Minden - Die MT Melsungen verliert am neunten Spieltag in der DKB Handball-Bundesliga ihr Auswärtsspiel bei GWD Minden mit 27:32. Schon zur Halbzeit, beim 11:17-Rückstand, deutete sich an, dass es die Nordhessen an diesem Tage äußerst schwer gegen die seit Wochen im Höhenflug befindlichen Ostwestfalen haben würden.

Mit technischen Fehlern im Angriff und schwachen Torwürfen verschaffe das Grimm-Team dem Gegner ein ums andere Mal leichte Ballgewinne. Auch die Hintermannschaft war nicht immer im Bilde. Im zweiten Durchgang steigerte sich die MT zwar deutlich, gewann diesen Spielabschnitt sogar, was aber den hohen Rückstand aus Halbzeit 1 nicht mehr wettmachte.

Beste Schützen vor 2.361 Zuschauern in der Kampa-Halle waren Christoffer Rambo (11) für die Gastgeber und Timm Schneider (5) für die Rotweissen. Bereits am Dienstag muss die MT erneut reisen. Dann geht es zum DHB-Pokalspiel nach Mittelhessen gegen die HSG Wetzlar.

Die MT musste am Sonntag ohne den verletzten Michael Müller (Mittelfußbruch) in Minden antreten. Ansonsten hatte Heiko Grimm alle Mann an Bord, also auch den zuletzt durch Handgelenkprobleme gehandicapten Timm Schneider. Der MT-Coach ließ im Angriff mit Yves Kunkel, Julius Kühn, Domagoj Pavlovic, Simon Birkefeldt und Felix Danner beginnen. Im Tor stand zunächst Nebojsa Simic und in der Abwehr ersetzte Finn Lemke Tobias Reichmann.

Der erste Angriff des Spiels gehörte den Hausherren und die erste Torhüterparade den Gästen: Simic parierte glänzend ein Sprungwurfgeschoss von Michaelczik und war damit indirekt dafür verantwortlich, dass die MT in Führung gehen konnte. Das 0:1 besorgte Spielmacher Pavlovic, der sich an den Kreis gestohlen hatte und dort mustergültig von Kühn bedient wurde.

Um es vorweg zu nehmen: Dies sollte die einzige Melsunger Führung im gesamten Spiel bleiben. Denn nach dem Ausgleich durch Rambo bestimmte Minden, das zuletzt zwei Siege in Folge gelandet hatte, mehr und mehr die Szenerie. Linksaußen Korte traf gleich zweimal hintereinander und Birkefeldt verkürzte auf 3:2 (8. Min.). Danach war Mindens Regisseur Doder zweimal erfolgreich, was Heiko Grimm beim Stand von 5:2 schon nach knapp 10 Minuten zur ersten Auszeit und einem umfangreicheren Wechsel veranlasste. Schneider kam für den glücklosen Kühn, Maric für Danner und Mikkelsen für Birkefeldt.

Die erhoffte Besserung trat nicht ein. Im Gegenteil, der Gegner eilte über 7:3 (12.), 9:4 (16.) auf 11:5 (21.) davon. Die Abwehr präsentierte sich als zu löchrig, es fehlte hier oft an Galligkeit und die Bewegungen waren zu langsam, um die immer selbstbewusster agierenden Mindener aufzuhalten. Vorne brachte sich die MT meist selbst um die Chance, das Spiel knapper zu gestalten. Zu viele technische Fehler oder unvorbereitete Abschlüsse bescherten den Hausherren immer wieder leichte Ballgewinne, die diese in Tore ummünzten. Dabei taten sich vor allem der Halbrechte Christoffer Rambo und Mittelmann Dalibor Doder als treffsichere Schützen hervor. Doder, selbst 39, ließ mit variantenreichen Würfen die MT-Abwehr ziemlich alt aussehen. Bis zum Ende des Spiels sollte es der Routinier auf acht Tore bei neun Versuchen bringen.

Der Halbzeitstand von 17:11 dokumentierte schonungslos den Leistungsunterschied zwischen den beiden Kontrahenten.

