Kassel - Die Erfolgsserie der MT Melsungen in der Handball-Bundesliga hält weiter an. Auch gegen “Angstgegner” TVB Stuttgart gaben sich die Nordhessen am gestrigen Sonntag in der Kasseler Rothenbach-Halle keine Blöße und verbuchten in der Meisterschaftsrunde den fünften Sieg hintereinander. Verlief das Spiel im ersten Durchgang noch weitestgehend ausgeglichen (14:13), so drehten Häfner & Co im zweiten Durchgang richtig auf und sicherten sich mit dem 33:26 hochverdient beide Punkte.

Auffälligste MT-Spieler vor 3.113 Zuschauerinnen und Zuschauern waren Agustin Casado (8 Tore), André Gomes (5) und Torhüter Nebojsa Simic (14 Paraden). Beim Gast stachen Egon Hanusz (6/2), Adam Lönn (5) und Patrick Zieker (5) heraus.

Am kommenden Sonntag kommt es zum Heimspielknüller gegen die SG Flensburg-Handewitt (14:00 Uhr, Rothenbach-Halle).

Die MT Melsungen nutzte zwar gleich ihren ersten Angriff im Spiel zum 1:0 durch Agustin Casado, aber der TVB Stuttgart erwischte die insgesamt bessere Anfangsphase. Denn Finn-Luca Nicolaus und Egon Hanusz konterten anschließend doppelt für die Gäste zum 1:3 (4.). In der Folge entwickelte sich zwischen den beiden Kontrahenten ein Schlagabtausch – nahezu auf Augenhöhe.

Beim 7:5 (13.), nach einem verwandelten Strafwurf von Ivan Martinovic und einem Kreisläufertor von Arnar Freyr Arnarsson hatten die Hausherren erstmalig mit zwei Toren die Oberhand. Aber nur kurzzeitig. Denn Stuttgart ließ sich nicht abschütteln. Das verdankten die Gäste bis dahin vor allem dem wieselflinken Spielmacher Egon Hanusz und dem Halblinken Zweimeter-Mann Nico Schöttle. Diese beiden und der Halbrechte Jerome Müller waren auch dafür verantwortlich, dass der TVB den Spieß mit einem 3:0-Lauf umdrehen konnte (7:8, 17.).

Keine Frage, die Blauweißen erwiesen sich wie schon so oft in den vergangenen Vergleichen als der erwartet harte Brocken. Schließlich gestatteten sie es der MT in den letzten fünf Jahren nur zweimal, das Feld als Sieger zu verlassen. Der Begriff “Angstgegner”, schien plötzlich wieder im Raum zu schweben.

Dennoch: Nervös schien dieser Zwischenstand die MT keineswegs zu machen. Denn sie verstand es, jeweils Antworten zu geben. Und außerdem stand da noch ein Nebojsa Simic im Tor. Der Keeper knüpfte nahtlos an seine Topform der letzten Wochen an und parierte nach dem 8:8-Ausgleich durch den nach vorne geeilten Abwehrspezialisten Gleb Kalarash gleich drei Würfe in Folge.

Unterdessen hatte Roberto Garcia Parrondo mit Linksaußen Florin Drosten und den beiden Rückraumspielern André Gomes und Elvar Örn Jonsson frische Kräfte von der Bank gebracht. Die sich auch schnell als Torschützen betätigten mit der Konsequenz: Die Gastgeber hatten mit 12:11 wieder die Nase vorn. Und weil Nebojsa Simic kurz darauf dem Ex-Melsunger Jan Forstbauer einen Ball abkaufte und sich Ivan Martinovic erfolgreich bis zum Kreis durchtankte, sogar mit zwei Toren (13:11, 26.). Den Schlusspunkt vor dem Halbzeitpfiff allerdings setzte Stuttgarts Spielmacher Egon Hanusz mit einem Siebenmetertor zum 14:13.

Anwurf zum zweiten Durchgang hatte Stuttgart und der führte durch Adam Lönn zum Ausgleich. Um es vorwegzunehmen: Es sollte die letzte Situation sein, in der die Schwaben der MT genau ebenbürtig waren. Denn ab diesem Zeitpunkt übernahmen die Rotweißen immer mehr das Kommando. Angetrieben von Agustin Casado, der sich neben seiner umsichtigen Regiearbeit als torhungriger Angreifer entpuppte. Seine drei Treffer bis zum 17:15 (35.) wären als lupenreiner Hattrick in das Spielprotokoll eingegangen, wenn nicht Stuttgarts Egon Hanusz jeweils zweimal dazwischengefunkt hätte.

Knapp fünf Minuten später machte sich der Spanier gar in Tempogegenstoßmanier auf dem Weg zu seinem fünften Tor (20:17, 40.). Das beantwortet Stuttgarts Kapitän Patrick Zieker postwendend mit dem 20:18. Auf zwei Treffer herankommen konnte der TVB danach nur noch einmal, nämlich auf 25:23 (48.) – ebenfalls per Gegenstoß, in dem Fall durch Patrick Zieker.

