Kassel - Die länderspielbedingte Wettkampfpause ist vorbei, jetzt geht es weiter in der DKB Handball-Bundesliga, der 24. Spieltag steht auf dem Programm. Nachdem vor der Pause das Match der MT Melsungen gegen den THW Kiel die Fans in Scharen in die Kasseler Rothenbach-Halle lockte, steigt schon am morgigen Donnerstag an gleicher Stelle der nächste Knüller. Zu Gast ist Tabellennachbar Füchse Berlin und wieder ist die Halle mit 4.300 Besuchern ausverkauft. Anwurf ist um 19:00 Uhr. Sky überträgt ab 18:30 Uhr live.

Wenn die MT Melsungen und der Hauptstadt-Club aufeinandertreffen, dann strömen die Fans in Scharen. Das ist in der Berliner Max-Schmeling-Halle genauso, wie in der Kasseler Rothenbach-Halle. In den letzten Jahren fanden die Spiele hier wie dort meist vor ausverkauften Häusern statt. In Kassel sind das 4.300 Zuschauer, in Berlin mit rund 8.000 fast doppelt soviel. Warum das so ist, zeigt allein der Blick auf die jeweiligen Resultate. Die Matches sind stets hart umkämpft, höchst spannend, bisweilen dramatisch und enden mit entsprechend knappen Spielständen. Deutlichere Ergebnisse, wie die beiden Heimsiege der MT mit jeweils sieben Toren Unterschied im März 2015 und im Mai 2018, sind eher die Ausnahme.

Abgesehen davon, dass Prognosen über zu erwartende Spielausgänge aufgrund vieler Unwägbarkeiten ohnehin nur von geringer Aussagekraft sind, fällt diesmal eine Einschätzung besonders schwer. Die wohl spannendste Frage ist: Wie werden die Spieler drauf sein, nach 14 Tagen Wettkampfpause? Die Fachleute streiten sich ja darüber, ob solche Unterbrechungen eher positive Auswirkungen haben, etwa im Sinne von Regeneration. Oder ob sie vielleicht doch kontraproduktiv wirken, weil die Profis aus dem gewohnten Rhythmus gebracht werden.

Heiko Grimms Ansatz war es, während dieser zweiwöchigen Phase eine gute Balance zwischen Regeneration und Belastung zu finden. Seine Schützlinge haben einige Tage lang individuelle Trainingsprogramme absolviert, ehe dann wieder der gewohnte Ablauf mit täglichem Mannschaftstraining einsetzte. “Solche Wettkampfpausen sehe ich eher positiv. Die Spieler können mal kurz durchschnaufen und den Kopf wieder frei bekommen. Vor allem die, die als Leistungsträger in den jeweiligen Spielen 60 Minuten lang auf der Platte stehen. Natürlich muss man dann rechtzeitig wieder den Fokus auf das anstehende Spiel lenken”, so der MT-Coach.

Seit Wochenbeginn sollte das eigentlich geschlossen im Team passieren. Doch außer den drei Langzeitverletzten Julius Kühn, Domagoj Pavlovic und Marino Maric mussten sich mit Michael Allendorf, Yves Kunkel und Timm Schneider kurzfristig noch drei weitere Spieler verletzt, beziehungsweise erkrankt vom Training abmelden. Hinter deren Einsätzen stehn auch am Tag vor dem Spiel noch große Fragezeichen. Wenigstens sind die Nationalspieler Finn Lemke und Roman Sidorowicz, die am Wochenende mit der deutschen und der schweizerischen Auswahl in Düsseldorf gegeneinander spielten, unverletzt nach Melsungen zurück gekehrt.

Dennoch war es dem heimischen Bundesligateam nur mit Unterstützung der Youngster aus der A-Jugend möglich, mal zwei Fünfer-Teams im Training gegeneinander antreten zu lassen. Und damit erhält die oben gestellte Frage eine weitere Dimension. Die personellen Voraussetzungen vor dem Knüller gegen den Tabellen- und Punktenachbarn aus Berlin sind also alles andere als optimal. Wie dies bekanntlich auch bei den anderen Spielen schon seit Monaten der Fall ist.

