Kassel - Die MT Melsungen ist mit einem 28:22 (16:12)-Erfolg über den Bergischen HC ins Viertelfinale des DHB-Pokals eingezogen! Anders als noch vor wenigen Wochen in der Liga ließen die Nordhessen diesmal über die gesamte Spielzeit kaum einen Zweifel daran, wer am Ende die Nase vorn haben würde.

Obwohl die Gäste ihr Möglichstes taten und Mitte der zweiten Halbzeit auch einmal fast auf Tuchfühlung herangekommen waren, vermochte die MT in den entscheidenden Momenten immer noch eine Schippe draufzulegen und gewann schlussendlich verdient. Mit sieben Toren war Julius Kühn erfolgreichster Werfer der Nordhessen, beim BHC trug sich Arnor Thor Gunnarsson fünfmal in die Torschützenliste ein.

Mit Verletzungssorgen und Ausfällen hatten beide Kontrahenten zu kämpfen, wobei beiderseitig vor allem die Aufbaureihen dezimiert waren. Fehlten dem BHC Linus Arnesson und Fabian Gutbrod, so musste die MT mit Andre Gomez ausgerechnet auf den Backup für Julius Kühn verzichten, sowie auf Youngster David Kuntscher. Weil auf Linksaußen auch Michael Allendorf fehlte, fanden mit Ben Beekmann und dem gerade erst 17 Jahre alt gewordenen Manuel Hörr zwei Nachwuchskräfte ihren Weg ins Aufgebot. Eine kleine Überraschung gab es bei Anwurf auch auf der Spielmacher-Position, wo Domagoj Pavlovic den Vorzug gegenüber Elvar Örn Jonsson bekam. Der übernahm dafür im Wechsel den defensiven Part des Isländers.

Die Kräfteverhältnisse auf dem Feld waren von Beginn an klar erkennbar. Melsungen zielstrebig und mit viel Power, der BHC eher breit angelegt sowie auf Fehler des Gegners wartend. So war die frühe 5:2-Führung (5.) der Gastgeber durch Julius Kühns bereits zweiten Treffer nur folgerichtig. Hatte jedoch nicht lange Bestand, weil David Schmidt und Arnor Thor Gunnarsson über die rechte Seite Lücken fanden und zum 6:5 (9.) ebenfalls doppelt erfolgreich waren. Dass nach einigen Fehlern im Aufbauspiel nicht mehr passierte, war Silvio Heinevetter zu verdanken. Der feierte bei Alexander Wecks erfolglosem Tempogegenstoß (14.) bereits seine vierte Parade und lieferte die Vorarbeit zu Jonssons 8:5, kurz darauf mit der fünften gegen Sebastian Damm ermöglichte er gar Kai Häfners 9:5 (16.).

Die MT war mit Hilfe ihres Keepers voll drin im Spiel, der BHC haderte mit seinem. Tomas Mrkva kam für Christopher Rudeck, lieferte auch gleich zweimal den Beweis seines Könnens, vermochte aber die Versäumnisse seiner Vorderleute im Angriff damit nicht zu kompensieren: Kai Häfner erhöhte auf 12:6 (20.). Einzig David Schmidt hielt in Sachen Zielstrebigkeit dagegen, machte ein Tor selbst und legte klasse für Max Darj am Kreis auf zum 12:8 (22.). Die Nordhessen blieben zwar klar überlegen, nachhaltig wirklich weg kamen sie jedoch nicht. Immerhin stellte Yves Kunkel nach Gunnarssons Annäherung auf 13:10 (25.) mit einem Doppelschlag innerhalb von nur 15 Sekunden wieder auf fünf Differenz, die jedoch Alexander Weck noch vor der Pause auf vier verkürzte.

Wild war der Auftakt zur zweiten Hälfte. Gleich zweimal verdaddelten die Bergischen das Leder vor der Melsunger Abwehrwand. War im ersten Konterversuch von Elvar Örn Jonsson noch Endstation bei Tomas Mrkva, saß der zweite von Julius Kühn (32.). Die nächsten beiden potentiellen Ballverluste der Gäste verhinderten wohlwollende Pfiffe der Referees. Der fünfte blieb ebenfalls folgenlos, weil Mrkva erst gegen Jonsson klärte und anschließend von Yves Kunkel zuerst dessen Siebenmeter und unmittelbar darauf auch den Nachwurf parierte. Nach langen fünf Minuten schließlich gelang es Alexander Weck endlich das erste Tor des BHC nach der Pause zum 17:13 zu erzielen. Kurios die Antwort von Julius Kühn: Mrkva hatte seinen Wurf eigentlich bereits entschärft, ließ das Leder aber dennoch hinter die Torlinie passieren. Wieder fünf vor für die MT, Auszeit Sebastian Hinze (38.).

