Bayern - Aufgrund der weiterhin hohen Corona-Infektionen hat der Bayerische Fußball-Verband (BFV) die zusätzliche Möglichkeit kostenloser Spielverlegungen geschaffen – und zwar für alle Vereine, die in einer Region mit einem Sieben-Tage-Inzidenzwert ab 50 beheimatet sind oder nicht zu Partien in solche Gebiete reisen wollen.

Eine Zustimmung des gegnerischen Vereins ist dabei nicht erforderlich. Es reicht aus, einen Antrag beim jeweiligen Spielleiter zu stellen sowie den Gegner rechtzeitig über eine solche Entscheidung von Vereinsseite zu informieren. Eine Benachrichtigung aller Beteiligten muss sichergestellt sein. Einen entsprechenden Beschluss hat der BFV-Vorstand jetzt gefasst, zu Beginn der kommenden Woche wird das Gremium die ohnehin sehr dynamische Infektions-Lage neu bewerten.


Fortsetzungsmodell schafft nötige Flexibilität

„Auch wenn die staatlichen Vorgaben den Breitensport ausdrücklich auch weiterhin zulassen und sich Mediziner ebenso wie Wissenschaftler unisono einig sind, dass das Fußballspiel an sich kein erhöhtes Infektionsrisiko darstellt, so ist die Verunsicherung allerorten spürbar. Deswegen kann jeder Verein, der Bedenken hat und in einem solchen Gebiet beheimatet ist oder eben dort antreten soll, sein Spiel auf Antrag kostenfrei verlegen“, sagt der im BFV-Präsidium für den Spielbetrieb in Bayern verantwortliche Schatzmeister Jürgen Faltenbacher, der betont, „dass wir mit unserer bereits im April getroffenen Entscheidung, die Saison 2019/20 nicht abzubrechen, sondern fortzusetzen, genau diese große und dringend notwendige Flexibilität geschaffen haben, um wie aktuell auf außergewöhnliche Situationen reagieren zu können, ohne dabei gleich die komplette Saison infrage stellen zu müssen. Von Anbeginn war uns immer bewusst, dass wir im Laufe der Pandemie mit exakt den Problemen konfrontiert werden, die wir jetzt erleben. Das war einer der Hauptgründe, die Saison nicht abzubrechen und nicht in eine neue Spielzeit zu starten. Denn diese stünde spätestens jetzt auf äußerst wackeligen Beinen – alleine terminlich wäre eine reguläre Durchführung quasi nicht mehr machbar.“


Kein erhöhtes Infektionsrisiko: Staatsregierung erlaubt Breitensport

Seit dem Re-Start am 19. September 2020 konnten in Bayern durchschnittlich rund 85 Prozent aller Spiele durchgeführt werden, an den bisherigen fünf Spieltagen waren im Amateurbereich über eine Millionen Frauen und Männer, Buben und Mädchen aktiv im Einsatz. „Wir merken auch jetzt, dass viele Vereine weiterhin spielen wollen, weil die Hygienekonzepte sehr gut greifen und stringent umgesetzt werden. Auch Ministerpräsident Markus Söder hatte ja zuletzt klar betont, dass nicht der Sport an sich als Infektionsrisiko gilt und deshalb weiter unter den bekannten Auflagen möglich ist. Denjenigen, die spielen wollen, sollen auch jetzt spielen dürfen. Dabei ist klar, dass nicht das Fußballspiel selbst ein erhöhtes Risiko darstellt, sondern An- und Abreise, Aufenthalte in den Umkleiden und Duschen oder in den Zuschauerbereichen. Hier, und das ist mir sehr wichtig, haben wir es alle selbst in der Hand. Jeder muss alles dafür tun, um Kontakte zu beschränken und Gefahren erst gar nicht entstehen zu lassen“, sagt Faltenbacher: „Wir möchten uns für diesen großartigen Einsatz bei allen Ehrenamtlichen in den Vereinen, aber auch bei unseren Spielleitern und den Vertretern der Schiedsrichterorganisationen bedanken. Der Umgang mit der schwierigen und so nicht gekannten Situation ist vorbildlich und zeigt das enorme Verantwortungsbewusstsein. Dies kann gar nicht oft genug zum Ausdruck gebracht werden.“

Bereits Anfang September hatte der BFV einen sogenannten Corona-Paragrafen in seinen Statuten verankert, der im Sinne einer praxisnahen und pragmatischen Handhabung und vor allem im Sinne des übergeordneten Gesundheitsschutzes im Zuge der Covid-19-Pandemie Anwendung findet. Dabei ist beispielsweise geregelt, dass schon bei Verdachtsfällen im Umfeld einer Mannschaft Spiele abgesetzt werden. Den Spielleitern wird dabei ein großer Ermessensspielraum eingeräumt, welcher mit Augenmaß und Angemessenheit ausgeübt werden soll. Über allen rechtlichen Vorgaben steht der Gesundheitsschutz und die damit einhergehende Faustregel, lieber ein Spiel zu viel als eines zu wenig abzusetzen – dies unterstreicht auch die jetzt so vom Vorstand beschlossene Maßnahme der kostenfreien Spielverlegungen bei Sieben-Tage-Inzidenzwerten ab 50.


· Die Regelung im Wortlaut: „Bei Verbandsspielen mit Beteiligung von Mannschaften aus Risikogebieten ab einem vom RKI festgestellten sog. 7-Tages-Inzidenzwert von 50 können nach rechtzeitigem (insbesondere muss eine Benachrichtigung aller Beteiligten noch sichergestellt werden können) Antrag eines beteiligten Vereins Verbandsspiele durch den zuständigen Spielleiter kostenfrei abgesetzt werden solange keine zwingenden Gründe entgegenstehen.“