Hannover - Der erste Auswärtssieg ist unter Dach und Fach: Die MT Melsungen gewinnt gestern knapp, aber nicht unverdient mit 25:23 (12:11) bei der TSV Hannover-Burgdorf.

Erfolgreichste Torschützen vor 2.526 Zuschauern in der Hannoveraner ZAG Arena waren auf Seiten der Recken Ivan Martinovic – der Neuzugang der MT in der kommenden Saison, traf 9 mal, davon 3 mal von der Siebenmeterlinie. Für die MT avancierte Julius Kühn mit fünf Toren zum stärksten Werfer. Silvio Heinevetter rettete mit drei spektakulären Paraden in den letzten zwei Minuten den Zwei-Tore-Vorsprung über die Ziellinie.

Bereits am Mittwoch muss Melsungen in der 2. DHB-Pokalrunde ran: Beim Zweitligisten SG BBM Bietigheim geht es um den Einzug ins Achtelfinale.

Im zweiten Match unter ihrem neuen Trainer Roberto Garcia Parrondo gelang der MT Melsungen der erste Sieg. Nachdem es am Donnerstag gegen den SC Magdeburg trotz unübersehbarer Steigerung gegenüber den ersten Saisonspielen noch nicht geklappt hat, krönten die Nordhessen ihren Auswärtsauftritt am Sonntag bei der TSV Hannover-Burgdorf mit zwei Pluspunkten.

Beginnen ließ der MT-Coach mit einer auf zwei Positionen ungewohnten Aufstellung: Sowohl Julius Kühn als auch Timo Kastening, ansonsten eigentlich in der Starting-Seven gesetzt, blieben diesmal zunächst auf der Bank. Vor ihnen gab Roberto Garcia Parrondo André Gomes und Tobias Reichmann den Vorzug. Im Tor begann Nebojsa Simic, ansonsten spielten Michael Allendorf auf Linksaußen, Elvar Örn Jonsson auf der Mitte, Arnar Freyr Arnarsson am Kreis und der nach überstandener Erkältung der wieder einsatzbereite Kai Häfner im rechten Rückraum. Einzig der verletzte Abwehrchef Finn Lemke fehlte.

Die Eröffnung der Partie übernahm Elvar Örn Jonsson mit dem ersten Treffer gleich im ersten MT-Angriff. Für Hannover antwortete Kapitän Fabian Böhm und die folgende Überzahl nutzten die Gastgeber gleich zu zwei weiteren Toren. Arnar Freyr Arnarsson musste – noch ohne vorher Gelb gesehen zu haben – eine Zweiminutenstrafe abbrummen.

Was die Recken sich gegen die MT überlegt hatten, war an deren Abwehrsystem zu erkennen: Ziemlich offensiv heraustretend – besonders gegen die Rückraumachse “Gomes – Jonsson – Häfner” – wollten sie die Nordhessen möglichst schon beim Spielaufbau stören. Die folgende Viertelstunde gab ihnen Recht, sie bestimmten über die Zwischenstände 4:2 (11. Min.), 5:3 (13.) und 7:4 (16.) das Geschehen.

Dabei hätten es insgesamt zu diesem Zeitpunkt durchaus noch mehr als diese 11 Treffer sein können. Doch hüben wie drüben wurden einige gute Chancen ausgelassen. Tobias Reichmann zimmerte frei zum Wurf gekommen den Ball gegen das Lattenkreuz, Nebojsa Simic kaufte Johan Hansen einen Siebenmeter ab, Domenico Ebners Distanzwurf auf das verwaiste MT-Tor landete auf dem Netz und Alexander Peterssons und Kai Häfners Ball jeweils in den Fängen von Ebner.

In der 17. Minute musste nach Bastian Roschecks Bestrafung 12 Minuten zuvor, nun zum zweiten Mal ein Recke vom Feld. Ilija Brozovic verdiente sich die Zeitstrafe, weil er Kai Häfner mit einem derben Griff in den Wurfarm ausgebremst hatte. Prompt nutzte Julius Kühn die Überzahlsituation, um auf 7:5 zu verkürzen. Danach entzauberte Nebojsa Simic Hannovers Rechtsaußen Johan Hansen, auf der anderen Seite aber auch Domenico Ebner MT-Routinier Michael Allendorf.

Die MT blieb den Hausherren auf den Fersen – nicht zuletzt dank Julius Kühn. Der Halblinke glänzte einmal als Torschütze, das nächste Mal als Passgeber auf Arnar Freyr Arnarsson. Beim Stand von 8:7 in der 21. Minute nahm TSV-Trainer Christian Prokop ein Timeout - wohl ahnend, dass die MT nun Morgenluft witterte.

Seine Einschätzung trog nicht, denn nach Wiederaufnahme des Spiels sorgte Nebojsa Simic mit einer weiteren Parade, diesmal gegen Fabian Böhm, und im Gegenzug Arnar Freyr Arnarsson nach einer lehrbuchmäßigen Vorarbeit von Domagoj Pavlovic für den ersten Ausgleich (8:8, 22.) seit dem 1:1 in der zweiten Spielminute.

