Ottrau - Wer sich im hiesigen Amateurfußball auskennt, dem wird der Name Jonas Korell (Foto) ein Begriff sein. Nämlich als Torwart der SG Immichenhain/Ottrau. Mit den Schwälmern spielt der 28-jährige seit Jahren in der höchsten Liga des Schwalm-Eder-Kreises, der Kreisoberliga, zwischendurch sogar mal für zwei Spielzeiten in der Gruppenliga. Dass das so ist, ist sicher auch ein Verdienst des gebürtigen Wincheröders, der Saison für Saison mit die wenigsten Gegentore zulässt. Damit könnte aber bald Schluss sein. Schon im Sommer 2020 erklärte Korell, eine Pause vom Fußball einlegen zu wollen, nun wurde bekannt, dass er für das Amt des Bürgermeisters in der Großgemeinde Ottrau kandidiert.

Es war der 18. Dezember des vergangenen Jahres, als gegen Abend die Handys vieler Mitbürger der Gemeinde Ottrau anfingen zu vibrieren. Die Meldung auf dem Display verriet: Jonas Korell kandidiert für die CDU als Bürgermeister der Gemeinde Ottrau.

Wow, was für eine Meldung. Aber stimmt sie? Bis dahin war nämlich überhaupt nichts durchgesickert. Schnell wurden Whats-Apps verschickt, "... hast du schon gehört?" Von Minuten zu Minute stieg die Gewissheit: Ja, Jonas Korell kandidiert für das Bürgermeisteramt der Gemeinde Ottrau.

Jetzt, gut vier Wochen später ist bestätigt, Jonas Korell strebt bei der Bürgermeisterwahl am 14. März den Posten des ersten Mannes in der südlichsten Gemeinde des Schwalm-Eder-Kreises an. Und er wird der einzige Kandidat sein, der Norbert Milz nachfolgen möchte.

Wir möchten als Internetsportportal nicht auf die politische Situation in Ottrau eingehen, sie auch nicht bewerten, sondern Ihnen Jonas Korell als Menschen und Sportler etwas näherbringen. Ihn so darstellen, wie wir ihn kennengelernt haben.

Korell ist mit seiner offenen, sympathischen Art bei den Mitspielern, den Trainern, Betreuern und Vorstandsleuten der SG Immichenhain/Ottrau seit jeher sehr beliebt. Böse Worte kennt man von ihm nicht. Allerdings scheut er auch keine schwierigen Diskussionen und kann seine Meinung deutlich kundtun.

Als Torhüter ist der mittlerweile in Ottrau wohnhafte Korell schon immer unumstritten gewesen. Seine Leistungen halfen den Schwälmern mit, in den zurückliegenden Jahren zu den Top-Fußballadressen des Schwalm-Eder-Kreises zu gehören. Aber der Rechtsfuß würde auch einen tollen Feldspieler abgeben. In der Vergangenheit hat er nämlich auch schon als Verteidiger auf sich aufmerksam gemacht.

Neben seinem "Job" als Torwart der SG Immichenhain/Ottrau ist Korell seit 2013 auch als Kassierer für seinen Stammverein TSV Eintracht Immichenhain tätig.

Bei beiden Posten wird der Diplom-Finanzwirt eine Lücke hinterlassen.

Wir unterhielten uns mit Korell, fragten nach, wie es zu der Entscheidung kam, als Bürgermeister der Gemeinde Ottrau zu kandidieren und wie er das Amt, wenn er denn von den Bürgern gewählt wird, angehen möchte.


Hallo Herr Korell, wir hoffen, dass Sie gut ins neue Jahr gekommen sind. Welche Wünsche haben Sie an 2021?

Korell: Ich wünsche mir, dass wir die Pandemie möglichst bald so hinter uns bringen, dass wir wieder ohne Einschränkungen Fußball spielen und schauen können, Konzerte besuchen, unser Vereinsleben fortsetzen und schlussendlich auch wieder richtig gesellig feiern können.


