Minden - Im Spiel der Handball-Bundesliga unterlag GWD Minden gestern zu Hause der MT Melsungen mit 27:29 (13:15).

Beste Torschützen vor 2.314 Zuschauern in der Mindener Kampa Halle waren Christoffer Rambo (6) und Marian Michalczik (6/2) für die Gastgeber und Kai Häfner (9) für die MT. Am Samstag, also nur 48 Stunden nach dem Abpfiff in Ostwestfalen, empfängt das Grimm-Team den griechischen Meister Olympiacos Piräus zum EHF Cup-Hinspiel in der Kasseler Rothenbach-Halle (19:00 Uhr – es gibt noch Karten).

Erster Angriff, erster Treffer nach exakt 39 Sekunden durch Julius Kühn – ein perfekter Auftakt der MT Melsungen in das Match dieses 13. Spieltages bei GWD Minden. Bei dem Gegner also, den die MT traditionell als “unangenehm zu spielen” einstuft. Die Hausherren antworteten zwar kurz darauf mit einem durch Marian Michalczik verwandelten Strafwurf, aber das schmerzte die Gäste, die ohne ihren Regisseur Lasse Mikkelsen (Mittelohrentzündung) angereist waren, nur kurzzeitig.

Das zeigte der anschließende fast makellose 5:0-Lauf, bei dem je zweimal Kai Häfner und Michael Allendorf und einmal Julius Kühn zum 1:6 (9. Min.) vollstreckten. Nur “fast makellos” deshalb, weil es bei optimaler Chancenverwertung sogar 1:8 hätte heißen können. Aber Nebojsa Simic hatte mit seinem Wurfversuch übers ganze Spielfeld Pech und verfehlte knapp des verwaiste Mindener Gehäuse, danach scheiterte Tobias Reichmann von der Strafwurflinie aus an Espen Christensen.

Dann berappelten sich die Grünweißen. Erst in Person von Christoph Reissky, der aus dem Rückraum erfolgreich war. Danach trafen Kevin Gulliksen per Gegenstoß und Marian Michalczik ebenfalls aus 6 Metern – jeweils nach vorangegangenen Fehlpässen von Julius Kühn. So stand es plötzlich 4:6 (12.). MT-Trainer Heiko Grimm verordnete darauf hin dem Rückraumspieler eine Verschnaufpause und schickte Roman Sidorowicz auf die Platte. Wofür sich der Schweizer prompt mit dem Tor zum 4:7 bedankte.

In der Folge nahm jedoch die Fehlerquote auf Seiten der MT – meist Abspiele, die keinen Empfänger fanden – wieder zu und eröffneten den Hausherren leichte Torgelegenheiten. So hefteten sich die Mindener dank Kreisläufer Lucas Meister, Linksaußen Mats Korte und Halbrechts Savvas Savvas nun noch dichter an die Fersen der MT. Und als Roman Sidorowicz ein Fehlpass unterlief, nutze Korte per Tempogegenstoß die Gelegenheit, um zum ersten Mal nach dem 1:1 wieder auszugleichen (10:10, 22.).

Grund genug für MT-Trainer Heiko Grimm, seine Schützlinge per Timeout neu zu instruieren. Die SKY-Mikrofone übertrugen seine Ansprache (“Jetzt wird es hektisch, wir kriegen nur Tore durch Undiszipliniertheiten”), die mit der Vorgabe konkreter Spielzüge endete. Die Spieler hatten verstanden und stellten innerhalb von nur drei Minuten über Tore allesamt aus der Nahwurfzone (Allendorf, Reichmann, Maric) wieder einen kleinen Vorsprung her (10:13, 25.). Zum Zunge schnalzen übrigens war das Anspiel von Häfner auf Maric, indem der den Ball kompliziert um zwei Abwehrspieler herum zum Kreisläufer gedreht hatte. Kurz darauf verdiente sich Maric selbst eine Bestnote, als er zwei Gegner per Blitzdrehung nach einer Finte aussteigen ließ. Damit besiegelte der Kroate gleichzeitig den 13:15-Hlabzeitstand.

Den zweiten Durchgang begann die MT in derselben Besetzung, wie zum Start. Das heißt erneut mit Allendorf, Kühn, Pavlovic, Häfner, Reichmann, Maric und im Tor Simic. Für die Abwehr kamen jeweils Danner und Lemke. Dennoch gehörten der erste Treffer nach Wiederanpfiff den Ostwestfalen, Michalczik verkürzte zum 14:15. Was aber blitzschnell (nach nur 12 Sekunden!) von Allendorf mit dem 14:16 quittiert wurde.