Es blieb zäh in der Rothenbach-Halle. Beide Abwehrreihen standen, die Angreifer wirkten oft gehemmt. Eine Spielentwicklung, die den Bergischen entgegen kam. Alexander Weck aus dem Rückraum sowie Jeffrey Boomhouwer per Tempogegenstoß machten die Lücke wieder kleiner, so dass MT-Trainer Roberto Garcia Parrondo nach dem 19:17 des Holländers ebenfalls Grün legte (43.). Es kam der taktische Wechsel auf den siebten Feldspieler und es lief wieder. Arnar Freyr Arnarsson und Marino Maric zogen die BHC-Deckung an den Kreis zurück, Jonsson und Häfner trafen – 21:17 (45.) und wieder etwas Luft für die Rot-Weißen.

Eine kleine Vorentscheidung waren die beiden Tore von Arnar Freyr Arnarsson und Julius Kühn im Gegenstoß innerhalb von nur 17 Sekunden zum 25:19 (52.). Wütend nahm Sebastian Hinze augenblicklich seine letzte Auszeit hatten doch seine Schützlinge innerhalb kürzester Zeit vermeintlich alles verspielt. Und seine Ansprache fruchtete, wie unschwer an der Körpersprache der Bergischen nach Wiederaufnahme der Partie zu erkennen war. Tomas Babak traf, die Abwehr blockte erfolgreich Jonsson und obwohl erst noch der eingewechselte Nebojsa Simic gegen David Schmidt parierte, gelang Tom Nikolaisen vom Kreis das 25:21 (54.). Am Ende doch nochmal alles offen?

Nein! Weil sich Julius Kühn ein Herz fasste, erst selbst traf und dann für Yves Kunkel auflegte. Dessen 27:21 kam fast genau vier Minuten vor dem Abpfiff der Entscheidung gleich. Der Rest war clevere und geschickte Verwaltung der Gastgeber, die sich diesen Vorteil nicht mehr nehmen ließen. Zum Ende hin nahm Parrondo mit seiner letzten Auszeit das Tempo raus, brachte in der verbleibenden Zeit Ben Beekmann und ermöglichte dem erst 17 Jahre alten Manuel Hörr die ersten Einsatzminuten im Profiteam. Wofür sich der Youngster prompt mit dem 28:22 (58.) bedankte und dafür tosenden Applaus von den Rängen bekam.


Stimmen zum Spiel:

Roberto Garcia Parrondo: Wir sind glücklich, heute die nächste Runde im DHB-Pokal erreicht zu haben. Es ist eine schwierige Zeit für uns mit vielen Spielen in kurzer Zeit und dabei einigen Verletzten und der Situation mit COVID. Das alles ist sicher nicht gerade förderlich für uns in diesen Tagen. Umso zufriedener sind wir heute mit diesem Sieg.

Sebastian Hinze: Glückwunsch an die MT zum verdienten Sieg. In der ersten Hälfte hatten wir stark zu kämpfen, vor allem in der Defensive. Melsungen hat sehr diszipliniert gespielt, wir hatten aber auch in einigen Situationen Pech. In die zweite Halbzeit starten wir gleich mit zwei technischen Fehlern, das hatten wir uns auch anders vorgestellt. Dann hatten wir anschließend zwar eine gute Phase, aber das hat Melsungen sehr seriös mit dem siebten Feldspieler gelöst. Danach kamen wir einfach nicht mehr ran.


Statistik:

MT Melsungen: Heinevetter (7 Paraden / 18 Gegentore), Simic (3 P. / 4 G.); Maric, Kühn 7, Reichmann, Beekmann, Kunkel 5/1, Jonsson 5, Arnarsson 3, Kalarash, Häfner 5, Hörr 1, Petersson, Kastening 2/1, Pavlovic - Trainer Roberto Garcia Parrondo.

Bergischer HC: Rudeck (2 P. / 10 G.), Mrkva (10 P. / 18 G.); Darj 3, Schönningsen 2, Weck 3, Gunnarsson 5/3, Babak 1, Szücs 1, Damm, Bergner, Nikolaisen 2, Boomhouwer 1, Hansson, Stutzke 1, Schmidt 3 - Trainer Sebastian Hinze.

Schiedsrichter: Colin Hartmann (Magdeburg) / Stefan Schneider (Irxleben)

Zeitstrafen: 2 – 2 (Arnarsson 27:43 – Darj 48:19)

Strafwürfe: 3/2 – 3/3 (Kunkel scheitert an Mrkva 34:17)

Zuschauer: 1.378 in der Rothenbach-Halle, Kassel.


Das nächste Spiel:

So., 19.12.21, 16:00 Uhr, MT Melsungen – HC Erlangen, Rothenbah-Halle Kassel