Unsere Leser, zu denen Sie hoffentlich auch gehören, würden jetzt Fragen zu Ihrer sportlichen Situation erwarten. Aber Sie haben Ende des vergangenen Jahres mit einer ganz anderen Nachricht Schlagzeilen gemacht.

Korell: Sicher gehöre ich zu den fleißigen HS24-Lesern! Schlagzeile klingt sehr nach Boulevard-Presse (lacht). Aber es ist richtig, dass Ende Dezember bekannt wurde, dass ich am 14.03.2021 als Bürgermeister für die Gemeinde Ottrau kandidieren werde.


Was hat Sie dazu bewogen, für das Bürgermeisteramt der Gemeinde Ottrau zu kandidieren, immerhin haben Sie auf dem Finanzamt eine krisensichere Anstellung?

Korell: Mein Antrieb ist nicht, mich jederzeit in Sicherheit zu wiegen. Ich habe mich schon immer gerne für meine Mitmenschen oder eine Sache eingesetzt. Das will ich weiter tun und dabei gerne Verantwortung übernehmen und vorangehen.


Corona bestimmt ja leider unseren Alltag und wird dies sicher auch noch eine ganze Zeit tun. Dennoch gibt es noch andere Probleme auf dieser Welt. Haben Sie schon einen Fahrplan, welche Problemfelder Sie bei der Gemeinde Ottrau zu erst angehen wollen?

Korell: Zunächst muss sich die Mehrzahl der Ottrauer Bürgerinnen und Bürger dafür entscheiden, mich zu wählen. Dafür werde ich die nächsten Wochen unter all den Umständen noch sehr aktiv sein müssen.

Sollte es so kommen, werden meine Schwerpunkte sein, die Rahmenbedingungen für ein nachhaltiges ehrenamtliches Engagement zu schaffen. Hier ist zuletzt nicht immer mit den Vereinen gearbeitet worden. Und gerade die vielen aktiven Vereine, Gruppen und Menschen zeichnen unsere Dorfgemeinschaft aus. Wir müssen außerdem zusehen, dass wir Lösungen finden, wie wir schnellstmöglich jeden Haushalt an das Glasfasernetz anschließen. Es wird auch um eine bessere Vermarktung der Gemeinde Ottrau gehen. Damit meine ich, zuerst Ottrau als lebenswerte Gemeinde bekannt zu machen. Wir sollten alles tun, um junge Menschen für die Gemeinde zu begeistern. Und für die älteren Menschen müssen Perspektiven geschaffen werden, dass sie auch im Alter unbeschwert in Ottrau leben können.


Neben der Bürgermeisterwahl in Ottrau sind ja in Hessen auch noch Kommunalwahlen. Derzeit haben die SPD und die UWG in der Gemeinde Ottrau die Mehrheit. Ein Machtwechsel im Gemeindevorstand und der Vertretung würde Ihnen das Regieren sicher erleichtern.

Korell: Ich finde die Frage etwas befremdlich. Frau Merkel oder Herr Bouffier regiert, nicht ein Bürgermeister. Mein Verständnis eines Bürgermeisters ist ein anderes. Er muss die Interessen der Gemeinde vertreten, eine Verwaltung leiten, er muss dafür sorgen, dass die kommunalpolitischen Prozesse für die Bürgerinnen und Bürger transparent sind und die Vor- und Nacharbeit für die vielen ehrenamtlichen Feierabendpolitiker leisten. Um nur einige wenige Sachen zu nennen.

Natürlich würde ich mich als ein von der CDU nominierter Kandidat über eine starke CDU-Fraktion freuen. In vielen Gesprächen habe ich bereits alle Protagonisten der vier Fraktionen kennengelernt - wenn ich sie nicht schon sowieso kannte. Und mein Eindruck ist, dass es allen um die Sache und Ottrau geht. Ich bin optimistisch, dass hier unabhängig von den Mehrheitsverhältnissen eine zukunftsorientierte Sachpolitik betrieben werden kann. Daran will ich mitwirken.