Das Spiel nahm jetzt weiter an Fahrt auf. Es ging noch eifriger zur Sache, die Aktionen – egal ob in der Abwehr oder im Angriff – wurden auf beiden Seiten zwingender. Hannover legte vor, Melsungen glich aus. Dabei hatte Roberto Garcia Parrondo den Rückraum komplett mit Rechtshändern bestückt. Rechts und in der Mitte machten im Wechsel André Gomes und Domagoj Pavlovic mächtig Alarm, Links bleib Julius Kühn auf der Platte. In dieser Formation schaffte es die MT, 40 Sekunden vor der Pause zum 11:11 auszugleichen. Im folgenden Angriff hatte Tobias Reichmann die Chance, seine Farben in Führung zu bringen, scheiterte aber freistehend an Domenico Ebner. Stattdessen setzte sich auf der anderen Seite mit dem Halbzeitpfiff Fabian Böhm zum 12:11 durch.

Weil Julius Kühn kurz vor der Pause noch eine Zeitstrafe aufgebrummt bekommen hatte, musste die MT den zweiten Durchgang in Unterzahl beginnen. Der erste Vorstoß der Niedersachsen konnte nur per siebenmeterreifem Foul gestoppt werden. Die Chance ließ sich Ivan Martinovic, der Halbrechte steht bereits als MT-Neuzugang für die kommende Saison fest – nicht entgehen und stellte auf 13:11.

Das beeindruckte die MT indes wenig. Nach einem ebenfalls verwandelten Strafwurf von Timo Kastening, einer spektakulären Simic-Parade und einem erneut genutzten Siebenmeter, diesmal von Tobias Reichmann, war die MT wieder gleichauf (13:13, 35.). In dieser Manier sollte es auch in der folgenden Viertelstunde weitergehen. Keiner der beiden Kontrahenten konnte sich einen nennenswerten Vorteil verschaffen.

Bis Roberto Garcia Parrondo in der 49. Minute beim 21:20-Rückstand eine Auszeit nahm. Anschließend löste Silvio Heinevetter Nebojsa Simic ab und gab sogleich ein starkes Signal mit einer erfolgreichen Blitzreaktion gegen den frei vor ihm auftauchenden Johan Hansen. Im Gegenzug besorgte Domagoj Pavlovic mit einem perfekten Wackler den Ausgleich, wenig später Julius Kühn mit einem Hammerwurf die Führung.

Christian Prokop hatte genug gesehen, legte die Grüne Karte. Ohne allerdings seine Mannschaft wieder in die Spur zu bringen. Denn der ewig rackernde Elvar Örn Jonsson erzwang das 21:23. Bog die MT damit auf die Siegerstraße ein? – Leider nicht. Denn Fabian Böhm schaffte es, zu verkürzen und Ivan Martinovic, stärkster Recken-Akteur, nach einem Ballverlust von Elvar Örn Jonsson sogar wieder auszugleichen.

Unwiderstehlich performten dann André Gomes und Julius Kühn, die ihre ganze Athletik in die Waagschale warfen und erneut für einen Zwei-Tore-Vorsprung sorgten (25:23, 58.). Zwischendurch stand die Partie für mehrere Minuten still, weil Hannovers Keeper Domenico Ebner ohne Fremdeinwirkung zu Boden gegangen war und von Sanitätern aus der Halle gefahren werden musste. In den restlichen Spielminuten lief Silvio Heinevetter zur Höchstform auf, vereitelte noch drei Recken-Versuche aus nächster Nähe, zuletzt den von Ivan Martinovic geworfenen Siebenmeter und rettete damit den Vorsprung über die Ziellinie.


Statistik:

TSV Hannover-Burgdorf: Ebner (7 Paraden / 14 Gegentore), Lesjak (3 P. / 11 G.) – Cehte, Roschek, Martinovic 9/3, Mävers 2/0, Hansen 3/1, Kuzmanovski, Depping, Böhm 3, Edvardsson, Hanne 1, Brozovic 2, Fischer, Feise, Büchner 3 – Trainer Christian Prokop.

MT Melsungen: Simic (11 Paraden / 21 Gegentore), Heinevetter (4 P. / 2 G.) – Maric, Kühn 5, Reichmann 3/3, Kunkel, Jonsson 4, Arnarsson 2, Allendorf 1, Gomes 4, Häfner 2, Sahin, Petersson, Kastening 2/1, Pavlovic 2, Kuntscher – Trainer Roberto Garcia Parrondo.

Schiedsrichter: Adrian Kinzel (Braunschweig) / Sebastian Grobe (Bochum)

Zeitstrafen: 12 Min. – 10 Min. (2x Roscheck, Böhm, 2x Brozovic, Büchner – Kühn, 2x Arnarsson, Häfner, Kastening).

Strafwürfe: 4/6 – 4/5 (Hansen scheitert an Simic, 08:59 Min.; Martinovic scheitert an Heinevetter, 59:46 Min. – Kastening scheitert an Lesjak, 39:27 Min.).

Zuschauer: 2.526, ZAG Arena Hannover


Die nächsten Spiele:

DHB-Pokal, 2. Runde, Mi., 06.10.21, 19:00 Uhr, SG BBM Bietigheim – MT Melsungen

HBL, Do., 14.10.21, 19:05 Uhr, Frisch Auf! Göppingen – MT Melsungen