Wie wertvoll Kai Häfner für die MT ist, zeigte der Halbrechte, der eigentlich schon seit Wochen auf konstant hohem Niveau spielt, in der Folge mit zwei herrlichen Toren: Erst lässt er den Gegner mit einem starken Eins-gegen-Eins aussteigen, um dann einen Angriff später per Sprungwurf einzunetzen. Der führte zum 15:19 und so war nach knapp 37 gespielten Minuten aus Sicht der Nordhessen wieder alles im Grünen Bereich.

Warum sie diesen Vorsprung nicht halten oder gar ausbauen konnten und es mit fortschreitender Spieldauer immer knapper wurde, die Gastgeber sogar wieder ausgleichen konnten, lag in erster Linie an einem Mindener, den keiner so richtig auf dem Zettel zu haben schien. Christoffer Rambo, in Halbzeit 1 noch gar nicht auf dem Spielfeld, trumpfte kurz nach seiner Einwechslung groß auf. Zunächst kaufte ihm zwar Simic seinen ersten geworfenen Ball ab, aber dann kam der Norweger und zwar gewaltig. Mit Würfen, für die er eigentlich einen Waffenschein gebraucht hätte. Vorwiegend von seiner Stammposition im rechten Rückraum hämmerte er die Bälle an den jeweiligen Abwehrspielern – egal ob Kühn oder Maric – unhaltbar für Simic ins Netz. Das sollte dem zwei Meter großen Linkshänder zwischen der 41. und 58. Minute gleich sechs Mal gelingen. Dabei hätte die MT gewarnt sein müssen, da der Blondschopf beim letzten Auftritt den Nordhessen in der vergangenen Saison an gleicher Stelle gar 11 Mal eingeschenkt hatte. Was damals übrigens in einer 27:32-Niederlage mündete. Sollte sich Geschichte also wiederholen?

Aus MT-Sicht zum Glück diesmal nicht. Denn selbst als das Spiel beim 27:27 zwei Minuten und 18 Sekunden vor dem Abpfiff auf des Messers Schneide stand – natürlich durch Rambo als Schütze des Ausgleichstores – behielt das Grimm-Team die Nerven. Erst in Person von Tobias Reichmann, der von der Siebenmeterlinie aus Espen Christensen keine Chance ließ. Und dann bei noch 11 zu spielenden Sekunden und inzwischen als Manndeckung formierter Mindener Abwehr durch Domagoj Pavlovic. Der zweikampfstarke Kroate überlief seinen Gegner und stellte die Anzeigentafel mit dem 27:29 endgültig auf Sieg. Der übrigens absolut in Ordnung geht, da die MT den Gastgeber kein einziges Mal in Führung gehen ließ und auch auf knappste Spielstände jeweils Antworten zu geben wusste.

Mit diesem Sieg sind die Nordhessen nach zwei Niederlagen rechtzeitig vor dem Auftritt auf europäischer Bühne in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Nun sollen am Samstag in Kassel – also nur 48 Stunden nach dem Auftritt in Minden – gegen den griechischen Meister Olympiacos Piräus die Weichen für einen erfolgreichen Auftakt in den EHF Cup gestellt werden.


Stimme zum Spiel:

Heiko Grimm: Ohne respektlos sein zu wollen muss ich sagen, dass wir heute die deutlich bessere Mannschaft waren, da wir das Spiel fast über die gesamte Zeit kontrolliert haben. Es war ein sehr gute Leistung der Mannschaft, auch wenn uns derzeit etwas die Leichtigkeit fehlt. Minden hat teilweise offensiv agiert, zudem musste durch den Ausfall von Lasse Mikkelsen Domagoj Pavlovic durchspielen. So passieren einfach auch Fehler – erst recht, wenn es auf dem Spielfeld hektisch wird. Letztendlich sind wir sehr froh, heute dieses schwere Auswärtsspiel gewonnen zu haben und das meiner Meinung nach völlig verdient. Jetzt werden wir uns einen Tag lang regenerieren und dann gezielt auf den Start in den Europapokal vorbereiten.


Statistik:

GWD: Christensen (1. - 26. Min., ab 47. Min.; 1 Tor, 8 Paraden / 14 Gegentore), Semisch (26. - 47. Min.; 2 P. / 11 GT) – Meister 5, Kranzmann, Nowatzki, Savvas 1, Rambo 6, Korte 3, Padshyvalau, Strakeljahn, Gullerud, Michalczik 6/2, Staar, Reissky 2, Gulliksen 3 – Trainer Frank Carstens.

