Aschaffenburg - „Mit meiner Bilanz im Kugelstoßen und Diskuswerfen kann ich am Ende der Saison 2018 sehr zufrieden sein“, strahlte Luis André, nachdem er beim Saisonabschluss in Aschaffenburg im letzten Versuch des Kugelstoßens zum ersten Mal über die 16m-Marke kam und somit innerhalb von drei Wochen den Kugelstoß-Landesrekord der M13 von 15,59 über 15,67 auf 16,30 Meter pulverisieren konnte.

Damit ist der 13-jährige Melsunger Gesamtschüler, der die Klasse 8a G besucht, in der Geschichte des Hessischen Leichtathletik-Verbandes (HLV) der erste U14-Schüler, der die 3kg-Kugel in einem Wettkampf über 16 Meter stieß. Mit dieser Leistung gehört das Melsunger Aushängeschild in der ewigen deutschen Bestenliste zu den TOP-TEN-Kugelstoßern der U14.

Bevor Luis André am 01.01.2018 in die Altersklasse der M13 wechselte, eilte er bereits von Sieg zu Sieg und dominierte bundesweit bei allen Wettkämpfen der M12 im Kugelstoßen und Diskuswerfen. Noch zu Beginn des Jahres 2018 stand der Kreisrekord im Kugelstoßen der M13 bei 13,04 Meter und wurde seit dem 13. Juni 2004 von Yannik Städter (Fritzlar) gehalten. Dessen Vorgänger war Manfred Müller (TSV Der neue hessische Rekordhalter im Kugelstoßen vor seinem entscheidenden Stoß.Spangenberg), der am 01.10.1989 in Altmorschen auf 13,01 Meter kam. Seit diesem Jahr steht der Rekord für den Schwalm-Eder-Kreis und für das Land Hessen bei 16,30 Meter.

Unmittelbar nachdem der Melsunger Ende September in Göttingen die acht Jahre alte hessische Rekordmarke auf 15,67 Meter verbessert hatte, setzte er sich ein neues Ziel: „Ich will bei meinen drei letzten Wettkämpfen einen gültigen 16m-Stoß in meiner Serie haben" sagte der 13-Jährige.

Obwohl das Diskuswerfen in den letzten Trainingseinheiten deswegen etwas vernachlässigt wurde, lieferte Luis Andre zu Beginn des Werfertages in Aschaffenburg auch mit der Scheibe eine starke Vorstellung ab. Wenngleich der Rückenwind den Diskus nie aussegeln ließ und frühzeitig nach unten drückte, erreichte er die Super-Weite von 49,11 Meter, an die bundesweit kein Gleichaltriger in diesem Jahr nur annähernd herankam.

Eine Stunde später beeindruckte der sportliche Botschafter der Stadt Melsungen beim Einstoßen an der Kugelstoßanlage mit locker erzielten 15m-Weiten. Im Wettkampf schien der HLV-Kader-Athlet dann wie ausgewechselt, denn er kippte beim Abstoßen der Kugel mit der linken Schulter ab. Dadurch konnte er keine optimale Streckung erzielen, so dass die Kugel viel zu flach über dem Boden flog. Trotz dieser Schwäche kam er in seiner Serie dreimal deutlich über die 15m-Marke, und jeder der Anwesenden hatte das Gefühl, dass der 13-Jährige mindestens noch einen Meter weiter stoßen könnte. Als er zum letzten Mal den Kugelstoßring betrat, konzentrierte er sich länger als sonst und schoss die sechs Pfund schwere Eisenkugel mit einer hohen Abstoßgeschwindigkeit aus dem Kugelstoßkreis. Obwohl die Flugkurve erneut viel zu flach war, schlug die Kugel erst bei 16,30 m auf. Nach diesem gültigen Stoß konnte man die Freude im Gesicht von Luis André erkennen. Er hatte mit diesem Versuch sein Ziel erreicht und seinen eigenen Landesrekord um 63 Zentimeter verbessert. „Der Stoß war nicht optimal. Hätte ich meine Beine beim Abstoß besser eingesetzt, wäre die Kugel nicht nur höher, sondern auch einen halben Meter weiter geflogen“, sagte der 13-Jährige, der seine Fehler selbst erkennt und anspricht, sehr selbstkritisch.

„Ich habe in den letzten Wochen meinen Trainingsaufwand durch ein intensives Krafttraining etwas erhöht," sagte Luis, als er nach dieser Meisterleistung von einigen Senioren in Aschaffenubrg nach seinem Training gefragt wurde. Aber die Kraft allein ist nicht ausschlaggebend. Erst das Gefühl für das Wettkampfgerät sowie die Schnellkraft machen einen guten Kugelstoßer bzw. Diskuswerfer aus. "Und Luis hat eine Menge davon anzubieten“, sagte Alwin Wagner, der gemeinsam mit der Techniktrainerin Hella Böker das große Melsunger Talent behutsam vorbereitet. Seine Stärken, Disziplin, Ehrgeiz und Spaß am Kugestoßen und Diskuswerfen, geben Hoffnung, dass Luis André im kommenden Jahr mindestens vier Titel bei den Landesmeisterschaften gewinnen kann.


Text und Fotos: Alwin J. Wagner