Im Verlauf des zweiten Durchgangs zeigte die MT, dass sie die Lektion aus Halbzeit 1 nicht auf sich beruhen lassen wollte und legte sich nochmal richtig ins Zeug. In der Abwehr, die Grimm von 6:0 auf 5:1 umgestellte hatte, wurde besser zugepackt, die Bewegungen insgesamt waren schneller, wenngleich dies allein noch nicht ausreichte, um den deutlichen Rückstand aufzuarbeiten.

Das gelang erst ab etwa Minute 43. Nebojsa Simic, der wieder für den zwischenzeitliche eingewechselten Johan Sjöstrand im Kasten stand, zeigte eine tolle Parade, machte danach schnell den Platz für einen weiteren Feldspieler frei und vorne gelang Mikkelsen das 22:18. Doch statt weiter zu verkürzen, kam Minden erneut auf und hatte beim 26:21 (53.) wieder deutlich Oberwasser.

Wenige Minuten zuvor musste die MT eine doppelte Unterzahl überstehen. Zuerst wurde gegen Allendorf eine Zeitstrafe verhängt, kurz darauf musste Philipp Müller den Weg auf die Tribüne antreten. Sein Einsteigen gegen Rambo quittierten die Referees mit der Roten Karte. Dennoch hatte sich die MT knapp vier Minuten vor Schluss wieder auf drei Tore herangekämpft (28:25). Timm Schneider auf Halbrechts, kurbelte den MT-Angriff noch einmal effektiv als Torschütze an. Allein die Zeit lief den Nordhessen davon. Und weil Minden zwischen den MT-Treffern meist auch selbst noch zu Erfolgen kam, mündete das Spiel am Ende in den verdienten 32:27-Erfolg der Ostwestfalen, die damit den dritten Sieg hintereinander feierten und sich über Platz sieben freuten. Zurück blieb eine enttäuschte MT, die die Niederlage auf Rang neun zurückwarf.

Schon am Dienstag gibt es für die Rotweissen Gelegenheit sich zu rehabilitieren. Dann steht im DHB-Pokal der Kampf ums Viertelfinalticket auf dem Spielplan – Gastgeber ist dann die HSG Wetzlar.


Stimmen zum Spiel:

MT-Trainer Heiko Grimm: Wir haben heute eine undisziplinierte Leistung gebracht. In ganz vielen Phasen des Spiels haben wir uns nicht an Absprachen gehalten, sei es in der Vorwärtsbewegung oder im Abwehrverhalten. Fakt ist, dass wir auf diese Art und Weise nicht erfolgreich sind und auch niemals sein können. Die Spieler sollten sich überlegen, ob man sich als Mannschaft nicht besser an die Vorgaben hält. Es muss ein Rädchen ins andere greifen. Das ist aktuell nicht so. Man sieht das Resultat. Mein Vorschlag wäre, das noch einmal zu überdenken. Sonst wird das nichts. Wir haben übermorgen eine sehr wichtiges Spiel. Das geht wirklich nur gemeinsam. Es muss jeder für den anderen spielen und kämpfen, gute Pässe spielen usw. – und zwar als Mannschaft. Nur so kann uns das gelingen – am Dienstag, aber allgemein auch in Zukunft.

MT-Vorstand Axel Geerken: Wir haben in den letzten Wochen schon mehrfach über unerklärliche Dinge gesprochen. Wir sind stark kritisiert worden und ich habe dann stets um Geduld gebeten. Heute aber muss ich allen Kritikern Recht geben. Die haben offenbar in allen Punkten recht. Das, was wir zeigen, ist deutlich zu wenig. Wir schaffen es gegen Minden nicht – bei allem Respekt – überhaupt ins Spiel zu kommen und liegen sofort aussichtslos zurück. Wir haben eine große Klatsche in Kiel bekommen, haben ein katastrophale zweite Halbzeit gegen die Rhein-Neckar Löwen gespielt und haben immer wieder versucht, das vernünftig aufzuarbeiten. Heute fällt es extrem schwer, jetzt noch irgendjemanden in Schutz zu nehmen – einschließlich mir. Wir müssen uns alle sehr genau hinterfragen, was wir hier machen. Denn in dieser Art und Weise darf sich ein Mannschaft wie die MT Melsungen nicht präsentieren. Jeder, der unser Trikot trägt oder irgendeine Funktion ausübt, muss sich überlegen, ob er genug investiert, um eine gute Leistung zu bringen. Ich bin der Meinung, wir tun dies alle gemeinsam nicht. Wir stehen jetzt im Niemandsland der Tabelle. Das war eindeutig nicht unser Ziel. Da muss viel mehr kommen und dazu hat die Mannschaft am Dienstag die nächste Gelegenheit.