MT: Simic (1. - 60. Min.; 11 Paraden / 25 Gegentore), Sjöstrand (n.e.) – Maric 2, Kühn 4, Lemke 1, Reichmann 4/1, Ignatow, Kunkel, Danner 2, Schneider, Allendorf 4, Sidorowicz 1, Häfner 9, Salger, Pavlovic 2, Gruber – Trainer Heiko Grimm.

Schiedsrichter: Jannik Otto (Syke-Barrien) / Raphael Piper (Kiel)

Zeitstrafen: 6 – 4 Min. (Meister, Gullerud, Michalczik – Reichmann, Pavlovic)

Strafwürfe: 2/3 – 1/3 (Savvas wirft über das Tor 24. Min. – Reichmann scheitert an Christensen, 8. Min., Allendorf scheitert an Christensen, 55. Min.)

Zuschauer: 2.314, Kampa Halle, Minden


Das nächste Spiel:

Sa, 16.11.19, 19:00 Uhr, EHF Cup: MT Melsungen – Olympiacos Piräus (GRE), Rothenbach-Halle Kassel


Die MT im Europapokal – Ein Hauch von Hellas in der Rothenbach-Halle

Die MT Melsungen vertritt zum dritten Mal nach 2015 und 2017 die heimischen Farben im Europapokalwettbewerb "Men's EHF Cup”! Am Samstag kommt es im Hinspiel der dritten Qualifikationsrunde zum Kräftemessen mit dem amtierenden griechischen Meister Olympiacos Piräus. Anwurf in der Kasseler Rothenbach-Halle ist um 19:00 Uhr. Es gibt noch vergünstigte Tickets im Vorverkauf und auch am Spieltag an der ab 17:30 Uhr geöffneten Hallenkasse. Das Spiel wird übrigens weder im TV noch als Internetstream zu sehen sein.

Nachdem die MT Melsungen bei ihren beiden vorangegangenen Teilnahmen am Men’s EHF Cup jeweils bis ins Viertelfinale vorgestoßen ist, darf es im dritten Anlauf gern auch noch etwas weiter nach vorn gehen. Als Bundesligist steigt die MT Melsungen in dieser Saison erst in der dritten Qualifikationsrunde in den laufenden Wettbewerb ein. Mit Olympiacos SFP, so der offizielle Clubname, bekommen es die Nordhessen zum ersten Mal auf internationaler Ebene mit einem Gegner aus Griechenland zu tun. Und dann auch noch gleich mit dem amtierenden Landesmeister und nationalen Pokalsieger.

In den Reihen der Gäste steht mit Grigorios Sanikis einer der hierzulande wohl bekanntesten griechischen Handballer. Der Rückraumspieler trug bis 2013 acht Jahre lang das rotweiße MT-Trikot. Mit seinen inzwischen 39 Jahren gehört er noch immer zur ersten Wahl auf der halblinken Angriffsposition. Dort also, wo er auch schon zu seinen MT-Zeiten mit seiner eleganten Art zu spielen, reihenweise Gegner verlud und die Fans verzauberte.

“Mal auf andere Gedanken kommen” – so könnte zumindest ein Teilziel des MT-Teams für den Auftakt im EHF Cup am Samstag lauten. Denn die beiden letzten Auftritte der Rotweißen in der Handball-Bundesliga waren bekanntlich alles andere als Optimismus versprühend. Nach sieben Siegen in Folge erlitt das Grimm-Team in Kiel und zuhause gegen Leipzig zwei Schlappen, die nicht leicht zu verdrängen sind. Sollte das mit dem bevorstehenden Einsatz auf der internationalen Bühne gelingen?

Eine Prognose, wie sich die MT dort schlägt, ist in einem Wettbewerb, in dem man es mit unbekannten Gegnern zu tun bekommt, noch schwerer, als in der überraschungsträchtigen Bundesliga. Zumal mit Olympiacos alles andere als ein Leichtgewicht auf die MT zukommt. Außer dem “Altinternationalen” Sanikis stehen nämlich gleich sechs aktuelle griechische Nationalspieler im Aufgebot des Athener Vorortclubs. Der wandelt übrigens schon wieder auf der Erfolgsspur der letzten Saison. Nach sechs Spieltagen steht die von Georgios Zaravinas (43) trainierte Crew aktuell auf dem ersten Tabellenplatz. Es weht also am Samstag ein “Hauch von Hellas” durch die Rothenbach-Halle.

