Magdeburg - Für das Weihnachtssportfest in Magdeburg hatten 179 Sportler ihre Meldungen abgegeben. Die beiden MT-Athleten Maybritt Böttcher und Niclas Dittmar mussten krankheitsbedingt ihren Start absagen. Doch für Vivian Groppe gingen die Steigerungsläufe in dieser noch jungen Hallensaison weiter. Die Perspektivkaderathletin des Deutschen Leichtathletik-Verbandes ging in der Hauptstadt des Landes Sachen-Anhalt viermal an den Start und stellte dabei am dortigen Olympiastützpunkt für neue Rekorde auf.

 Vivian Groppe verbesserte sich über 150 Meter um fast eine halbe Sekunden und überraschte die deutsche Jugendmeisterin Chelsea Kadiri, die sich bei der U18-EM in Israel die Silbermedaille sicherte. (Foto: privat)Weil der hartnäckige Schnee und die eisige Kälte in den letzten beiden Wochen im Melsunger Waldstadion kein Sprinttraining zuließen und in der Stadtsporthalle nur kurze Sprints ohne Spikes möglich sind, absolvierte die 18-Jährige ihr Sprinttraining in der Langenberg Sporthalle in Großenritte. Und weil ihre Trainingszeiten auf den kurzen Distanzen sehr schnell waren, startete Vivian trotz ihrer schweren Beine beim Weihnachtssportfest in Magdeburg und verzichtete auf einen DLV-Lehrgang in Dortmund. Sie startete zunächst im hochkarätig besetzten Dreikampf, der aus drei Kurzsprints bestand. Dabei jagte ein Höhepunkt den nächsten. Abschließend wurde noch ein 150m-Lauf durchgeführt.

Im Dreikampf mussten die Sprinterinnen einen 30m-Lauf absolvieren. Chelsea Kadiri (Magdeburg), die schnellste Jugendliche Deutschlands, die bei der U18-EM in Jerusalem im 100m-Halbfinale mit 11,52 Sekunden einen Meisterschaftsrekord lief und sich im Endlauf mit 11,50 die Silbermedaille sicherte, legte die 30 Meter in 3,92 zurück. Lokalmatadorin Lara-Noelle Steinbrecher, die mehrfache deutsche Jugendmeisterin über 200 Meter, wurde mit 3,95 Sekunden gestoppt. Danach kam der Auftritt von Vivian Groppe, die bei der Anreise in einen Stau geriet und dadurch über eine halbe Stunde später ankam. Doch die 18-Jährige ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen und ging hoch motiviert an den Start. Mit 3,93 Sekunden pulverisierte sie den 30 Jahre alten Hallenrekord für den Schwalm-Eder-Kreis, den Kersten Flore (Fritzlar) am 20.12.1992 in Hanau mit 4,05 Sekunden aufgestellt hatte, um 0,12 Sekunden. „Die über 300 Kilometer lange Anreise mit der frühen Abfahrt vor sieben Uhr hatte sich damit schon gelohnt“, strahlte Vivian. Doch bei einer Rekordverbesserung sollte es nicht bleiben.

Im zweiten Wettbewerb, „30m-fliegend“, mussten die Sprinterinnen nach einem Anlauf mit hoher Geschwindigkeit durch eine Lichtschranke laufen, wodurch eine Uhr ausgelöst wurde. Durch die zweite Lichtschranke, die dreißig Meter davon entfernt aufgestellt war, wurde die Laufzeit für diesen Abschnitt gestoppt.

Beim Hallenmeeting Mitte November in Baunatal verpasste Vivian ihren eigenen Kreisrekord 3,29 nur um 0,02 Sekunden. In Magdeburg hielt die Uhr schon bei 3,22 Vivian Groppe (Foto: privat).Sekunden an. Mit dieser vorzüglichen Zeit stellte Vivian die zweite Bestleistung an diesem Morgen auf und baute auch ihre Führung im Dreikampf weiter aus, denn Lara-Noelle Steinbrecher war 0,05 Sekunden langsamer als die Jugendliche aus Beiseförth. Chelsea Kadiri, die für ein paar Tage auf den kanarischen Inseln (Teneriffa) unter südlicher Sonne trainiert hatte, lief mit 3,16 Sekunden erwartungsgemäß die schnellste Zeit.