In der Gemeinde Ottrau sind Sie ein bekanntes Gesicht, spielen seit 2000 für die heimische SG Immichenhain/Ottrau Fußball. Hat das Ihre Entscheidung beeinflusst?

Korell: Natürlich! Ich bin geprägt durch meine persönlichen Beziehungen und Verbindungen nach Immichenhain, Ottrau, Görzhain, usw. Allem voran der Fußball. Darüber hinaus leben hier meine Freunde. Hier gehe ich meiner zweiten großen Leidenschaft der Jagd nach. Die Gemeinde Ottrau ist meine emotionale Heimat.


Mit 28 Jahren sind Sie aber noch sehr jung für so ein wichtiges Amt. Zu jung?

Korell: Definitiv nicht. Was macht einen Menschen mit zunehmendem Alter geeigneter für dieses Amt? Ich habe zwei hervorragende Ausbildungen genossen. Dadurch habe ich das nötige Handwerkszeug für dieses Amt. Seit fünf Jahren bin ich bereits in der Kommunalpolitik aktiv und ich bin davon überzeugt, dass ich darüber hinaus auch persönlich für dieses Amt geeignet bin. Sonst würde ich nicht kandidieren. Ich werde sicher auch Fehler machen, so wie Amtsinhaber jeden Alters. Das Entscheidende ist, wie man mit Fehlern umgeht. Hier bin ich durch den Mannschaftssport und meine Position als Torhüter geprägt worden. Als Torhüter gibt es keine Ausreden. Fehler passieren aber werden in aller Regel sofort bestraft. Dann heißt es Fehler eingestehen, nicht wiederholen und besser machen. Ich denke, dass mir diese Erfahrungen nützen können.


Mit 28 Jahren wären Sie im besten Fußballer-Alter. Die Karriere dürfte bei einem Wahlsieg aber beendet sein oder planen sie, noch mal für die SG aufzulaufen?

Korell: Im Falle einer Wahl zum Bürgermeister sind die Prioritäten natürlich klar gesetzt. Alles andere wird man sehen. Fit genug wäre ich aber (lacht).


Wie bewerten Sie die sportliche Situation bei der SG Immichenhain/Ottrau?

Korell: Sportlich, also tabellarisch, steht die SG derzeit nicht besonders gut da. Der Trainer hat jüngst auch hier bei HS24 kundgetan, woran das gelegen hat. Ich denke, dass es für die Vereine unter den Umständen in den letzten Monaten eine Zumutung war, den Spielbetrieb abzuwickeln bzw. aufrechtzuerhalten. Unter diesen Umständen haben die Verantwortlichen und das Team für den Spielbetrieb des SVF Ottrau super Arbeit geleistet.


Letzte Frage: Torhüter, die bei der Bank gelernt haben, scheinen für das Bürgermeisteramt wie geschaffen zu sein. Man denke nur an Andreas Schultheis (Schrecksbach). Sehen Sie da einen Zusammenhang oder reiner Zufall?

Korell: Das ist wohl eher Zufall.


Dann wünschen wir Ihnen alles Gute für die Wahl am 14. März und bedanken uns für das Gespräch.

Korell: Ich danke. Bleiben Sie gesund!


Zur Person:

Jonas Korell, 28 Jahre

Abi Melanchthon-Schule Steinatal

Ausbildung VR-Bank HessenLand eG

Duales Studium (FH) zum Diplom-Finanzwirt

Seit 2013 1. Kassierer TSV Eintracht Immichenhain

seit 1997 Spieler SG Immichenhain/Ottrau

2010/2011 A-Junioren-Hessenliga KSV Hessen Kassel,

2012/2013 TSG Oberaula Gruppenliga Fulda

Seit 2008 Mitglied in der Jungen Union

seit 2016 Mitglied in der Stadtverordnetenversammlung Neukirchen und in der Verbandsversammlung des Gemeindeverwaltungsverbandes „Südlicher Knüll“