um etwas Spielpraxis zu sammeln. Mit dem Kreispokalsieg im Rücken gelang uns dann auch ein guter Saisonstart mit vier Punkten aus zwei Spielen. Wir haben uns schnell an die Liga gewöhnt, waren natürlich sehr motiviert und konnten uns für unsere mutigen Auftritte auch mit zwölf Punkten belohnen.


Was war in der Hinserie positiv bei Ihrer Mannschaft und was hat Ihnen weniger gefallen?

Fröhlich: Persönlich hat mir unser toller Zusammenhalt gefallen. Wir haben eine gute Stimmung neben, aber auch auf dem Platz. Die Jungs sind sehr trainingsfleißig und lernwillig, vor allem der ein oder andere junge Spieler hat sich enorm aufgedrängt. Außerdem hat mir gefallen, dass wir unseren Spielstil aus der Gruppenliga in die Verbandsliga übernommen haben. Das war für mich ein wichtiger Ansatz, aber in der Umsetzung eben nicht selbstverständlich. Das Team hat sich stets voll reingehauen und wir waren praktisch in allen Begegnungen weitestgehend auf Augenhöhe.

Die zweimal 30 Minuten in Überzahl, unser Spiel gegen Ehrenberg und die ein oder andere Verletzung bleiben auf jeden Fall weniger positiv in Erinnerung.


Wo sehen Sie die gravierendsten Unterschiede zur Gruppenliga?

Fröhlich: Naja, es geht alles einen Tick schneller, die Qualität ist einfach höher. Fehler werden schneller bestraft und die eigenen Chancen muss man konsequenter nutzen, weil so viele bieten sich einem nicht. Aber ich meine auch, dass die Spitzenteams der Gruppenliga mit ihren individuellen Qualitäten in der Verbandsliga mithalten könnten.


Wo muss sich Ihr Team noch verbessern?

Fröhlich: Wichtig war, dass wir die Intensität in unserem Spiel erhöht haben beziehungsweise den Anforderungen der Verbandsliga, was die Arbeit gegen den Ball betrifft, gerecht geworden sind. Wir wollten weiter mutig nach vorne spielen, weiterhin hoch attackieren. Der nächste Schritt wird sein, bei eigenem Ballbesitz, vom Spielaufbau bis zum Herausspielen von Torchancen, auch in dieser Liga noch mehr Lösungen zu finden. Dabei wird wichtig bleiben, dass wir unser schnelles Umschalten und die guten Leistungen in der Defensive weiter stabilisieren und konstant abrufen.


Was zeichnet die Mannschaft aus?

Fröhlich: Dass wir über Jahre als Einheit zusammengewachsen sind. Wir haben eine junge und immer noch sehr entwicklungsfähige Mannschaft, die aber schon ziemlich lange zusammenspielt. Das ist ein großer Vorteil. Wie auch das Umfeld, das Trainer- und Betreuerteam, alles wirkt sehr eingespielt und ein Rädchen greift ins Nächste.

Wir haben uns frühzeitig mit einem möglichen Aufstieg auseinandergesetzt, haben die Mannschaft punktuell verstärkt und uns dank hervorragender Vorstandsarbeit im Umfeld der Mannschaft besser aufgestellt.


Wer so gut ist, der weckt Begehrlichkeiten. Haben sie Angst, dass Sie gute Spieler abgeben müssen?

Fröhlich: Ganz ehrlich: Wenn ein Spieler die Möglichkeiten hat, sich zu entwickeln und eventuell sportlich einen großen Schritt machen kann, dann würde ich das sogar unterstützen und ihn darin bestärken. Aber ich bin mir auch 100% sicher, dass jeder meiner Jungs clever genug ist, um zu wissen, dass es aktuell in Nordhessen nicht mehr so viele Vereine gibt, die ihm die Möglichkeiten zur persönlichen und sportlichen Weiterentwicklung bieten, die er bei uns vorfinden kann.

Als wir vor wenigen Jahren noch auf Kreisebene gezockt haben, wurde unseren Spielern von damaligen Verbands- und Gruppenligisten diverse Angebote unterbreitet. Die Spieler blieben bei uns und waren an zwei oder sogar drei Aufstiegen maßgeblich beteiligt. Das sagt viel aus.

Angst habe ich dementsprechend nicht, ich kann es aber auch nicht ausschließen.


Aber Matthias Tropmann müsst Ihr ziehen lassen?

Fröhlich: Ja, das müssen wir. Und ich möchte die Gelegenheit nutzen, ihm für sein Engagement auf und neben dem Platz für die FSG Gudensberg zu danken. Dass wir jetzt da stehen, wo wir stehen, ist auch ein Verdienst von Matthias Tropmann. Fußballerisch ohne Zweifel einer der besten Spieler, mit dem ich je zusammen auf einem Fußballplatz gestanden habe und er ist im Verein sehr beliebt. Wir hatten im Sommer schon offene und ehrliche Gespräche, genau wie nach der Saisonunterbrechung und akzeptieren jetzt im Winter, dass er seine sportliche Situation noch mal verändern möchte. Der Abschied und die Gespräche waren immer respektvoll, fair und ehrlich. „Matze“ wird im Weinbergstadion auf alle Zeiten willkommen sein und einen Platz im Vereinsheim halten wir ihm selbstverständlich frei.


Wie müsst' Ihr die Restrückrunde angehen, dass die Klasse gehalten werden kann?

Fröhlich: Wir wollen versuchen, erneut einen guten Start hinzulegen. Die körperliche Fitness muss stimmen, wir müssen gierig bleiben und unsere Stärken auf den Platz bringen. Wir müssen an uns glauben und uns weiter versuchen zu verbessern, dann werden wir den Klassenerhalt schaffen.


Halten Sie es denn für möglich, dass die Saison zu Ende gespielt wird?

Fröhlich: Das kann ich mir ehrlich gesagt, mit noch für uns 24 ausstehenden Pflichtspielen, schwer vorstellen. Wichtig wäre, dass man vor Wiederaufnahme des Spielbetriebs sagt, wie es laufen soll, ggf. Szenarien aufzeigt. Dass man für klare Verhältnisse sorgt, damit alle wissen, woran sie sind.


Welche Wünsche haben Sie für 2021?

Ich wünsche mir für das kommende Jahr natürlich, dass unser Gesundheitssystem wieder entlastet wird und wir Stück für Stück zur Normalität zurückkehren können, sodass das soziale Leben sowie der Amateur- und Schulsport wieder mehr in die Mitte der Gesellschaft zurückfinden können.