Kassel/Stuttgart - Noch einmal 60 Minuten konzentrierte Arbeit abliefern und dann ist sie Geschichte: Die Saison 2020/21 der Handball-Bundesliga. Für die MT heißt es dazu: Ab in den Süden! In der Baden-Württembergischen Landeshauptstadt werden die Nordhessen am Sonntag vom TVB Stuttgart erwartet. Anwurf in der Porsche Arena ist um 15:30 Uhr.

Egal wie anstrengend das Match selbst wird, die Handballprofis werden am letzten Spieltag beim schwäbisch-nordhessischen Kräftemessen auf jeden Fall nochmal tüchtig ins Schwitzen kommen. 31 Grad kündigt der Wetterdienst zum Sonntag für die Region Stuttgart an. Wer also am Ende die letzten zu vergebenden Punkte mitnehmen will, sollte in der Hitze des Südens möglichst kühlen Kopf bewahren. Und da muss die Frage erlaubt sein, für welchen der beiden Kontrahenten sich eventuelle Anstrengungen mehr lohnen, für die MT Melsungen oder für den TVB Stuttgart?

Die Antwort erhält man beim Blick auf die Tabelle. Während die auf Platz 14 liegenden Stuttgarter bei Sieg oder Niederlage jeweils nur um höchstens eine Position vorrücken bzw. zurückfallen können, steht bei den Nordhessen schon bedeutend mehr auf dem Spiel. Mit einem Sieg, bei gleichzeitiger Niederlage des derzeit zwei Punkte besser gestellten SC DHfK Leipzig würde die MT vom siebten auf den sechsten Platz springen. Im schlechtesten Fall aber, das heißt bei eigener Niederlage und Siegen der Punktenachbarn Göppingen, Lemgo und Wetzlar und mindestens einem Leipziger Remis, würden die Rotweißen gar auf Rang 10 abrutschen.

Dass die unmittelbaren Konkurrenten der MT durchaus auf letzte Zähler hoffen dürfen, ist angesichts der Paarungen gar nicht mal so abwegig. So muss man Leipzig in Hanover genauso etwas zutrauen, wie Göppingen bei den bereits als Absteiger feststehenden Eulen Ludwigshafen, oder auch Wetzlar vor eigenem Publikum gegen die inzwischen gesicherten Mindener. Am schwersten dürfte es der TBV Lemgo haben, der es mit Magdeburg zu tun bekommt. Wobei dem SCM eine Niederlage im Lipperland nicht wehtun würde, denn den dritten Platz kann ihm niemand mehr streitig machen.

Die MT Melsungen ist also zunächst selber gefordert, die Voraussetzungen für einen positiven Saisonabschluss zu schaffen. Wie schwer das aber wird, lässt sich angesichts des Hinspielvergleichs erahnen: Die Mannschaft um Zerberus Johannes Bitter entführte Mitte Februar mit einem knappen, aber nicht unverdienten 30:28 beide Punkte aus der Rothenbach-Halle. Damit haben die Schwaben gleichzeitig die Bilanz aus den bisherigen Vergleichen zu ihren Gunsten verändert: in 11 Duellen gingen sie sechsmal als Sieger vom Feld.

Die MT bereitet sich also nicht grundlos sehr intensiv auf den Gang nach Stuttgart vor. Gudmundur Gudmundsson traf am Donnerstag wieder in Melsungen ein und leitete die beiden Trainingseinheiten, bevor sich der Tross am Samstagmittag auf den Weg macht. Der Chefcoach war am vergangenen Wochenende wegen einer dringenden Familienangelegenheit in seine isländische Heimat geflogen. Er wurde deshalb in den Spielen in Lemgo (Sieg) und gegen Berlin (Niederlage) von Arjan Haenen vertreten.

“Wir standen die gesamte Zeit über in engem telefonischen Kontakt. Nun bereiten wir die Mannschaft vor Ort wieder gemeinsam auf das letzten Spiel vor. Stuttgart stellt für uns noch einmal eine echte Herausforderung dar. Wir haben uns das Hinspiel angeschaut und natürlich unseren eigenen Auftritt gegen Berlin. Und klar, ich versuche als Trainer neben der taktischen Einstellung natürlich auch, die Spieler zusätzlich zu motivieren. Aber die Grundmotivation muss schon jeder selbst in sich entfachen”, erklärt der MT-Trainer.

Auf wen “Gudmi’ gegebenenfalls in Stuttgart verzichten muss, dürfte sich erst kurz vor dem Spiel entscheiden. Gegen Berlin war die MT zuletzt personell einigermaßen geschwächt. Was aber keinesfalls als alleiniger Grund für die 32:35-Heimniderlage angeführt werden kann. Fakt war, Domagoj Pavlovic, etatmäßiger Spielmacher, konnte angeschlagen nur auf der Bank Platz nehmen. Ende der ersten Halbzeite musste Felix Danner nach der dritten Roten Karte die Segel ebenso streichen, wie Abwehrchef Finn Lemke, der nach einer Aktion humpelnd die Kabine aufsuchte. Damit fiel auf einen Schlag auch noch der gewohnte Mittelblock in der Defensive aus.

Stuttgart ist nach der nicht eingeplanten Heimniederlage am drittletzten Spieltag gegen den HC Erlangen noch mal etwas in Gefahr geraten. Weil aber tags darauf der THW Kiel erwartungsgemäß bei den Eulen Ludwigshafen siegte und Stuttgart das folgende Spiel beim Bergischen HC gewann, war das rettenden Ufer endgültig erreicht. Mit 31 Pluspunkten liegen die Blauweißen auf dem 14. Tabellenplatz und könnten nun sogar noch einen nach oben klettern – wenn sie die MT erneut schlagen und Erlangen in Nordhorn strauchelt. Die Messe ist also erst am Sonntag gegen 17 Uhr gelesen.


Schiedsrichter in Stuttgart:

Sebastian Grobe (Braunschweig) / Adrian Kinzel (Bochum); DHB-Spielaufsicht: Bernd Andler


Bisherige Erstligavergleiche MT Melsungen – TVB Stuttgart

11 Spiele, 5 Siege MT, 6 Siege TVB

Letzter Vergleich:

14.02.21, MT Melsungen – TVB Stuttgart 28:30


Infos zum Gegner: www.tvbstuttgart.de