Da werden prompt Erinnerungen an die ersten Jahre der MT in der 1. Bundesliga geweckt. Damals waren die Nordhessen eine Zeitlang geradezu griechisch geprägt. So trugen außer Grigorios Sanikis noch fünf weitere seiner Landsleute, allesamt Nationalspieler ihres Heimatlandes, das rotweiße Dress: Georgios Chalkidis, Alexandros Vasilakis, Spyros Balomenos, Dimitrios Tzimourtos und Savas Karipidis. Dass die Handball spielen konnten, haben sie oft und mitunter sehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Allen voran Savas Karipidis. Der trickreiche Rechtsaußen wurde im MT-Team 2009 sogar bester Torschütze der Bundesliga. Keine Frage, die Griechen sind in dieser Sportart nicht zu unterschätzen. Apropos Nationalspieler: Beim Länderspiel “Deutschland gegen Greichenland” am 4. Januar 2009 in der Kasseler Rothenbach-Halle tat sich der Weltmeister relativ schwer beim 27:22-Sieg über die Hellenen.

Trainer Heiko Grimm macht sein Team jedenfalls auf eine “echte Aufgabe“ gefasst. Die beginnt bereits in der Abwehr. Wenn die so löchrig sein sollte, wie zuletzt gegen Leipzig, dürfte es schwer werden, sich in diesem Hinspiel eine optimale Ausgangsposition für das am 24. November in Piräus stattfindende Rückspiel zu verschaffen. Nicht unbeachtet lassen darf die MT auch die Tatsache, dass sie nur 48 Stunden vor dem Auftritt in der Kasseler Rothenbach-Halle in Minden gefordert war. Dort ging es um Bundesligapunkte, mit denen man das vergeigte Leipzig-Spiel kompensieren wollte. Das hat geklappt. Wenn auch mit 29:27 relativ knapp. Aber es ist als Erfolsgerlebnis in der Einstimmung auf das Europapokalspiel auf jeden Fall äußerst wertvoll.

Heiko Grimm sagt: “Wir wollen uns nicht über die hohe Belastung beklagen, sondern wir freuen uns sehr darauf, im Europapokal antreten zu dürfen und zusammen mit Magdeburg, Berlin und den Rhein-Neckar Löwen die deutschen Farben in diesem Wettbewerb zu vertreten”. Als Minimalziel fasst der MT-Coach erst einmal das Erreichen der Gruppenphase ins Auge: “Die Griechen sind schwer einzuschätzen, aber für uns gilt: Wir wollen dabei sein, wenn es im Februar im EHF-Cup weitergeht!”.


Schiedsrichter in Kassel: Ivars Cernavskis / Edmunds Bogdanovs (Lettland); EHF Delegierter: Lars Berndtsson (Schweden)


Olympiacos SFP – Bisherige Ergebnisse im Europapokal:

Saison 2019/20: 1. Qualifikationsrunde:

Olympiacos SFP (GRE) – RK Borac m:tel (BIH) 30:21

RK Borac m:tel (BIH) – Olympiacos SFP (GRE) 25:30

Saison 2019/20: 2. Qualifikationsrunde:

SCM Politehnica Timisoara (ROM) – Olympiacos SFP (GRE) SFP 31:29

Olympiacos SFP (GRE) SFP – SCM Politehnica Timisoara (ROM) 29:26

Saison 2018/19: EHF Cup: 3. Qualifikationsrunde

Saison 2017/18: EHF Cup: 1. Qualifikationsrunde

Saison 2016/17: Challenge Cup: 3. Qualifikationsrunde


MT Melsungen – Bisherige Ergebnisse im Europapokal:

Saison 2014/15: EHF Cup: Viertelfinale

Saison 2016/17: EHF Cup: Viertelfinale


Vergünstigte Ticketpreise beim EHF Cup-Spiel:

Die Ticketpreise für das EHF Cup Spiel gegen Olympiacos Piräus sind gegenüber den Bundesligaspielen reduziert. So kostet z.B. der Sitzplatz Kategorie 1 nur 23 € statt 28 € (Kinder 9 € statt 11 €), eine Erwachsenen-Stehplatzkarte ist bereits für 9 € statt für 12 € erhältlich.


Fanbonus zum Bundesligaspiel gegen Frisch Auf Göppingen:

Nur fünf Tage nach dem EHF Cup-Heimspiel in der Kasseler Rothenbach-Halle gegen Olympiacos Piräus steigt am 21.11. an gleicher Stelle das Bundesligamatch gegen Frisch Auf Göppingen. Wer dazu beim Ticketkauf seine Eintrittskarte vom EHF-Cup-Spiel vorlegt, erhält 20 % Rabatt. Dies gilt nur für den Ticketkauf in den Vorverkaufsstellen und an der Abendkasse zum Göppingen-Spiel und solange der Vorrat reicht.