Wie stark fällt also der berühmte Heimvorteil ins Gewicht? “Das ist schon ein großer Faktor”, meint Heiko Grimm, “daraus wollen wir zusätzliche Kräfte entwickeln. Bei zwei Teams, die sich auf Augenhöhe begegnen, kann dies zum Zünglein an der Waage werden”.

“Augenhöhe” ist das Stichwort: Die MT rangiert nach 23 Spieltagen mit 28:18 Punkten auf Platz 6, direkt hinter den mit zwei Zählern mehr ausgestatteten Berlinern. Die haben allerdings ein besseres Torverhältnis (+27 Treffer). Und derzeit eine bessere Personalsituation Mit Jakob Holm, Frederik Simak, Jakov Gojun und den deutschen Nationalspielern Paul Drux und Fabian Wiede verfügt Trainer Velimir Petkovic nicht nur quantitativ über eine hochwertige Rückraumausstattung. Und auch die Nahwurfzonenbesetzung kann sich sehen lassen, als da sind die Flügelzange Hans Lindberg und Mattias Zachrisson (Rechtsaußen) / Bjarki Elisson und Kevin Struck (Linksaußen) und das Kreisläufer-Duo Erik Schmidt / Mijajlo Marsenic. Der bekannteste Fuchs indes steht im Tor: Nationalmannschaftskeeper Silvio Heinevetter, mit 190 Länderspielen gleichzeitig auch erfahrenster Akteur in der DHB-Auswahl. Ihn vertritt notfalls Malte Semisch, der die Berliner offenbar am Saisonende verlassen wird.

Die MT muss gegen diesen Gegner in ihrer personell schmalen Besetzung also sehr mit ihren Kräften haushalten. Schon zuletzt gegen Kiel war zu sehen, dass am Ende die Akkus zur Neige gingen. Der Gast, an diesem Tage nahezu vollzählig besetzt, konnte hingegen munter auswechseln, von der Bank immer wieder ausgeruhte Spieler bringen, ohne dass es nennenswerte Einbrüche gegeben hätte.

Das Geschehen im MT-Rückraum haben in den letzten Wochen im Wesentlichen Lasse Mikkelsen und Roman Sidorowicz geprägt. Sie rotieren beinahe übergangslos zwischen Mitte und Halblinks und schaffen es so – neben eigenen guten Wurfpositionen – auch die ihrer Nebenleute im Blick zu behalten. Sie werden dem Verein als gut funktionierendes Duo übrigens auch über die Saison hinaus erhalten bleiben da, mit dem als “Aushilfe” gekommenen Sidorowicz der Vertrag kürzlich verlängert wurde.

Um Berlin Paroli bieten zu können, müssen aber auch alle anderen Akteure Durchschlagskraft beweisen. Wie etwa auf den Außenbahnen, wo zuletzt die Trefferquote von Tobias Reichmann und Yves Kunkel wieder stimmte. Am Kreis ist Felix Danner, der über weite Strecken allein die Verantwortung trägt, besonders gefordert. “Luft nach oben” gibt es in der Defensive, einschließlich der Torhüter. Johan Sjöstrand konnte kürzlich gegen Kiel angeschlagen überhaupt nicht auflaufen wodurch auch Nebojsa Simic keine Verschnaufpausen vergönnt waren. Die Paradeformation der MT, die 6:0-Abwehr um Finn Lemke, muss schon richtig gut funktionieren, wenn man den agilen Füchsen keine Schlupflöcher lassen will.


Schiedsrichter in Kassel: Sebastian Grobe (Braunschweig) / Adrian Kinzel (Bochum); DHB-Aufsicht: Wolfgang Jamelle.

Bisherige Vergleiche in der DKB Handball-Bundesliga:

23 Spiele, davon 12 Siege Berlin, 7 Siege Melsungen, 4 Remis.

Der letzte Vergleich: 15.11.2018, Füchse Berlin - MT Melsungen 24:26

Aktuelle Formkurve der letzten 4 Spiele:

Berlin: S - S - N - S

Melsungen: N - S - S - N

Infos zum Gegner: www.fuechse.berlin