Fortan wurde Melsungens Defensive – weiterhin sehr gut gestützt durch Nebojsa Simic – immer effizienter, machte dem Gegner das Durchkommen zusehends schwerer. Und vorne flutschte es ebenfalls. Mit viel Disziplin und Gespür für die jeweilige Situation wurde gut kombiniert, wodurch ein ums andere Mal aussichtsreiche Wurfpositionen erarbeitet wurden. Die führten zu einem 4:0-Lauf, an dem zweimal Agustin Casado, Dimitri Ignatow und André Gomes beteiligt waren (29:23, 52.).

Das kam einer Vorentscheidung gleich. So wie die Gastgeber nun noch beflügelter aufspielten, so schwer taten sich auf der anderen Seite die Stuttgarter. Auch wenn sie tapfer weiterkämpften. Die Schlusssequenz der Begegnung ging dann zwar “nur” noch 4:3 zugunsten der MT aus, was aber dem völlig verdienten 33:26-Sieg keinen Abbruch tat.

Schon Minuten vorher hatten sich die über 3.000 Fans in der Rothenbach-Halle in Honorierung der guten Vorstellung ihrer Lieblinge von den Sitzen erhoben. Und feierten zuerst den 18-jährigen Florian Drosten als Schützen des finalen Treffers, danach das ganze MT-Team.


Trainerstimmen zum Spiel:

Michael Schweikardt: Glückwunsch an die MT zum letztlich verdienten Sieg. Wir hatten gute Momente in diesem Spiel, haben gezeigt, dass wir auch mit einer hochklassig besetzten Mannschaft mithalten können. Ich denke, wir haben es in der Defensive ganz gut gemacht, auch wenn wir in der ersten Halbzeit schon 14 Tor bekommen. Aber wir haben den Gegner vor Aufgaben gestellt und das war bis dahin gut. In der zweiten Halbzeit sieht es etwas anders aus. Wir haben es nicht geschafft, Melsungen schlechtere Wurfpositionen zu zwingen. Wir haben einige Male trotz Torhüter Parade den Rebound nicht bekommen und noch einige Treffer durch Schlagwürfe kassiert. So war es schwer für uns heute etwas mitzunehmen.

Roberto Garcia Parrondo: Das war ein wichtiger Sieg heute für uns. Wichtig auch für unser Selbstvertrauen, welches wir uns in den letzten Wochen erarbeitet haben. Es war aber keine einfache Situation, weil wir schon nach der ersten Halbzeit mit Arnar Freyr Arnarsson und David Mandic auf zwei Spieler verzichten mussten. Stuttgart hatte zuletzt eine gute Phase und in den Spielen, die wir analysiert haben, sehr gut gespielt und gefightet. Wir wussten, dass wir heute mit einer hoher Intensität an diese Aufgabe herangehen müssen, um gewinnen zu können. Die zweite Halbzeit war richtig gut. Vor allem die letzten 15 Minuten waren noch einmal voller Energie, da haben wir sowohl in der Abwehr als auch im Angriff viele Dinge gut und richtig gemacht.


MT: Simic (1. - 56. Min.; 14 Paraden / 26 Gegentore), Morawski (56. - 60. Min.; 1 P. / 0 G.) – Malasinskas 3/1, Casado 8, Ignatow 2, Drosten 2, Jonsson 2, Arnarsson 1, Gomes 5, Kalarash 3, K. Häfner 4, Fuchs, Martinovic 3/2, Mandic – Trainer Roberto Garcia Parrondo.

TVB: Heinevetter (1. - 30. Min. und 45. - 60. Min.; 7 Paraden / 23 Gegentore), Vujovic (30. - 45. Min.; 1 P. / 10 G.) – M. Häfner, Villalobos 1, Jimenez, Hanusz 6/2, Schöttle 2, Lönn 5, Röthlisberger, Susser 1, Nicolaus 1, Forstbauer 1, Zieker 5, Müller 2, Pfattheicher 1, Sliskovic 1– Trainer Michael Schweikardt.

Strafwürfe: 3/4 – 2/4 (Martinovic scheitert an Heinevetter, 27:17 Min. – Pfattheicher scheitert an Simic; 10:02 Min.; Zieker scheitert an Simic, 26:02 Min.).

Zeitstrafen: 2 Min. – 2 Min. (Kalarash, 08:46 Min. – Nicolaus, 32:27 Min.).

Schiedsrichter: Nils Blümel (Berlin) / Jörg Loppaschewski (Berlin); DHB-Spielaufsicht: Ronald Klein.

Zuschauer: 3.113, Rothenbach-Halle Kassel


Das nächste Spiel:

So., 20.11.22, 14:00 Uhr, MT Melsungen – SG Flensburg-Handewitt, Rothenbach-Halle Kassel