Mit dem 60m-Lauf wurde der Sprint-Dreikampf beendet. Seit dem 18. Dezember 2021 stand die persönliche Bestzeit von Vivian bei 6,68 Sekunden. Sie stieg am 12. November in Erfurt mit 7,88 in die Hallensaison ein und verbesserte sich am 03. Dezember in Großenritte auf 7,73 Sekunden. In Magdeburg lieferte sie der EM-Silbermedaillengewinnerin einen packenden Zweikampf. Lag auf der ersten Hälfte Chelsea Kadiri knapp in Führung, wurde sie von Vivian ein- und dann sogar überholt. Doch kurz vor der Ziellinie wurde sie von der deutschen U18-Meisterin noch abgefangen. Mit 7,59 Sekunden lief Kadiri, die auch als Staffelläuferin bei der U20-WM in Kolumbien eingesetzt wurde, als Erste über die Ziellinie. Für Vivian gab es im dritten Wettbewerb den dritten Rekord. Sie verbesserte sich auf 7,63 Sekunden und blieb deutlich vor L. Steinbrecher (7,91).

„Ich verliere im Augenblick noch wertvolle Zeit am Start, sonst hätte ich unter 7,60 laufen können“, meinte Vivian selbstkritisch nach der Siegerehrung im Dreikampf, den sie mit 2552 Punkten überlegen vor den beiden Magdeburgerinnen Steinbrecher (2482) und Debora Hartmann (2394) gewinnen konnte.

Mit 2552 Punkten holte sich Vivian Groppe überlegen den ersten Platz im Sprint-Dreikampf vor den beiden Magdeburgerinnen Steinbrecher (2482) und Debora Hartmann (2394). (Foto: privat)Als letzter Wettbewerb stand der mit Spannung erwartete 150m-Lauf auf dem Programm, wo mit Chelsea Kadiri, Lara-Noelle Steinbrecher und Vivian Groppe die drei deutschen Jugendmeisterinnen im Sprint über 100 und 200 Meter der letzten drei Jahre in einem Wettbewerb starteten.

Im ersten Zeitendlauf lief auf Bahn vier Chelsea Kadiri unmittelbar vor Vivian Groppe. Erneut legte Kadiri einen sehr guten Start hin. Doch als die Läuferinnen unter den Beifall der fachkundigen Zuschauer auf die Zielgerade einbogen, lagen sie auf gleicher Höhe. Wer würde sich dieses Mal durchsetzen? Vivian entschied diese Frage und besiegte die deutsche 100m-Meisterin mit 18,28 zu 18,36 Sekunden.Damit stellte sie mit ihrem vierten Rennen auch ihren vierten Rekord auf. Sie blieb mit 18,28 fast eine halbe Sekunde unter ihrer Bestzeit von 18,74 Sekunden, mit der sie sich vor einem Jahr in das Rekordbuch des Schwalm-Eder-Kreises eingetragen hatte.

Lara Steinbrecher, die noch im Februar 2022 mit 24,22 deutsche U20-Hallenmeisterin über 200 Meter wurde, spielte mit 18,64 Sekunden keine Rolle. „Ich weiß noch gar nicht, was ich dazu sagen soll. Ich habe gekämpft und habe das geschafft, was ich mir vor dem Rennen nicht vorstellen konnte, denn ich lief über 150 Meter schneller als Chelsea Kadiri und Lara Steinbrecher. Ich bin komplett zufrieden und glücklich, sagte eine strahlende Vivian Groppe nach diesem furiosen Rennen und war kaum außer Atem.