GWD-Trainer Frank Carstens: Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft. Was wir in der ersten Halbzeit gespielt haben, ist für uns schwer zu verbessern. Es waren sehr viele Dinge nahe an dem Limit, was für uns möglich ist. Wir hatten uns einiges vorgenommen, was für uns in ganz vielen Bereichen aufgegangen ist. Zum Beispiel wollten wir zum Abschluss kommen und Melsungen nicht in Tempospiel kommen lassen. In der ersten Halbzeit ist das bei einem technischen Fehler nur einmal nicht gelungen. In der zweiten Halbzeit haben wir es aufgrund der schnellen Mitte, die Melsungen gespielt hat, nicht immer geschafft, hinter den Ball zu kommen. Insgesamt hatten wir nur fünf technische Fehler. Die Vorgabe war, komplett zu bleiben, keine Zeitstrafen zu kassieren. Das ist gelungen. Insgesamt muss ich der Mannschaft ein Kompliment machen, dass sie sich an das gehalten hat, was wir uns vorgenommen hatten.


Statistik:

GWD Minden: Espen Christensen (1.-60. Min.; 16 Paraden, 27 Gegentore), Kim Sonne-Hansen (bei 2 Siebenmetern; 0 P., 2 G.) – Christoffer Rambo 11, Dalibor Doder 8/2, Max Staar 5, Mats Korte 4, Marian Michalczik 1, Andreas Cederholm 1, Magnus Gullerud 1, Lukas Kister 1, Aliaksandr Padshyvalau, Miljan Pusica, Kevin Gulliksen – Trainer: Frank Carstens.

MT Melsungen: Nebojsa Simic (1.-23. Min. und 30.-60. Min.; 10 P., 12 G.), Johan Sjöstrand (23.-30. Min., 0 P., 5 G.) – Timm Schneider 5, Michael Allendorf 4, Julius Kühn 4, Lasse Mikkelsen 4, Tobias Reichmann 4/3, Marino Maric 2, Simon Birkefeldt 1, Felix Danner 1, Finn Lemke 1, Domagoj Pavlovic 1, Dimitri Ignatow, Yves Kunkel, Philipp Müller – Trainer Heiko Grimm.

Strafwürfe: 2/2 – 3/3

Zeitstrafen: 6 Min. – 6 Min. (Rambo, 24., 34.; Staar, 51. – Allendorf, 26., 49.; Müller, 41.).

Disqualifikation: Philipp Müller (49., Tätlichkeit)

Schiedsrichter: Marcus Hurst (Oberursel) / Mirko Krag (Frankfurt)

Zuschauer: 2.361, Kampa-Halle, Minden.

Spielfilm: 0:1 (2. Min.), (2:1 (5.), 5:2 (10.), 8:4 (15.), 10:5 (20.), 13:8 (25.), 17:11 (30.), 19:13 (35.), 22:16 (40.), 23:18 (45.), 25:19 (50.), 27:23 (55.), 32:27 (60.).


Die nächsten Spiele:

Di., 16.10.18, 20:00 Uhr, HSG Wetzlar – MT Melsungen (DHB-Pokal), Rittal Arena Wetzlar

So., 21.10.18, 16:00 Uhr, MT Melsungen – Bergischer HC, Rothenbach-Halle Kassel