Kassel - Gleich drei Talente der MT Melsungen haben eine Einladung des Deutschen Handballbundes (DHB) erhalten: Manuel Hörr (17), Florian Drosten (18) und Florian Potzkai (18) nehmen vom 26. bis 28. September zusammen mit 16 weiteren Nachwuchsspielern aus der Region Süden/Westen am Auswahllehrgang in Kronau teil. Mittelfristiges Ziel des DHB ist es, ein schlagkräftiges Team für die Jugend-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr zusammenzustellen.

Im Jugend- und Juniorenbereich finden genau wie bei den Männern die Europa- und Weltmeisterschaften im jährlichen Wechsel statt. Die deutsche U18-Auswahl holte zuletzt bei der EM in Montenegro unter Trainer Erik Wudtke und Co-Trainer Alexander Koke die Bronzemedaille. Die nächste große Herausforderung wartete auf den deutschen Nachwuchs dieser Altersstufe im kommenden Jahr mit der Weltmeisterschaft in Kroatien.

MT-Talent Manuel Hörr war in diesem Jahr im Vorfeld der EM schon ziemlich dicht dran am DHB-Team. Der 17-jährige gehörte immerhin zum erweiterten Kader und stand für den Kontinentalwettbewerb als Nachrücker bereit, falls sich beim Turnier ein Spieler verletzt hätte. Nach wie vor ist der variable Melsunger Rückraumspezialist (Mitte und Halblinks) im Fokus des Verbandes, wie die erneute Einladung zum bevorstehenden DHB-Lehrgang beweist.

“Damit hatte ich aktuell eigentlich gar nicht gerechnet”, gesteht der Erbacher, “die Freude ist natürlich umso größer. Das ist schon eine Riesenehre für mich. Wie bei allen bisherigen Lehrgängen werde ich auch diesmal wieder alles geben und mich richtig reinhängen. Ich will auf jeden Fall die Chance nutzen und beim neuen Bundestrainer ein gutes Bild abgeben”.

War bislang Erik Wudtke für diesen Jahrgang zuständig, wird das ab dem kommenden Lehrgang Emir Kurtagic sein. Wudtke übernimmt als Referent im Lehrwesen des DHB und als Assistent von A-Trainer Alfred Gislason weiterführende Aufgaben. Sein Nachfolger kommt frisch aus der Bundesliga, hat dort den VfL Gummersbach, den TV Hüttenberg und bis zum Saisonende im Juni den TuS N-Lübbecke trainiert. In dessen Notizbuch will es nun also Manuel Hörr schaffen.

Hörr kam schon als Vierjähriger zum SV Erbach. Verwunderlich ist das nicht angesichts der erblichen “Vorbelastung”. Vater Steffen spielte beim VfL Heppenheim in der zweiten Liga, trainierte nach Ende seiner aktiven Karriere den Nachwuchs in Erbach. Die väterlichen Fußstapfen hat der Junior aber längst verlassen. Über die verschiedenen Hessenauswahlteams spielte er sich immer weiter nach oben bis er im vergangenen Jahr ins Blickfeld der MT Talents geriet.

So zog er im Mai letzten Jahres in die Talente-WG der Nordhessen ein, wo er seitdem Schule und Leistungshandball gut aufeinander abgestimmt unter einen Hut bringen kann. Auf der Radko-Stöckl-Schule will er im kommenden Jahr sein Fachabitur ablegen. “Danach würde ich mir gern ein weiteres Standbein neben dem Handball schaffen, wahrscheinlich mit einem Studium. Wobei mein Schwerpunkt aber absolut auf dem Sport liegen wird, und ich den Sprung in den Profihandball anstrebe”.

Als Mitglied des Anschlusskaders ist Manuel Hörr schon seit der letzten Saison ziemlich dicht dran am MT-Bundesligateam. Regelmäßige Trainingseinheiten und erste Einsätze in der Handball-Bundesliga hat er bereits absolviert. Dein Debüt gab er übriges im Dezember letzten Jahres im Pokal-Achtelfinale gegen den Bergischen HC, wobei dem Rechtshänder auch gleich ein fulminanter Treffer gelang.

Zum DHB-Lehrgang nächste Woche in Kronau wird Manuel Hörr von seinen beiden Melsunger Mannschaftskameraden Florian Drosten (Linksaußen) und Florian Potzkai (Rechtaußen) begleitet. Auch die beiden Flügelspieler stehen im Anschlusskader des MT-Bundesligateams, wobei Drosten sogar – wie kürzlich berichtet – einen Profivertrag über zwei Jahre erhalten hat.

Wie es um die Chancen des MT-Trios steht, die nächste Sichtungsrunde beim DHB zu erreichen oder sogar in den Kader zu kommen, der im August 2023 um WM-Medaillen kämpft, vermag Erik Wudtke, der bei diesem Lehrgang den Staffelstab an Emir Kurtagic übergibt, natürlich nicht zu sagen.

”Wir sind einerseits immer sehr interessiert, den aktuellen Leistungsstand der Talente zu überprüfen und zum anderen auch stets offen, für Spieler die sich eindrücklich empfehlen. Was für sie immer förderlich ist, sind möglichst viele Einsatzzeiten in ihren Vereinen, vorzugsweise in den Bundesligen”, so der 50-jährige Aachener. Der trug übrigens genau wie sein DHB-Trainerkollege Alexander Koke Anfang der 2000er Jahre das Trikot der MT Melsungen in der zweiten Liga. Dabei war Wudtke sogar der Kapitän der Mannschaft, die 2005 den Aufstieg ins Oberhaus schaffte.